Malakeh Jasmati: Malakeh

Malakeh Jasmati: Malakeh

Sehnsuchtsrezepte aus meiner syrischen Heimat

ZS Verlag

Preis: 34,– €

Essen verbindet!

 Wer kocht?

 Essen als Lebensmittelpunkt!

 Syriern, die Heimat von Malakeh Jasmati und vieler anderer geflüchteten liegt in Schutt und Asche und aktuell können wir nicht mal sagen, ob die Kämpfe und Bombardements dort jemals aufhören.

Vor ihrer Flucht nach Deutschland hatte Malakeh Jasmati es in ihrem jordanischen Exil zu einer bekannten und äußerst beliebten TV-Köchin im gesamten arabischen Raum geschafft. Bei dem regierungskritischen Sender „Orientonair“ kochte sie nicht nur, sondern besprach mit Prominenten nebenbei noch Kultur und Politik.

Die Heimat im Herzen und in der Küche festhalten…

Heimat ist ein starkes Band, das Menschen Erdung und Sicherheit gibt, besonders Gerüche und Geschmäcker werden immer wichtiger für uns je weiter wir uns von unserer Heimat entfernen. Malakeh Jasmati ist inzwischen im 4000 Kilometer entfernten Berlin zu Hause und retten konnte sie nicht viel, lediglich ein paar Gewürze sind ihr geblieben und damit kochte sie tapfer gegen das Heimweh an. Die aus Damaskus gebürtige Jasmati erklärt, dass Syrer ein besonderes Verhältnis zu ihren Speisen pflegen, es geht ums Teilen und gemeinsamen Genuss und darum das Beste der Saison mit Liebe und viel Gefühl auf den Tisch zu bringen, um den sich häufig schon eine Schaar erwartungsvoller Esser versammelt hat. Ein Bild das die Realität in typischen deutschen Wohnzimmern geradezu erbärmlich erscheinen lässt, denn bei uns sitzen nicht wenige am Abend allein vor dem Fernseher oder dem Computer und verzehren die eine oder andere Stulle dabei.

 Wie sieht es aus? – oder eine Schönheit stellt sich vor!

 Das Kochbuch ist ein Blickfang. Prachtvoll verziert mit farbigen und goldenen Ornamenten, lackierten Elementen und Prägedruck voneinander abgesetzt, macht „Malakeh“ richtig was her. So ein Schmuckstück hat seinen Preis, denn mit 34,– Euro ist es nicht gerade günstig, aber wunderschön geworden. Erinnerungen sollte man schön verpacken, dass finde ich auch und freue mich über dieses Schmuckstück in meinem Kochbuch-Regal.

Was ist drin?

 Ein sehr persönliches Kochbuch von einer leidenschaftlichen Köchin

 „Malakeh: Sehnsuchtsrezepte aus meiner syrischen Heimat“ ist vor allem ein Kochbuch voller Nostalgie. Traditionelle Rezepte überwiegend aus dem Westen Syriens, persönliche Eindrücke sowie tradierte Geschichten sind die Essenz des Buches, weniger der allumfassende Blick in die syrische Küche, sondern die geschickte Auswahl von Rezepten, die viele sich wünschen. Malakeh Jasmati überzeugt als leidenschaftlich Köchin, die mit viel Herzblut bei der Sache ist und macht schon gleich in ihrem Vorwort klar, worum es ihr geht und was syrisches Essen für eine Syrerin bedeutet: es geht ums Teilen mit den Nachbarn, Freunden, der Familie, egal wie alt oder reich wir sind. Sie möchte nicht das Vergangene, sondern die schönsten kulinarischen Erinnerungen über das Teilen mit uns für sich aufrechterhalten.

Viele Klassiker, ein wenig angepasstes und vor allem viele leckere Kibbeh….

Die Präsentation der Rezepte sieht auf den ersten Blick recht klassisch aus und kommt unserem modernen Essverhalten sehr entgegen, es gibt Vorspeisen, Salate und kleine Gerichte ,vegetarische Hauptspeisen und Hauptgerichte mit Fleisch, außerdem Desserts und Gebäck. Die Köchin liefert gleich im ersten Teil bei den Kleinigkeiten die ganze Palette der bewährten Klassiker von Humus über Mottabal (Auberginenpüree mit Joghurt), Mhammara (Paprikapaste mit Walnüssen) Fattosh (Salat mit geröstetem Pitabrot), gefüllte Weinblätter, Tabouleh und Falalfel & Co, Mjadarah (Linsen mit Bulgur und Zwiebeln) ist da alles dabei, was wir mit arabischer Küche identifizieren und uns hier wünschen. Jasmati macht es uns dabei nicht zu schwer und ersetzt den typischen syrischen Käse im Rucola-Salat auf arabische Art gleich mit Parmesan. Das Original, was Malakeh’s Mutter aus dem ff beherrscht, sieht eine komplizierte Flechttechnik für den verwendeten Weichkäse vor, für die man schon ein wenig Übung braucht. Wer sich da schlau machen möchte, kann sich gerne hier schlaumachen.

Solidarität und Freude in der Küche

„Kibbeh ist ein Synonym für Solidarität und Freude erzählt Malakeh, wer dieses Gericht zubereiten will, braucht alle seine Nachbarn und Verwandten. Es ist so aufwendig, dass jeder dabei helfen muss. Und wenn die Kibbeh fertig sind, werden sie mit allen im Dorf geteilt, auch mit jenen, die nicht helfen konnten, weil sie krank oder alt sind. Früher, als es noch keinen Fleischwolf gab, hat man die Füllung in einem ausgehöhlten Stein mit einem Holzstößel zubereitet, dem sogenannten Jirin. Es erforderte viel Kraft. Nur die stärksten Frauen im Ort konnten diese Arbeit machen, und selbst die mussten sich abwechseln. Alle kannten das Geräusch vom Stößel, wenn er den Bulgur zerdrückte und ihn mit dem Fleisch vermengte. Schon aus der Ferne erkannten sie das rhythmische Stoßen und Stampfen. Wer immer das hörte, freute sich darüber, denn er wusste, heute wird es Kibbeh geben“, weiß die Autorin zu berichten. Diese Geschichte ist eine der vielen Geschichten mit denen Jasmati die Herzen ihrer Leser erobert und zeigt, dass sie nicht nur kochen will, sondern mit uns ihre Liebe zu dem Land, in dem sie geboren ist, teilen möchte. Das hat mich ebenso für Malakeh eingenommen, wie mich die vielen verschiedenen Kibbeh-Variationen, die das Buch liefert, die man auch allein hinbekommt, begeistert haben.

Madame kocht mit Effet – oder Obacht beim Pfeffer!

Malakeh Jasmati ist eine arabische Köchin, wie sie im Buche steht. Sie kocht mit viel Liebe und Leidenschaft, würzt sehr beherzt (20 g. hier von 20 g. davon….) und schwungvoll aus dem Händchen. „Kibbeh Mabromeh“ (Gefüllte Bulgurteigrollen), die ich probiert habe, kriegen richtig Pfeffer ab, im Rezept waren 20 g. angegeben. Das war mir persönlich doch ein wenig zu viel, auch wenn Bulgur viel Gewürz vertragen kann. Meine Recherche hat mich allerdings beruhigt, Rezepte anderer syrischer Köchinnen fügen solchen Speisen auch esslöffelweise Gewürze zu, damit also authentisch, beim Pfeffer kann man in meinen Augen jedoch Abstriche machen. Generell gilt, diese Ladys kochen aus dem Bauch raus und selten mit Rezept, deshalb sehe ich diese Art von Kochbücher nicht bei Anfängern. Es wird nicht alles aufs „Grämmchen“abgewogen, sondern auch schon mal mit Gläsern abgemessen, wie das bei den süßen Sünden im Buch der Fall ist, die Frau Jasmati auftischt. Probiert habe ich außerdem im Sommer bereits schon ein Auberginen-Tomatenpüree, das vielen Gästen auf unserer Grill-Party sehr gut geschmeckt hat. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Auberginen direkt über einer offenen Gasflamme grillen, das Aroma ist deutlich besser als im Backofen.

 Fazit: Malakeh Jasmati ist ein bemerkenswertes Buch zur syrischen Küche gelungen, weil sie leidenschaftlich und sehr sympathisch die Küche ihres Landes präsentiert. Es geht mehrheitlich um west-syrische Küche, denn die  Autorin stammt aus Damaskus und ihre Mutter kommt aus Aleppo und das bedeutet zum Glück „Kibbeh“ satt. Die Köchin hat keine Angst vor Gewürzen und schlägt beherzt zu, was mir auch bei anderen syrischen Köchinnen aufgefallen ist.

Ich habe bei meiner Rezension vor allem gelernt, dass man diese Kochweise nicht mit unseren Maßstäben messen kann, wenn wir das nicht eindeutschen wollen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich finde die Rezepte überwiegend authentisch, was mir wichtig ist, sehe es aber eher bei erfahrenen Köchen und Köchinnen, besonders in Bezug auf Mengenangaben, speziell auch bei den süßen Rezepten wo ein Glas häufig die Maßeinheit für die Zutaten darstellt, ohne das erklärt wird, wieviel da drin sein sollte. Mein aktuelles Lieblingskochbuch bei den syrischen Kochbüchern, die persönliche Präsentation der Autorin und die Auswahl der Rezepte machen da den Unterschied. Bei den Rezepten vertraue ich auf meine eigene Kocherfahrung und ggf. eine sorgfältige Nach-Recherche und ändere hier und dort etwas nach meinem Geschmack ab, das sollte man bei diesem Buch auch so tun, trotzdem ist es mir so lieber, als ein eingedeutschter Koch-Stil. Das Rezept-Register ist jedoch ausbaufähig und preislich ist das Buch kein Schnäppchen, aber es hat sich dafür auch richtig hübsch gemacht.

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