James Porter: Poke

James Porter: Poke

Fotos: Mowie Kay

Hölker Verlag

Preis: 25,– €

Hawaiianische Küche mit allen ihren Facetten

Worum geht’s?

 Poke Bowls kommen ursprünglich aus Hawaii und stellen dort eine Art Nationalgericht dar. Der Begriff “Poke” ist hawaiianisch und bedeutet so viel wie “in Stücke schneiden“. Wie beim guten alten Baukasten-Prinzip werden die in Stücke geschnittenen Zutaten für ein Poke in einer Schüssel (englisch “bowl”) angerichtet und serviert.  Prinzipiell ist da je nach Geschmack so allerlei denkbar, die klassische Zutat einer Poke Bowl ist allerdings roher Fisch. Das ist auf die Tatsache zurück zu führen, das diese Bowl ursprünglich von hawaiianischen Fischern erfunden wurde , die ihren Fang geschnitten und später mariniert haben ursprünglich von hawaiianischen Fischern erfunden wurde. Das traditionelle, hawaiianische Gericht Ahi Poke Bowl etwa besteht aus Gelbflossen-Thunfisch, der häufig mit Sushi-Reis ergänzt wird. Diese beiden Grundzutaten werden dann z. B. um frisches Gemüse und verschiedene Toppings ergänzt. Ob Algen, Avocado, Sesam, Lauchzwiebeln, Salat, Gurke oder Chili, viele weitere Optionen sind denkbar. Für einen zusätzlichen geschmacklichen Pepp sorgen würzige Soßen (beispielsweise Soja- oder Austernsoße), die über die Rohkost gegeben wird oder die vorab als Marinade für den rohen Fisch dient.

Aus Sushi wird in 2019 Poke, die Bowls können nämlich unkompliziert

Der Poke-Trend wälzt sich aktuell – wie vor vielen Jahren die Sushi-Euphorie – mit ungeheurer Geschwindigkeit durch die Städte Europas. Allein in Frankfurt gab es im letzten Jahr so einige Gastronomen, die mit Poke an den Start gingen. Die beliebte Schale, hat zudem den Vorteil, dass sie nicht nur viele Freiheiten lässt, erlaubt ist was schmeckt und sie stellt vor allem deutlich weniger Ansprüche an die kognitiven Fähigkeiten von uns Nachkochern. Das sind wir ja von Sushi durchaus anders gewohnt.

Wer ist der Autor?

 Londons „Geburtshelfer“ des Poke

James Porter ist ein in Großbritannien geborener Gastronom, der auf Hawaii und in Kalifornien aufgewachsen ist. 2012 startete er einen kleinen Straßenimbiss in London; 2016 eröffnete die erste Filiale von Island Poké, die in Großbritannien maßgeblich zum Poke-Hype beitrug.

Klingt schon mal sehr lecker und wie geht es weiter?

 Während die Gründung von Island Poké bei James Porter ursprünglich mit einer Huldigung an die traditionelle hawaiische Küche verbunden war, möchte er mit den Rezepten dieses Buches die verschiedenen Poke-Strömungen, die man innerhalb und außerhalb Hawaiis findet aufzeigen und mit leckeren Rezepten für uns kulinarisch erlebbar machen.

Was wird vorausgesetzt?

 Super frischer Fisch und ein japanisch ausgerichteter gut sortierter Asia-Laden

 Poke-Bowls verlangen nicht nur nach einem sehr guten Fischhändler, der mit superfrischer Ware weiterhelfen kann, sondern ein guter Asia-Laden ist von Nöten, in dem man sich beispielsweise japanisches Klebreismehl (Mochiko-Mehl), Yuzu-Früchte (eine aromatische Kreuzung aus Mandarine und Zitrone.) oder –Saft und Togarashi (ist eine Art japanisches Chilipulver) besorgen kann.

Wer übrigens das Togarashi-Gewürz Selbermachen möchte, dem empfiehlt der Autor vier Teile rotes Chilipulver, einen Teil Sesamsamen, einen Teil Zitronenabrieb und einen Teil gemahlene Nori-Algen zu mischen.

Kleiner Rundumschlag in Sachen Poke mit Einblicken in die Küche Hawaiis allgemein

 #Tradition

Neben der traditionellen hawaiischen Küche, der die gegenwärtige Poke-Szene auf den Inseln zugrunde liegt und diese mit authentischen Gerichten z. B. klassisches Ahi-Poke mit Gelbflossen-Thunfisch oder Tako-Poke aus Oktopusfleisch) kommen mit der Pacific Rim Cuisine, die sich mit dem Einfluss der Pazifik-Anrainer beschäftigt, oder der Hawaiian-Fusion (Kimchi Crab Cakes oder Teriyaki-Burger) weitere Spielarten dazu gekommen, die die Küche Hawaiis und die Poke-Kultur beeinflussen.

# was haben die Nachbarn beizusteuern?

Poisson Cru ist beispielsweise Tahitis Antwort auf das peruanische Ceviche. Der französische Name des Gerichts bedeutet übersetzt „roher Fisch“. Normalerweise wird dafür Thunfisch verwendet, der in Salzwasser gewaschen und anschließend in frischer Kokosmilch und Limettensaft mariniert wird. Darüber hinaus stellt James Porter Poke-Rezepte aus anderen Teilen der Welt vor, in denen sich die hawaiischen Originale völlig unterschiedlich entwickelt haben und beschäftigt sich nicht nur mit Poke, sondern gibt uns jenseits von Poke einen umfassenden Einblick in die Küche Hawaiis, die ebenso durch japanische (z. B. Auberginen-Poke und Ahi-Katsu, ein in einen Nori-Blatt-Mantel gewickelter Thunfisch und Shoyu-Chicken – gebratenes Hähnchenfleisch in Soja-Marinade) wie auch amerikanische Einflüsse geprägt wurde.

#Poke meets Fusion

 In James Porters Küche versammeln sich zudem sowohl die ursprünglichen Zutatenkombinationen als auch die neueren durch Fusion-Food angeregten Poke-Varianten (Wolfsbarsch-Crudo – durch einen Italien-Aufenthalt inspirierte Kreation aus Wolfsbarsch-Filets mit Radieschen, Daikon-Rettich, roten Zwiebeln und rotem Pfeffer). Allen gemein ist, dass sie immer mit den besten Zutaten zubereitet werden.

Der britische Poke-Fan erklärt mir weiterhin, dass auf Hawaii selbst es allein mindestens hundert Poke-Varianten gibt. Und seitdem das Gericht auch international seinen Siegeszug angetreten hat, ist die Anzahl nahezu explodiert. Einige Variationen, werden wie hawaiischen Poke zubereitet, legen bei der Auswahl der Zutaten jedoch viel Freigeist an Tag. Tri-Tip-Poke, ist ein saftiges Steak-Poke aus Santa Barbara, dass mit mexikanischen Pintobohnen, geschmort in rauchiger Chipotle-Paste, gehacktem Grünkohl und verschiedenen Salsas serviert wird. Poke-Burritos mit Aguachile-Garnelen stammen aus dem südkalifornischen Lieblings-Restaurant von Porter und sind ein perfekter Begleiter für einen mexikanischen Margarita-Cocktail. In einigen Neukreationen kommen schon mal untypische Aromen wie sauer eingelegtes Gemüse oder frittierter Grünkohl vor. Um sich dabei nicht gänzlich von seinem hawaiischen Ursprung zu entfernen, versucht man laut Porter stattdessen mit aufwendiger Deko aus essbaren Blüten und Beilagen wie grünem oder schwarzem Reis die typische hawaiianische Anmut, wiederherzustellen.

Und was gehört sonst zur hawaiianischen DNA?

Z. B. Trockfleisch (Pipikaula), das man jedoch auf den Inseln deutlich saftiger liebt, als wir das vom traditionellen Beef-Jerky gewohnt sind. Goldmakrele, die im pazifischen Raum Mahi Mahi genannt wird, ist nach Ahi der zweitbeliebteste Fisch auf Hawaii. Daraus wird bei Mr. Porter Gebratenes Mahi Mahi (Filet) mit Zitrone, dieses Gericht findet man auf sämtlichen Speisekarten Hawaiis, egal ob in den beliebten Foodtrucks oder in den Restaurants der Luxushotels. Es erinnert ein wenig an Piccata alla milanese, ein dünnes Kalbsschnitzel mit einer Soße aus Butter, Zitrone und Kapern.

 Festessen auf Hawaiianisch

Der gesellige Aspekt beim Essen wird auf den Inseln mit Luau-Gerichten bedient. Ein Luau ist ein Festessen, bei dem man zu bestimmten Anlässen wie Geburtstagen oder Abschieden zusammenkommt und sich gegenseitig feiert. Dabei gibt es immer reichlich zu essen, wobei jeder etwas zum köstlichen Büfett beisteuert. Niemand kommt mit leeren Händen und niemand geht, ohne eine gute Portion mit nach Hause zu nehmen. Die zentrale Speise zu einem Luau-Fest ist für gewöhnlich das Kalua Pig (s. S. 109), das in einem Imu zubereitet wird – einem Ofen, der in die Erde gegraben und mit Vulkansteinen und Bananenblättern ausgekleidet ist. Hier wird die Schweineschulter kurzerhand im Backofen gegart.

Komplementiert wird das z. B. mit Beilagen wie Ulu Mash, ein Püree aus der südpazifischen Brotfrucht (Ulu), diese ist auf Hawaii eine beliebte Alternative zu Kartoffelbrei. James Porter serviert das Püree mit Knoblauch und Butter, nach einem klassischen Rezept. Aufgetragen mit Salsas (Yuzu-Mango-Salsa ist eine herrlich frische Begleitung zu Lachs-Poke.) & Pickles (Annanas-Gurken-Kimchi) und mit diversen weiteren eingelegten Gemüsen und Chilis,wird daraus eine tolle Möglichkeit,  mit Familie und Freunden das Abendessen einfach nach Maui zu verlegen. Und weil ein Essen ohne Desserts, einfach nur die halbe Miete ist, gibt es z. B. eine Chia-Mango-Bowl mit Ingwer oder ebenfalls traditionelles Gebäck, auch Kulolo genannt, das aus Taro-Wurzeln und Kokosnuss besteht und gerne mit Pina-Colada-Sorbet serviert wird,  bei  Porter zum Nachtisch. Wer Lust hat, genehmigt sich zum Schuss noch einen Drink (z. B. Mango-Daquiri oder Litschi-Limonade).

probiert & verputzt:

 Mein Ausflug nach Hawaii habe ich so gehalten, dass ich den Poke-Klassiker (Ahi-Poke), außerdem das hawaiianisches Frühstücks- oder Brunch-Soulfood (Loco-Moco) und ein modernes Rezept (Fisch mit Sesam und Ingwer) kennenlernen konnte:

 Klassisches Ahi-Filet

© Mowie Kay/Hölker Verlag

„Großartig, so frisch und würzig, dass muss es unbedingt wieder geben!“, meinte der Mann an meiner Seite. „OK Schatz, das sehe ich genauso, aber ich lasse mir bei der Vorbereitung der verschiedenen Saucen und Toppings gerne beim nächsten Mal von Dir helfen“, war meine Antwort, sonst teile ich beim nächsten Mal nämlich nicht mit Dir!“

 

 

 

 

Loco-Moco

© Mowie Kay/Hölker Verlag

Der Kontrast hätte nicht größer sein können, gestern klassisches Thunfisch- Poke, heute Poke mit Frikadellen-Topping & viel umami-leckerer Gravy (Sauce) – pleased to meet you Darling!

 

 

 

 

 

Fisch mit Sesam und Ingwer

Ein weiteres Knaller-Rezept, die leichte Schärfe des Ingwers, ergänzt mit der Süße des Honig und nussigem Sesam, dazu wieder viel Würze durch die Sojasauce…. Welcher Fisch würde zu solch aromatischen Begleitern schon nein sagen? Die Gäste am Tisch haben ihn und seine Begleiter gebührend gefeiert!

Fazit: Der Brite zeigt den ganzen Kosmos der hawaiianischen Küche!

 Das macht er seriös und nimmt uns bei jedem Rezept mit seinen Einleitungen und Erklärungen an die Hand. Und genau so möchte ich das auch haben, sonst kann ich gar nicht einschätzen, ob ich klassisch oder „free-style“ in einer neuen Küche unterwegs bin. Mir gefällt deshalb Poke von James Porter ausgesprochen gut, weil er alle Facetten der hawaiianischen Küche von classic über modern bis hin zu Fusion und dem Einfluss anderer Regionen auf dessen Küche nebeneinander zeigt. Ich finde damit ist dieses Kochbuch ein gelungener Einstieg in die Welt des Poke und natürlich auch in die hawaiianische Küche, die selbstverständlich nicht nur aus Poke besteht. Im Gegenteil in der Küche des 50 Bundesstaat, der USA finden sich genauso japanische Anklänge, wie traditionelle angelsächsische Soulfood-Klassiker, die auf den Inseln noch mal eine ganz eigene Prägung erfahren haben. Wer sich ausschließlich für den gesunden Aspekt beim Poke interessiert, wird nur mit einzelnen Kreationen zufriedengestellt, denn dem Briten geht es darum, alle Aspekte zu präsentieren, die Poke und die Küche Hawaiis innerhalb und außerhalb des Landes geprägt haben und steuert zudem ausgewählte eigene Rezepte bei.

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