Elissavet Patrikiou/Michalis Pantelouris: Gastfreundschaft

Hölker Verlag

Preis: 29,95 €

Schön, dass Du da bist, komm rein, setz Dich wir wollten sowieso gerade essen!

Worum geht`s – oder gemeinsam essen macht einfach mehr Spaß?

Dieses Buch ist ein Kochbuch und ein Buch über das Leben und vor allem ein Buch von Menschen und über die Menschen hinter den Rezepten. Ein Plädoyer für die Gastlichkeit. Was verbindet uns mehr als das Essen? Ganz gleich, wo auf der Welt wir geboren werden, egal, was wir glauben, beim gemeinsamen Essen können wir uns kennen lernen über einem dampfenden Teller sitzen, reden, genießen, und uns ohne Scheu auf Neues einlassen. Die Fotografin und Autorin Elissavet Patrikiou hat über ein Jahr lang Menschen aus aller Welt in Deutschland getroffen. Mit ihnen gekocht, gegessen und gelacht und ihre Rezepte und Geschichten zusammen mit ihrem Co-Autor Michalis Pantelouris aufgeschrieben.

Wer sind die Autoren?

Elissavet Patrikiou arbeitet seit über 20 Jahren als freie Fotografin und hat sich auf Foodfotos und Kochbücher spezialisiert. Die griechische Küche, für sie eng verbunden mit vielen spannenden Begegnungen und schönen Erlebnissen in ihrer Heimat, liebt sie ganz besonders.

Michalis Pantelouris ist Autor beim Süddeutsche Zeitung Magazin, Editor-at-Large bei L’Officiel und Kolumnist bei GQ und Emotion. Er schreibt außerdem für Zeit, GEO und andere.

Was ist drin?

Elissavet Patrikiou hatte am Anfang gar nicht vor, dieses Kochbuch zu machen, schon länger hat sie mit Menschen zusammen gekocht und die Fotos dieser gemeinsamen Abende auch mal bei Facebook online gestellt. Genauso ist es bei uns schließlich auch, wir teilen dort mit Freunden und lieben Menschen unser Leben. Und dann hat ihr ein Mensch, den sie sehr schätzt gesagt: »Frau Patrikiou, Sie müssen ein Buch über Ihr Leben machen, Sie kennen so viele interessante Leute.« Erstmal war das kein Thema für Elissavet, denn es ging bei diesen Bildern nicht um ihren Job, sondern um ihr Leben, eine Fotografin sieht überall Bilder, wir Kochenden haben beim Gang durch die Natur, bei den Kräutern am Wegesrand sofort ein Aroma in der Nase, das vielleicht am nächsten Tag spannend für den Teller inszeniert wird.

Wir machen uns einfach einen schönen Tag!

Gastfreundschaft, ist etwas zutiefst persönliches, es geht nicht nur um Rezepte, sondern wenn wir Gäste haben, servieren wir unsere Lieblingsgerichte, wir wollen das alle sich wohl fühlen, dass es unseren Gästen gut schmeckt, sie lachen und sich gut unterhalten und dies als besonderes Erlebnis mit nach Hause nehmen. Ein echtes Buch über dieses Thema zu machen, kann heikel werden, denn es funktioniert definitiv nicht nur mit gestylten Fotos und Rezepten, die wir irgendwo abgeguckt haben, sondern nur mit unseren Lieblings-Rezepten und Gastgebern, die echt sind und sich nicht hinter einer stylischen Umgebung verstecken.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich dieses Buch beim Blättern durch die Verlagsvorschau, „nicht auf dem Zettel hatte“, mir schien es mal wieder ein Buch zu sein, dass uns Multi-Kulti für die heimische Küche mit ein paar netten Fotos liefert, wie es mir inzwischen auch mit vielen Büchern zur Food-Truck-Szene geht. Bei den meisten springt bei mir der Funke einfach nicht mehr über und ich fühle mich auch nicht mehr persönlich angesprochen, auch nicht kulinarisch. Im Gegenteil ich habe das Gefühl bei vielen Büchern sind wieder mal Autoren, Köche, Fotografen und Büchermachen hinter dem Trend hinterher. Dann habe ich mir „Gastfreundschaft“ in der Buchhandlung angeschaut und mich sofort verliebt in das Buch, die Fotos und die Geschichten sind sehr einfühlsam und echt, es gibt keine gecasteten Protagonisten, sondern die Fotografin hat Menschen besucht, die sie schon ewig kennt oder neu kennengelernt hat und die sie als tolle Menschen empfindet. Für Elissavet Patrikiou bedeutet das, dass jemand mit ganzem Herzen bei der Sache ist und dass ist das was letztendlich Gastfreundschaft auch ausmacht. Folgerichtig war der Plan vorab einfach, wir machen uns einfach einen schönen Tag, egal wer dabei ist, egal was auf den Tisch kommt.

Von Typen und Kreativen
– in Hamburg liegt Sri Lanka gleich um die Ecke von Griechenland

Herausgekommen sind dabei sehr persönliche Begegnungen, z. B. mit Leonie aus Sri-Lanka, die 1978 nach Deutschland gekommen ist, im schlimmsten Winter, an den sie sich erinnern kann, die jeden Tag etwas scharfes essen muss und seit ihrer Kindheit jeden Tag ihres Lebens ein Ritual hat: Sie legt ihre Hände an den Reistopf und betet. Es gibt kein Bild auf dem sie nicht aus vollem Herzen lacht, Leonie betreibt einen Food-Stand, der so fröhlich bunt ist wie sie selbst und serviert uns gerne die Gerichte, die sie seit ihrer Kindheit auf Sri Lanka kennt und deren Rezepte ursprünglich von ihrer Mutter stammen. Es gibt bei ihr z. B. Devil-Scampi, Papadam und Linsencurry.

Alexandros Sistakos besitzt in Hamburg ein Restaurant, das ein ehemaliger Buchladen war.  und er hat beschlossen, die Wandregale stehen zu lassen und den Laden einzurichten wie die Bibliothek eines englischen Lords – mit Sesseln und Sofas, Schachbrett und allem, was sonst noch im Regal eines Mannes steht, der die Welt gesehen und dabei mit Geschmack Souvenirs gesammelt hat. Bei ihm hat alles seinen Platz und die Gäste werden, wenn sie mal wieder ohne nachzudenken, ihre Jacken einfach mal über die Lehne der antiken Stühle hängen, gerne auf die Garderobe aufmerksam gemacht. Wenn Platz knapp ist, dann verfügt er ebenso über pfiffige Ideen, wie er kurzerhand sein Lokal erweitert, einfach einen Parkschein ziehen und der Tisch für die Gäste wird in der Parkbucht vor der Tür aufgebaut. Er kocht im Buch ein griechisches Stifado an diesem Tag, auch ein „Hamburger Rundstück“ (eigentlich bezeichnet man damit Brötchen oder Schrippen, Alexandros serviert die Luxus-Variante, mit gegartem Schweinehals und Bratensauce) und alles Mögliche andere, Alexandros war noch nie bereit, sein Leben von irgendwelchen anderen Regeln bestimmen zu lassen, als von seinem eigenen Geschmack.

Charly Jungbluth, den jeder im Hamburger Karolinenviertel kennt und mag, betreibt eines der bekanntesten Tattoo-Studios Deutschlands, wobei er selbst ausschließlich pierct. Charlys Motto lautet: » Rock ’n’ Roll und fette Beute!«, Neben allem anderen ist Charly auch so etwas wie eine Institution, wenn er wirklich irgendwann mal wie geplant, in sein Haus auf einer kleinen thailändischen Insel verschwinden sollte, dann wird das für viele Bewohner des Viertels, die dessen individuellen Style lieben, ein Zeichen sein, dass es Schluss ist mit Typen und kreativen individuellen Läden. Aber bis dahin ist es hoffentlich noch ein bisschen hin und Charly serviert für seine Freunde ganz bodenständig, z. B. ein Kartoffel-Curry-Gratin mit gebratener Schinken-Putenbrust oder Charlys Curry-Schmackofatz.

Fazit – oder warum ich mich in dieses Buch verliebt habe!

Ich schaue mir jedes Jahr viele, eigentlich fast jeden Tag ein Kochbuch an, viele begeistern mich, weil ich das Gefühl habe, hier tun Menschen wirklich etwas, was sie lieben oder ich lasse mich entführen in eine kulinarisch neue Welt. Was ich aber noch mehr liebe sind authentische Menschen, Typen und echtes und einfaches Essen, gerne in Gesellschaft und auch mal ganz spontan, wenn ein Freund oder Freundin vor der Tür stehen und da komme ich mit diesem sehr persönlichen Koch- und Bildband voll auf meine Kosten und es lässt mich hoffen, dass Kochbücher noch von Menschen für Menschen gemacht werden und nicht von einer Agentur, die uns nach der Marktanalyse noch schnell ein Buch zum letzten Trend unterjubeln möchte. Ich war glücklich all diese Menschen und ihre persönlichen Lieblings-Rezepte kennenzulernen und freue mich auf viele weitere unkomplizierte kulinarische Abenteuer mit ihnen.

Herzlichen Dank für die Übersendung als Rezensionsexemplar.