
Katharina Seiser: Schnell mal vegan. 30-Minuten-Rezepte
Mit Fotos von Vanessa Maas u.a.
Preis: 32,00 €
Echter Geschmack ohne Ersatzprodukte!
„Wenn wir alle weniger Fleisch essen sollen, was essen wir denn dann? Ich verstehe die Frage – und ich habe Antworten“ – Katharina Seiser
Katharina Seiser lebt in Wien und schreibt leidenschaftlich gern übers Essen. Die Wienerin ist selbst weder Vegetarierin noch Veganerin und sie kann mitreden, weil es ihr wie vielen geht, wir sind uns bewusst, dass wir zu viel Tier essen, möchten aber nicht ganz darauf verzichten. Trotz des manchmal schwer auszuhaltenden Widerspruchs, dass es schmeckt – und ein Lebewesen ist. Seiser ist kompromisslos, was Geschmack und die Qualität der Zutaten betrifft. Ein veganes Kochbuch wollte sie nie schreiben. Das ist ihr drittes, außerdem hat sie bislang sieben vegetarische Länder-Kochbücher herausgegeben.
Zeit für neue kulinarische Abenteuer!
Vorweg ich selbst bin ebenfalls keine eingefleischte Veganerin, obwohl ich immer gerne Gemüse gegessen habe, hatte ich nie vor eine zu werden! Ich liebe Genuss und spannende Abenteuer auf dem Teller, mit mehr Beschränkungen lebe ich nicht und will das auch nicht anders. Nach vielen stressigen Jahren im Job, habe ich mir allerdings einige Kilos eingefangen, die eigentlich nicht zu mir gehören. Vor einem ½ Jahr haben sich dann die einen oder anderen Zipperlein eingestellt, manche davon schwerwiegender, ich musste wirklich dringend was tun, auf Zucker und Kohlehydrate weites gehend verzichten, was mir mit Hinblick auf Genuss und Gewohnheiten absolut nicht verlockend erschien! Ich habe mich in den letzten Wochen deshalb verstärkt Kochbüchern zugewendet, die mir die Umstellung erleichtern und Gemüse und saisonalen Genuss in den Vordergrund stellen. Verblüffend war für mich, dass ich meine Lieblinge dabei schnell identifiziert hatte und es auf einmal gar nicht mehr schlimm war, dass ich auf Carbonara & Co. verzichten sollte, sondern plötzlich gar keine große Lust darauf mehr hatte, weil ich bei allen probierten Rezepten die Erfahrung gemacht habe, alles passt perfekt zusammen, hier fehlt einfach nichts, was ich schmerzlich vermisse.
„seisernale“ Küche!
Katharina Seisers Kochbücher sind immer saisonal von Frühling bis Winter sortiert, da ist sie strickt und hat Recht damit! Warum dies nicht längst selbstverständlich ist, wenn man sich mit einer Pflanzen basierten Küche beschäftigt, bleibt für mich ein Rätsel? Inzwischen gibt es noch mal mehr gute Gründe, das einzukaufen, was wirklich Saison hat, die Energiekrise lässt grüßen und motiviert mehr Menschen, bewusst einzukaufen und alte Gewohnheiten gegen neue nicht minder leckere Geschmackserfahrungen zu ersetzen.
In die Töpfe der Nachbarn geschaut und dann probieren und perfektionieren!
Wem Kochen Spaß macht, der genießt den Besuch in fremden Küchen. Länderkochbücher stellen einen nicht unbeträchtlichen Anteil bei den Neuerscheinungen an Kochbüchern, die jährlich erscheinen. Die meisten Interessenten verbinden damit entweder die Verlängerung der Urlaubsfreuden oder den schnellen Ausflug in ganz neue spannende Geschmackswelten. Neben ihrem Faible für die saisonale Küche ist Katharina eine exzellente Führerin durch fremde Küchen, für ihr Buch „Immer schon vegan“ (und dessen Fortsetzung „Immer wieder vegan“, die 2020 erschienen ist) war sie auf der Suche nach dem, was die Großmutter vieler Länder schon immer kochten, lange bevor es das Wort „vegan“ überhaupt in unseren Alltag schaffte. Geholfen hat ihr dabei ihre beeindruckende Kochbuch-Bibliothek, die köstlich nach Korea (Kimchi-Pfannkuchen), in den Nahen Osten (Linsenreis mit Röstzwiebeln oder Fattusch – ein libanesischer Brotsalat), nach Griechenland (Knusprige Tomatenlaibchen oder Spaghetti mit Tomatensauce, Sesam und Minze), Amerika (Grüner Spargel aus dem Ofen mit Minz-Mayonnaise), nach Marokko (Karottensalat mit Kreuzkümmel und Zitrone), in die Türkei (Bulgur-Salat oder mit Mangold, Rote Linsensuppe mit Paprika-Minz-Öl), nach Spanien (Blumenkohl mit Datteln und Oliven, Knoblauchpilze auf Röstbrot), Italien (Orangen-Fenchel-Salat, Bohnensuppe mit Pasta) und in die Welt ( z. B. mit einem Ananas-Avocado-Salat aus Kuba oder einem Linsensalat mit Dijondressing aus Frankreich) einladen und dabei ebenfalls das Gute aus unseren Landen nicht vergessen (Kartoffelschmarren mit Kohlrabi und Kräuteröl).
Katharina ist als geschmacksverliebte Perfektionistin immer erst zufrieden, wenn sie endlich jedes Rezept auf den Punkt abgestimmt hinbekommt und das schmeckt man deutlich raus, habe ich neben ihrem ausgesprochenen gelingsicheren Ansatz mit vielen Tipps & Varianten wieder festgestellt. Am Ende war das der Grund für mich, warum ich trotz großer Auswahlmöglichkeiten bei meinem nicht ganz freiwillig motivierten Selbstversuch mit deutlich mehr Gemüse auf dem Teller, immer wieder in die Ecke meines Kochbuch-Regals griff, in der ihre veganen Kochbücher stehen.
Durchdachte Präsentation, aber ohne Süßes!
Zusätzlich gibt’s von ihr eine durchdachte Warenkunde und bei farbig hinterlegten Zutaten weiterführende nützliche Erklärungen im ambitioniert gemachten Glossar. Alle Rezepte sind neben ihrer saisonalen Sortierung in warme, lauwarme und kalte Zubereitungen unterschieden, was für mich besser und flexibler ausgeht als eine strikte klassische Vorsortierung nach Mahlzeiten, die sich für mich im modernen Alltag einfach überholt haben und nicht mehr zeitgemäß sind. Rezepte, die man gut mitnehmen kann (und das sind einige), sind praktischerweise mit Symbol gekennzeichnet. Wer auf Süßes nicht verzichten will, ist jedoch mit Katharinas Rezept-Fundus in ihren beiden ersten veganen Kochbüchern, die die Quelle für diese ausgewählte Zusammenstellung sind, besser bedient.
Probiert & Verputzt:
Rezepte mit Avocados sind gefühlt in wirklich jedem veganen Kochbuch mehrfach vertreten, Avocado Toast ist aber keine Modeerscheinung, sondern wird tatsächlich in Kalifornien seit Ende des 19. Jahrhunderts gegessen, lange vor Instagram. Richtig populär hat ihn in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts der Australier Bill Granger in Sydney gemacht, erklärt mir die Wiener Genuss-Forscherin mit saisonalem Anspruch. Ihr Rezept mit geräuchertem Chilipulver und Schnittlauch ist noch besser und überzeugt mit Tipps und Varianten. Bei Avocados gibt es hinsichtlich ihrer Öko-Bilanz mit Recht kontroverse Meinungen. Deshalb finde ich, sollten sich die Rezepte, in denen sie Verwendung finden, immer lohnen und das ist hier der Fall!
Ein simpler, leichter, saftiger Klassiker mit weniger Reis, dafür sehr viel Spinat und abgerundet mit Dill und frischer Zitrone. Wir lieben diese Kombination, haben schon einige Versionen getestet, aber noch nicht das optimale Rezept dafür gefunden. Katharina Seisers Spanakorizo ist perfekt optimiert und absolut köstlich. Und nun habe ich endlich mein Lieblings-Rezept dafür gefunden!
Spargel mit Kerbelvinaigrette
Gegensätze ziehen sich an: knackiger, aromatischer, leicht süßlicher Spargel wird bei Katharina Seiser mit einer Vinaigrette, die auf die Würze von Kerbel und Estragon setzt auf eine ganz neue Ebene gehoben. Ein Rezept für Spargel-Liebhaber, die es mal nicht nur pur und mild wollen. Ich fand es großartig, mein Mann zieht den puren Genuss vor.
Fazit: Bereichern statt bevormunden!
Wenn man Menschen für pflanzliche Genüsse begeistern möchte, funktioniert es dann am besten, wenn man ihnen etwas anbieten kann, was Spaß macht, perfekt funktioniert und toll schmeckt! „Schnell mal vegan“ ist quasi ein Best-of aus Katharina Seisers beiden veganen Kochbüchern, diesmal mit dem ausgewählten Fokus auf die schnelle Küche. Es lohnt sich für alle, die ihre beiden vorausgegangenen Kochbücher noch nicht haben und auf Süßes zum Abschluss verzichten können. Diese Zusammenstellung wurde vom Verlag hübsch neu verpackt und weil es nicht nur auf den Inhalt ankommt, ist „Schnell mal vegan“ lokal und klimapositiv gedruckt.
Mir haben die wirklich leckeren und alltagstauglichen Gemüse-Rezepte dieses Kochbuchs wieder gezeigt, was ich für mein tägliches kulinarisches Glück brauche, wenn ich aus guten Gründen anderes einschränken soll. Das daraus keine öde und langweilige Diät wurde, habe ich dem Engagement und dem Perfektionismus von Frau Seiser zu verdanken, die mich nach dem Gang über den Wochenmarkt und seinen verlockenden Angeboten der Saison mit den passenden Rezepten versorgte, die es alle in meine Keeper-Liste geschafft haben.