Ixta Belfrage: MEZCLA

Ixta Belfrage: MEZCLA

Kreativ kochen mit Fusion-Twist

Fotos: © Yuki Sugiura, 2022

Verlag Dorling Kindersley

Preis: 26,95 €

Aus Italien, Brasilien und Mexiko, in Liebe!

© Stuart Simpson/DK Verlag

Das spanische Wort mezcla bedeutet Mix, Mischung, Gemisch, es ist ein schönes Wort, findet Ixta Belfrage. In ihrem ersten eigenen Kochbuch steht es für das Mischen von Aromen und Zutaten, aber genauso für Belfrages gemischte Abstammung und Prägung, die ihre Persönlichkeit und ihre Art zu kochen beeinflusste:

Als Ixta 3 Jahre war, zog es ihre Familie wegen der beruflichen Verbindungen ihres Vaters zu italienischen Winzern in die Toskana, dort lebten sie im ehemaligen Gesindehaus einer bezaubernden Villa aus dem 15. Jahrhundert. Umgeben von sanften Hügeln, Weingärten und Olivenhainen gingen Ixta und ihre Schwestern mit dem Familienhund Giacomino auf Entdeckungstour. Schnell wurde eine Mitschülerin, Giuditta, ihre beste Freundin. Diese Freundschaft sollte weiter zur Geschmacksschulung beitragen, denn Giudittas Onkel betrieb eine typische Tratatoria, wo die Liebe der Wahl-Londonerin zu Crostini mit Hähnchenleber, Tagliatelle mit Enten-Ragù, Ravioli mit crema di rucola u. a. italienischen Klassikern ihren Anfang nahm.

“I want to reclaim the word fusion in cooking”

Ihre Mutter wuchs in Kuba auf, stammt aber aus dem Nordosten Brasiliens, die Familie war oft dort, mit 19 lebte Ixta Belfrage sogar ein ganzes Jahr in Rio de Janeiro, genoss das Strandleben und vor allem die brasilianische Küche. Rezepte wie Macaxeira frita (Maniok-Pommes) mit Chilibutter und Limetten-Mayo oder eine Moqueca-Fischpastete, für die ein traditioneller brasilianischer Meeresfrüchtetopf, der mit rotem Palmöl, Kokosmilch und Limette aromatisiert wird, Pate stand, belegen das Faible der jungen Frau für die brasilianische Küche. So viel sei schon jetzt gesagt, ohne Ixtas Hilfe und Kompetenz, kann ein kulinarischer Ausflug nach Brasilien herausfordernd werden, ihr gelingt es sogar, diese für uns noch recht sperrige Küche mit Klassikern aus anderen Küchen zu verbinden (Garnelen-Lasagne mit Habanero-Öl) und verhältnismäßig bequem und sehr lecker zu servieren. Ixta Belfrage rät allen, die kein Palmöl auftreiben können, sich zur Not mit Ghee oder Butter und einer Prise Paprika für die Farbe zu behelfen. Die stets sehr informativen Einführungen zu jedem ihrer Rezepte, erklären sehr vieles und ermutigen, es beim nächsten Mal mit der Original-Zutat zu probieren, sofern man diese ergattern kann.

Mexiko, wo Ixtas Großvater väterlicherseits lebte, ist die dritte Konstante, die für ihre kulinarische Grundausbildung sorgte: Cannelloni-Enchiladas gehören zu den liebsten mezclas der jungen Fusion-Spezialistin, bei dieser Kreation treffen italienische Bechamelsauce, Mozzarella und Pasta auf mexikanischen Kreuzkümmel, Chipotle-Chili-Flocken und Koriandergrün.

Wie verschafft man Geschmack eine Bühne?

Nach einem ernüchternden und zehrendem Gastspiel im Restaurant Nopi, arbeitete Ixta Belfrage bis vor einigen Monaten in der Ottolenghi Test Kitchen (OTK), wo sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen durfte, vor allem lernte, wie man Rezepte und Kochbücher schreibt und außerdem ermutigt wurde, sich eine eigene kulinarische Identität zu schaffen.

Was ist drin?

Struktur macht Sinn und Optimierung lohnt sich immer!

Das Ergebnis dieser engagierten Arbeit liegt nun als fröhlich bunte Auforderung zu neuen Küchen-Abenteuern in den Kochbuch-Abteilungen der Buchhandlungen und kann sich wirklich sehen und schmecken lassen!

Belfrage teilt ihre ca. 100 Kreationen vorausschauend dem Zeitgeist entsprechend in zwei Kategorien ein und unterscheidet nach Zeitbudget („Für jeden Tag“) und Showstopper-Potenzial („ Entertaining“), 60 % ihrer Rezepte sind vegetarisch/vegan, vieles Vegetarisches lässt sich zudem häufig schnell in eine vegane Variante umwandeln. Zum Schluss gibt es noch was Süßes (z. B. Erdbeerschichttorte mit Zimt und Chipotle-Schokolade oder After-Dinner-Schokoladentarte), wieder nach Zeitaufwand sortiert.

Ans Herz legen möchte ich Euch unbedingt die Einleitung mit weiteren Informationen zu Ixtas Lieblingszutaten und ihre Empfehlungen zu Küchen-Helfern gründlich zu studieren, Ihr erhaltet neben viel Nützlichem auch zeitsparende Tipps, lernt vieles über Chilis oder bekommt Hinweise, wie Ihr einen „Scharfmacher“ für den Vorrat selbst herstellen könnt (Scotch-Bonnet-Salsa, s. S. 31). Das ist ebenso praktisch wie nachhaltig! Belfrages Rezepten mangelt es nicht an Aroma und diese scheinen zunächst weniger lange Zutatenlisten als beim Ex-Chef zu haben, sieht man genau hin, entdeckt man, dass dies geschickt mit einer optimierten Abfolge erreicht wurde. Hier steckt – besonders bei den Rezepten für jeden Tag – sehr viel Optimierung dahinter. Dafür ist selbstverständlich Vorbereitung nötig, Kräuter werden gehackt, Gewürze geröstet und das abwiegen der Zutaten sorgt für Präzision beim geschmacklichen Ergebnis und spart den zusätzlichen Abwasch von Messbechern für Flüssigkeiten. Im Gegensatz zur Profi-Küche, gibt es viele Kochbuch-Autoren, wo man sich Freiheiten nehmen kann bei diesen tollen Rezepten – hinter denen nicht nur viel Geschmacks-Talent, sondern Können, Expertise und sehr viel Optimierung steckt, wäre es aber ziemlich schade das nicht für sich zu vereinnahmen, das habe ich hier eindrucksvoll gelernt.

Beim Kombinieren von den stets geschmacksstarken Rezepten, gilt es zu bedenken, dass schon die Salate, die Flavour-Party mühelos alleine schmeißen können, der Römersalat mit Kräutern & Dressing, Ahornsirup, Limette u. Sesam passte perfekt zum Käsetoast mit Frühlingszwiebel-Honig-Chili-Butter, weil beides sich toll ergänzt hat.

Chilies, Ahorn-Sirup, Kräuter, Miso-Paste als Verstärkung….

Das Südamerika in unseren Küchen noch nicht richtig angekommen ist, liegt neben komplexen Zubereitungen, die nicht wirklich zu unserem Alltag passen, auch daran, dass fast immer verschiedene Chili-Sorten, benötigt werden, die meistens nur online erhältlich sind. Ixta Belfrage als echte Chili-Liebhaberin greift trotzdem alternativ gerne ebenso auf Chipotle-Chili-Flocken zurück, die mit verschiedenen Kräutern, Ahorn-Sirup und anderen Geschmacksgebern kombiniert werden. Wer jedoch die Erwartung hat, es reicht ein bisschen Petersilie oder Koriander für die Deko, den muss ich enttäuschen, die junge Frau setzt meistens auf eine Mischung aus verschiedensten Kräutern was bedeutet, man benötigt eine beständige Auswahl zur Verfügung, an der man sich Gramm weise bedienen kann. Mein Gemüsefach oder noch besser gut verpackt in der Kühlschranktür dienen mir sehr häufig zur schonenden Lagerung bis zum nächsten Spezial-Einsatz.

Maniok, Kochbanen und anderes, dass Afrikaner nach Brasilien mitbrachten und Ixta liebt, bekomme ich inzwischen im gut sortierten indischen oder marokkanischen Spezialitäten-Geschäft, die meistens noch 2- 3 unterschiedliche Chili-Sorten Gramm weise verkaufen.

Bei einer Sache habe ich was verändert, was ich generell aber nicht empfehle, weil es sich bei Ixtas Rezepten um perfekte Geschmacks-Bomben handelt. Für einige Kreationen werden allerdings erst Kirschtomaten im Ofen geröstet, bevor sie als Zutat eingesetzt werden. Dass es dabei um eine Qualitätsverbesserung geht, leuchtet sofort ein, jedoch sind wir inzwischen gezwungener Maßen alle ein wenig Energie bewusster geworden. Wo es von Ablauf und Konsistenz bei der weiteren Verwertung Sinn machte (z.B. bei den Chiles rellenos), habe ich gerne auf Bio-Kirsch-Tomaten aus der Dose zurückgegriffen. Das fühlt sich akutell weniger dekadent an, nachhaltiger ist es um diese Jahreszeit sowieso. Als Belfrage ihr Kochbuch konzipiert hat, konnte sie wie alle von uns noch nicht ahnen, dass Energie-Effizenz unsere Prioritäten schon mal ändert.

Außerdem ist es wirklich von Bedeutung, jeden Rezeptfahrplan gründlich zu lesen. Ixtas Küche ist nämlich mit Nichten weniger ambitioniert als die vom Ex-Chef. Das klappt zwar auch bei den Feierabend-Gerichten nicht in 10 Minuten, wenn ein Pilz-Ragù nach 30 Minuten allerdings so vollmundig schmeckt, als wenn es Stunden geschmort wurde, ist das ein wahrgewordener Traum! Meine getrockneten Steinpilze, die Ihr dafür benötigt, sind immer selbst gesammelt & getrocknet (der Mischwald im Hunsrück lieferte in diesem trockenen Jahr nach dem September-Regen eine Rekord-Ernte, besonders bei den Steinpilzen), sonst investiere ich inzwischen sehr gerne in hochwertige Zutaten, als in Dinge, die ich eigentlich nicht wirklich brauche.

Probiert & Verputzt:

Steinpilz-Ragù

© DK Verlag/Yuki Sugiura

Die Anregung zu diesem Rezept stammt von Ixta Belfrages  zwei Lieblingsgerichten aus dem Ristorante Pizzeria Acone unweit von dort, wo sie in der Toscana aufwuchs – Ich hatte ja Zweifel, ob Steinpilze wirklich gut zu Tomatenmark passen…. Der Samstag war allerdings sehr regnerisch und die Pilzsuche im Wald nicht empfehlenswert. Wie gut, dass wir am Wochenende vorher reichlich Beute gemacht hatten. Normalerweise bin ich sehr geizig mit selbstgesammelten Material, für diese Kreation habe ich es gerne investiert – ohne Übertreibung deutlich besser als mit einer klassischen Sahne-Sauce! Steinpilze von guter Qualität sind kein Schnäppchen, hier zahlt der staatliche Preis für eine gute Qualität, allerdings voll und ganz auf den Geschmack ein.

Gerösteter Wirsing mit Mango-Harissa-Salsa

© DK Verlag/Yuki Sugiura

So zubereitet wird dieser Kohl-Klassiker überraschend elegant! Wer kein Rosen-Harissa bekommt, sollte die Menge reduzieren, wenn man nicht gerne scharf ist. Ein hochwertiges oder selbstgemachtes Mango-Chutney kann die durchdachte Zubereitung noch optimieren, finde ich! Die Menge reichte bei uns gerade für zwei Personen als Hauptgericht, besonders beim Wirsing lohnt es sich die Menge zu verdoppeln.

Römersalat mit Kräutern & Dressing mit Ahornsirup, Limette u. Sesam

Verlangt nach verschiedensten Kräutern, die ich erstmalig mit der Digitalwage abgewogen habe, ich habe es nicht bereut, das Grünzeug ist als Team umwerfend und passte perfekt zum Käsetoast mit Frühlingszwiebel-Honig-Chili-Butter. Beim zweiten Durchlauf haben wir festgestellt, dass der aromastarke Salat sehr gut für sich alleine stehen kann und als Begleitung am besten zum Käsetoast gepasst hat.

Chiles rellenos mit Salsa-roja-Risotto

© DK Verlag/Yuki Sugiura

Chiles rellenos sind ein beliebtes Gericht der mexikanischen Küche, wofür die Paprika normalerweise frittiert werden. Ixta hat sich die Mühe gemacht, diesen Klassiker für uns zu optimieren und es sogar mit ihrem italienischen Lieblings-Gericht, einem Risotto, fusioniert: Sahnig-würziger Käse wird in süße geröstete rote Spitzparika gefüllt und verbindet sich mit dem rauchig-scharfen Tomaten-Reis zu einem Gericht, das wieder perfekt abgestimmt ist und mit tollen Kontrasten überrascht – Ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, dass dieses Rezept eine fusionierte mexikanisch-italienische Kooperation ist, so stimmig war alles!

Fusion-Küche, das muss man/frau wirklich können!

Es gibt fast kein Rezept in Ixtas inspirierenden ersten eigenem Kochbuch, das ich nicht probieren möchte. Eigentlich kommt sowas nicht mehr sehr häufig vor, echte Knaller sind seltener geworden, gleichzeitig ist das gute Mittelfeld mit dem Kochbuch-Boom der letzten 10 Jahren deutlich größer geworden. Für dieses Kochbuch wünsche ich mir Nachkocher, die mehr investieren wollen als 8 Zutaten pro Rezept und sich für ein tolles Geschmackserlebnis durchaus mal Küchen-Zeit reservieren, es lohnt sich definitiv, denn bei diesem Kochbuch stimmt einfach sehr, sehr vieles! Glücklicherweise ist Ixta Belfrages Bekenntnis zur Fusion-Küche ebenso kundig und umsichtig wie respektvoll geworden! Wenn die junge Frau anders abbiegt als die klassische Vorlage, wird das Wie oder Warum genauestens erklärt und sie hat für jedes Rezept einen Plan entwickelt, der für uns Sinn macht! Mit dem planlosen Zusammenwerfen von Zutaten aus aller Welt, die man bislang häufig als Fusion-Küche deklarierte, hat dieses erstaunliche Engagement zu dem sich viel kulinarischer Instinkt und Geschmackssinn gesellen, überhaupt nichts mehr zu tun. Gut so, denn darauf mussten wir tatsächlich einige Jahre warten! Ixta selbst wünscht sich zum Ende ihres Info-Kapitels eine Fan-Gemeinde, die ihr Kochbuch ausgesucht hat, weil sie auf der Suche nach etwas ist, das ein wenig anders ist. Passt bei mir und Ihr?

Cremiger Brokkoli-Risotto

© Jamie Oliver Enterprises Ltd (2020 7 WAYS), Fotos: Levon Biss/Autorenfotos: Paul Stuart und Matt Russel, f. d. dt. Ausgabe Dorling Kindersley Verlag

Brokkoli bei den Lieblingszutaten, den habe ich ehrlich gesagt schon ewig nicht mehr gekauft, dieses Rezept stellt ihm ein paar geschmackstarke Kumpels (Sardellen und Gorgonzola) an die Seite und mit dem Petersilien-Öl kommt eine frische angenehme Note dazu – sehr fein!

Quelle: Jamie Oliver: 7 mal anders

Je 7 Rezeptideen für deine Lieblingszutaten

Fotos: Levon Biss

Verlag Dorling Kindersley

Preis: 26,95  €

Für 4 Personen – fertig in 40 Minuten:

1,5 l Bio-Gemüse- oder Hühnerbrühe

1 Brokkoli (375 g)

1 Zwiebel

Olivenöl

2 Sardellenfilets in Öl aus

nachhaltiger Quelle

300 g Risottoreis

½ Bund glatte Petersilie (15 g)

1 Zitrone

natives Olivenöl extra

60 g Gorgonzola

Die Brühe bei schwacher Hitze leicht zum Sieden bringen. Das holzige Ende des Brokkolistrunks abschneiden, die Röschen abtrennen und in kleine Stücke schneiden, den Strunk fein hacken. Die Zwiebel schälen, fein hacken und mit dem gehackten Brokkolistrunk und 1 EL Olivenöl in einen großen, hohen Topf geben. Bei mittlerer Hitze 10 Minuten anschwitzen, dabei regelmäßig umrühren. Zuerst die Sardellenfilets, dann den Reis unterrühren und 2 Minuten anrösten. Nach und nach die heiße Brühe dazugießen, immer nur eine Kelle auf einmal, und vor jeder weiteren Zugabe rühren, bis der Reis die Flüssigkeit vollständig aufgenommen hat – nach 16–18 Minuten ist er gar. Nach der Hälfte der Garzeit die Brokkoliröschen untermengen. Inzwischen die Petersilienblätter in den Mörser zupfen und mit 1 Prise Meersalz zerstoßen. Den Saft einer Zitronenhälfte hineinpressen und 2 EL natives Olivenöl extra untermischen.

Einen Großteil des Gorgonzolas in den Topf krümeln, den Saft der anderen Zitronenhälfte dazupressen, gut umrühren und den Risotto sorgfältig abschmecken. Noch eine Extrakelle Brühe unterrühren und den Reis zugedeckt weitere 2 Minuten quellen lassen, so wird er schön cremig. Vor dem Servieren den restlichen Gorgonzola über den Risotto krümeln und alles mit dem Petersilienöl beträufeln.

Schweinerücken mit Anis

© Partenzi/Gerstenberg Verlag

Quelle: Felix Partenzi/Daniela Partenzi: Brodetto für alle

Gerichte und Geschichten aus der Region Marken

Es duftet nach Anis und Honig und Wein und das Schweinchen darf nach Herzenslust darin suhlen…. Eine weitere kulinarische Überraschung aus Italien, die lecker, unkompliziert und sehr aromatisch daher kommt.

Gerstenberg Verlag

Preis: 26,– €

Zutaten (für 4 Portionen):

3 EL Kastanien-Honig

1 EL Weißwein-Essig

5 g Anissamen

4 Schweinerückensteaks

Salz

weißer Pfeffer

Olivenöl

125 ml Rotwein

Zubereitung:

Honig, Weinessig und fast alle Anissamen werden zu einer dickflüssigen Vinaigrette verquirlt. Die Steaks salzen, pfeffern und in Olivenöl für etwa 3 Minuten knackig anbraten. Die übrigen Anissamen drüberstreuseln und in der Pfanne das Rotweinbad anrichten. Darin suhlt sich das Schwein bei mittlerer Hitze, bis der Rotwein sämig eingedampft ist. Die Honigvinaigrette glasiert die Steaks auf dem Teller.

 

Dicke Bohnen mit Rucola-Pesto

© Partenzi/Gerstenberg Verlag

Quelle: Felix Partenzi/Daniela Partenzi: Brodetto für alle

Gerichte und Geschichten aus der Region Marken

Gerstenberg Verlag

Preis: 26,– €

Nussig mit süßer Note und ein klein wenig bitter durch die Bohnenkerne…Deshalb die perfekte Ergänzung  zum würzigen Rucola und der pikanten Salami. Ein Vorspeise, die mit jedem Bissen und ohne Chichi Italien ruft.

Zutaten (für 4 Portionen):

1 kl. Bund Rucola

30 g geriebener Pecorino

20 g gemahlene Mandeln

ca. 60 ml Olivenöl

1 kleine Knoblauchzehe

400 g dicke Bohnen

1 Spritzer Rotweinessig

2 Scheiben Weißbrot

30 g pikante Salami

Zubereitung:

Zuerst wird die Rucola mit dem Käse, dem Knoblauch, den gemahlenen Mandeln und dem Olivenöl zu einer dickflüssigen Creme püriert.

Die dicken Bohnen blanchieren, mit kaltem Wasser abschrecken, häuten und mit ein paar Tropfen Rotweinessig präparieren.

Aus dem Weißbrot werden mit etwas Olivenöl leckere kleine Croutons und auch das Salamistück endet in Würfeln. Zeit anzurichten. Heute landen die Bohnen mit Brot und Wurst in einem Teich aus Rucolapesto, das nächste Mal werden sie vermengt und mit dem Pesto übergossen, je nach Laune.

Brodetto für alle

Felix Partenzi/Daniela Partenzi: Brodetto für alle

Gerichte und Geschichten aus der Region Marken

Dieses Buch ist wie ein Urlaub in Italien

Gerstenberg Verlag

Preis: 26,– €

Worum geht es? – oder die Wade Italiens

Die wohl am wenigsten beachtete der 20 Regionen Italiens liegt südlich von Rimini und vis-à-vis von Livorno. Wenn die Toskana auf der Stiefelhalbinsel das Schienbein repräsentiert, sind die Marken die Wade Italiens. Hier findet man Orte, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, bewohnt von echten Originalen, die herrlich unkomplizierte Speisen kochen. Daniela und Felix Partenzi haben sich auf einen Streifzug durch diese mittelitalienische Region begeben und Gerichte und Geschichten gesammelt, die bei jedem Italien-Fan das Herz höher schlagen lassen. Daniela Partenzi sind dichte und überaus lebendige Portraits von Land und Leuten gelungen.

Wer sind die Autoren?

Felix Partenzi, geboren 1970 bei Hannover, hat als Hörspielregisseur gearbeitet und ist freiberuflicher Designer in Medien, Kultur und Werbung. Seit einigen Jahren gibt er sein Wissen als Kunstlehrer weiter.

Daniela Partenzi, geboren 1968 in Düsseldorf, ist freie Fernsehredakteurin beim WDR. Die Tochter eines italienischen Kochs und einer deutschen Lehrerin lebt mit ihrem Mann Felix Partenzi und zwei Söhnen in Düsseldorf, sofern sie sich nicht gerade mit ihrer Familie in Umbrien aufhält.

Was ist drin?

Die Marken sind für die Partenzis seit dem Ausbau der Staatsstraße 77 eine schnurgerade Verbindung zu richtig guten spaghetti vongole. Beide lieben es lecker und schön und haben ein Faible für Menschen, die man durchaus als Originale bezeichnen kann. Am besten alles zusammen und am liebsten mit Italien als Hauptdarsteller. Kochbücher über Regionen in ihrem Lieblingsland zu erschaffen, ist für die gebürtige Italienerin und ihren Mann das Nonplulsultra. So hatten die Düsseldorfer jedenfalls immer einen Grund mehr die Koffer zu packen und den Brenner zu überqueren, Das Land zwischen Pesaro und San Benedetto del Tronto ist nicht nur für die Partenzi kulinarisch ein unbeschriebenes Blatt, sondern auch ich würde es gerne kulinarisch besser kennenlernen……

Allora: „Brodetto für alle!“

Immer mit dem gewissen Augenzwinkern erzählt Daniela z. B. von der Begegnung mit einem Hotelier namens Flavio, der sich mit der vom ihm gegründeten Brodetto-Akademie um den Erhalt der adriatischen Fisch-Suppe (Brodetto) kümmert. Jeder Gast der sich nach einem hungrig machenden Tag am Meer von ihm den Zimmerschlüssel an der Rezeption geben lässt, wird genauestens abgescannt. Der Mann kann ohne Ende reden erzählt Frau Partenzi. Aber kann er auch kochen? Der gerade vorbei eilende Sohn hält kurz inne, dreht sich um: „In der Theorie ja in der Praxis überlassen wir das besser der Mamma. Bene, hier macht halt jeder was er kann räumt der Patron ein.

Dem Pulpo musst Du so richtig eine knallen oder in den Tiefkühler sperren….

Danielas Faible für Menschen, Typen macht die Begegnung für Nachkocher und interessierte Italien-Fans sehr unterhaltsam und lebendig, als würde man selbst über die Märkte schlendern. Morgens am Hafen von San Benedetto steigen sie mit dem Fischer Francesco auf seinen Kutter, der langsam aus dem Hafen tuckert, bevor er diesem mit dem 300 PS starken Motor die Sporen gibt und ihm der erste Pulpo seit zwei Monaten ins Netz geht. Zuvor jedoch noch ein kleiner Seitenhieb auf die italienische Verwaltung, die den Schlick, der das Hafenbecken versandet, direkt über den symbolischen Zaun kippt, die Gezeiten tun das übrige, das ist Italien, meint der Fischer nur lapidar….Er verrät jedoch auch das Geheimnis das jeder Pulpo-Zubereitung innewohnt, entweder 1 Woche Haft im Tiefkühler oder Du knallst im so richtig eine… Männerküche halt.

Traurige Bohnen – oder Klima verschont auch die Genuss affinen Italiener nicht…..

Die Bohnen sind traurig im Sommer 2016, zu heiß zu trocken. Paola die Bohnenfrau, der man ihre Vorliebe für durchfeierte Nächte durchaus ansieht ist verzweifelt, auch im Hinterland in den Bergen herrschen inzwischen Temperaturen über 40 Grad im Schatten: Da helfen auch die 1000 Liter Wasser nicht mehr, die ihr überschaubarer Bohnen-Acker jeden Tag einfach so weg gluckert, nicht mehr viel… „Wenn du schlecht zu den Bohnen bist, weiß sie zu berichten, dann sind die Bohnen auch schlecht zu Dir… Sie schimpft über falsche Dresch- und Trocken-Methoden, so eine Bohne ist ein zartes Pflänzchen, zu früh gepult, falsch gelagert, zeigt sie dir ihre kalte Schulter und wird zäh. Aber nicht ihre Bohnen, nur gegen die Trockenheit hat sie leider auch kein Allheilmittel……

Es duftet nach Feigen und Anis und die Königin von Ascoli….

Süße Feigensalami gehört untrennbar zum Geschmack der Marken. Zwei Zutaten sind dafür wichtig, Feigen und guter Trauben-Sirup. Italiener sind zum Glück bei den Zutaten ausgesprochene Nationalisten, Feigen aus dem Ausland no und nochmal no, nicht in unsere Feigen-Salami, die süß gehört. Über-Produktionen aus aller Welt machen den eigenen Anbau im Vallesina wenig lukrativ und den dafür sonst noch erforderlichen Trauben-Sirup kochen am besten die italienischen Mammas. Sapa (so heißt der Sirup) gilt als das A und O in der Küche der Marken, aber nur die einheimischen Produkte werden noch sanft über 10 Stunden zu einer Melasse eingekocht.

Fleischige Oliven sind die Spezialität von Ascoli, gefüllt mit Hackfleisch gewälzt in Parmesan und Mehl ist daraus eine lokale Spezialität geworden.

In Porchetta – in was?

Bei Porchetta taucht in meiner Assoziation automatisch Speck auf, weit gefehlt in Porchetta heißt es, wenn etwas in wildem Fenchel geschmort wird. In den Marken bevorzugt Aubergine. Danke für das Rezept seit 20 Jahren suche ich verzweifelt nach einer Verwendungsmöglichkeit für den im Mittelmeerraum inflationär wachsenden wilden Fenchel. Liebes Fenchelkraut im nächsten Urlaub bist Du definitiv dran….

Probiert & Verputzt:

Dicke Bohnen mit Rucola-Pesto

Nussig mit süßer Note und ein klein wenig bitter durch die Bohnenkerne…Deshalb die perfekte Ergänzung  zum würzigen Rucola und der pikanten Salami. Ein Vorspeise, die mit jedem Bissen und ohne Chichi Italien ruft.

Schweinerücken mit Anis

Es duftet nach Anis und Honig und Wein und das Schweinchen darf nach Herzenslust darin suhlen…. Eine weitere kulinarische Überraschung aus Italien, die lecker, unkompliziert und sehr aromatisch daher kommt.

 

 

 

Fazit: Dieses Buch ist wie ein Spontan-Besuch in Italien!

Die Marken kannte ich bisher nicht, es duftet dort an jeder Ecke nach Anis und Feigen und guter Fisch und Meeresfrüchte sind auch nicht weit. Außerdem gibt nicht es nur Brot, sondern sogar Brodetto (Fischbrühe) für alle. Schlendern Sie/Ihr mit den Partenzis am Hafen von San Benedetto von Fischhändler zu Fischhändler und genießen Sie Dorade im Kartoffel-Bett, oder lassen sich Vincisgrassi (einen Nudelauflauf) servieren. Gefühlt gibt es für den so viele verschiedene Rezepte, wie es Einwohner in den Marken gibt. Und vergessen Sie um Gotteswillen nicht, die berühmte Feigen-Salami zu probieren. Dieses Kochbuch  kann mit unkomplizierten und vor allem leckeren Rezepten, eine bislang noch wenig beachtete Region Mittel-Italiens endlich kulinarisch vorstellen.

Lebendig und mit viel Humor gelingt es Daniela Partenzi, auf besonders unterhaltsame Weise, eine Region Italiens vorzustellen, die viele noch gar nicht auf dem Zettel haben. Dieses Buch ist wie ein Kurz-Trip nach Italien und für Leib und Wohl wird ebenfalls gesorgt. Unaufgeregt mit besten Produkten, ohne Chichi oder Budenzauber wird in den Marken authentisch und ehrlich gekocht.

Es gibt so viele Italien-Kochbücher, die gähnend langweilig immer wieder dieselben Geschichten, Rezepte und Anekdoten  herunterbeten, das passiert hier nicht – versprochen!

Als Kochbuch-Bloggerin habe ich so einige davon in meinem Kochbuch-Regal stehen und gerade deshalb diesen so überraschend anderen Ausflug in die Marken und das kulinarisch authentische Italien ohne Firlefanz und mit qualitativ guten Produkten sehr genossen!

Herzlichen Dank für die Übersendung als Rezensionsexemplar, für dessen Besprechung ich gerne meine ehrliche Meinung wiedergebe, mein Blog ist und bleibt ein lieb gewonnenes privates Hobby!

 

 

In Papier gebackene Seebrasse mit Pilzen

© 2017 Lauren Bamford

Quelle: Davis: Südtoskana – die echte Küche

Authentische traditionelle Rezepte

Fotos: Lauren Bamford

Hölker Verlag

Preis: 29,95 €

Wer sagt eigentlich, dass Pilze nicht zu Fisch passen? Dieses Rezept beweist das Gegenteil! Sehr lecker und immer wieder schön, wenn sich eine Autorin Zeit nimmt wirklich jedes Detail im Rezept, auf das es für den Geschmack ankommt, ausführlich zu erläutern – Danke dafür!

Quelle: Davis: Südtoskana – die echte Küche

Authentische traditionelle Rezepte

Fotos: Lauren Bamford

Hölker Verlag

Preis: 29,95 €

Ich mag unkomplizierte Gerichte, bei denen einer einfachen und schnellen Zubereitung ein großer Genuss gegenübersteht, mit anderen Worten: mehr Output als Input. In Papier gebackener Fisch ist eines dieser Gerichte. Man bringt den Fisch nach Hause, schaltet den Backofen ein, füllt den Fisch mit Kräutern, spritzt etwas Wein oder Zitronensaft darüber, wickelt ihn in Kochpergament ein und 20 Minuten später ist das Abendessen fertig. Es ist leicht, es schmeckt lecker und der Fisch bleibt saftig, weil er im eigenen aromatischen Saft gart.

Goldbrassen (auch Doraden), die in Orbetellos Lagune gezüchtet werden, eignen sich ideal für diese Zubereitungsart, doch kann man auf diese Weise auch jeden anderen größeren Fisch garen, wie etwa Wolfsbarsch oder Roten Schnapper. Ich liebe die Kombination von mare e monti, bei der sich Meer und Berge vereinen. Eine Mischung erdig schmeckender Pilze, mit Knoblauch aromatisiert, eignet sich gut als Bett für den Fisch. Statt der Pilze kann man auch dünne Kartoffelscheiben verwenden, die ebenso wie die Pilze den Geschmack von Zitrone und Kräutern aufnehmen und die man ebenso wie die Pilze gart, bevor man sie unter den Fisch legt. Brassen schmecken aber auch solo sehr gut.

Zutaten (für 4 Portionen):

2 mittelgroße Goldbrassen zu je ca. 500–600 g,
entschuppt und ausgenommen

2 Handvoll frische gemischte Kräuter,
z. B. Thymian, Basilikum, Oregano, Bergminze,
Minze, glatte Petersilie und Rosmarin

1 Bio-Zitrone, in Scheiben

Saft von 1 Zitrone

80 ml Olivenöl

2 Knoblauchzehen, in Scheiben

400 g frische Pilze (bei mir Kräuterseitlinge) gesäubert und in Scheiben

Salz

Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zubereitung:

Bei dem entschuppten und ausgenommenen Fisch die Flossen mit einer Küchenschere abschneiden, abspülen und trocken tupfen. In die fleischigsten Teile auf beiden Seiten drei ca. 1,5 Zentimeter tiefe Schlitze schneiden. Haut und Schlitze mit Salz und frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer einreiben. Salz in das Bauchinnere streuen und dieses sodann mit zwei Dritteln der Kräuter und ein paar Scheiben der Zitrone füllen. Bis zur weiteren Verwendung in den Kühlschrank stellen.

Von den restlichen Kräuterstängeln die Blätter abzupfen. Die Hälfte des Olivenöls in einer Pfanne erhitzen und den Knoblauch darin bei mittlerer Temperatur 1 Minute braten. Die Pilze und die restlichen Kräuter dazugeben und 5–6 Minuten im Öl braten, bis die Pilze goldgelb und weich sind. Anschließend abkühlen lassen.

Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Für jeden Fisch ein großes Stück Kochpergament abreißen, das etwa doppelt so lang wie der Fisch ist. Die Pilze auf der Mitte des Papiers anrichten. Den Fisch auf die Pilze legen, mit Zitronensaft und mit dem restlichen Olivenöl beträufeln.

Um den Fisch einzuwickeln, die Längsseiten des Papiers zusammenlegen und sie so falten, dass sie leicht überlappen. Die kurzen Seiten an Kopf und Schwanz des Fischs werden zur Mitte des Fischs hin gefaltet und mit Küchengarn zusammengebunden, sodass ein Päckchen entsteht. 20–25 Minuten backen. Den Fisch aus dem Ofen nehmen und vor dem Servieren 5 Minuten ziehen lassen. Bei einem größeren Fisch als dem hier angegebenen sollte zuvor überprüft werden, ob er bereits gar ist. Dazu das Papier vorsichtig auffalten – der entweichende Dampf ist sehr heiß! – und mit einem Messer prüfen, ob sich Haut und Fleisch leicht von der Wirbelsäule abheben lassen. Das Fleisch an den Schlitzen sollte undurchsichtig und weich sein. Falls dies noch nicht der Fall sein sollte, die Verpackung wieder schließen, im Backofen weiter garen lassen und nach 5 Minuten erneut prüfen.

Zum Servieren den ganzen Fisch auf einen länglich-ovalen Teller legen und Pilze und Saft darübergeben. Ich selbst ziehe es vor, den Fisch im Papier auf den Teller zu legen.

Jamie Oliver: Jamie kocht Italien

Jamie Oliver: Jamie kocht Italien

Aus dem Herzen der italienischen Küche

Fotos: David Loftus & Jamie Oliver

Dorling Kindersley Verlag

Preis: 26,95 €

Italien sucht…. und wir auch!

Seit dem ersten italienischen Kochbuch von Jamie Oliver (Genial italienisch) sind 13 Jahre vergangen und nicht nur bei uns, sondern ebenfalls in Italien hat sich in der Küche viel getan: Alle haben immer weniger Zeit, die sie dem Kochen widmen wollen. Wenn das der Fall ist, dann soll es bitteschön phantastisch schmecken und ebenso die Gäste in Verzückung geraten lassen, auch wenn es sich um eine Premiere bei dem gewählten Rezept handelt. Wir sind zudem viel bewusster geworden, was die Zusammensetzung unserer Mahlzeiten angeht und bei den Familien-Mahlzeiten sitzen ganz unterschiedliche Menschen am Tisch, mitten unter ihnen inzwischen jede Menge Vegetarier.

Stellen Sie sich also eine europaweite Challenge vor, in der Italien nach einem Koch sucht, der die italienische Küche fit für all diese Herausforderungen machen kann. In der Jury sitzen auf der einen Seite die „Nonnas“ mit den gehüteten Lieblingsrezepten, die sich große Sorgen machen, ob die Enkel und Urenkel in zehn oder zwanzig Jahren den Geschmack der Heimat, der eigenen Region noch auf der Zunge haben werden, oder dies längst nur noch der Lebensmittel-Industrie oder dem Lieferdienst überlassen.

Unterschiedliche Voraussetzungen und ein Ziel, bitte sehr lecker italienisch kochen!

Auf der gegenüberliegenden Seite sitzen die jungen Vegetarier, die schon lange der Meinung sind, mit Speck fängt man keine Genießer, sondern höchstens Mäuse. Flankiert werden diese sehr gegensätzlichen Lager, von den erfahrenen Hobbyköchen, die zwar gerne kochen, aber längst nicht mehr jeden Tag in die Küche gehen. Trotzdem lautet deren Herzenswunsch an ein Rezept, geling-sicher mit Wow-Potenzial möchten sie ihre Gäste bewirten. Dieser etwas anspruchsvolleren Klientel sitzen die Familienkocher gegenüber, die manchmal einfach nur froh sind, wenn ein Pasta-Gericht schon nach 20 Minuten auf dem Tisch stehen kann. Die Feierabend-Kocher sehen das genauso, jedoch schaffen sie es durchaus, dafür ebenso mal 40 Minuten einzuplanen Sie fürchten sich jedoch ebenfalls vor zu komplexen Zutatenlisten.

Manchmal braucht es einfach den erfahren Profi, der uns gut kennt und uns vor allem mit tollen Rezepten in der Küche lockt!

Schwierige Aufgabe, tja, das haben die Italiener ebenso gemerkt, als man die heimischen Kandidaten auf Herz und Nieren prüfte. Wenn die vegetarischen Enkel und Urenkel mit jemand glücklich waren, haben die Großmütter gestreikt. Nein, der bekommt ganz sicher nicht mein wohlgehütetes Familienrezept! Wer weiß denn schon, was er damit anstellen wird und wie er es behandeln wird! Die Familienkocher schauen ungeduldig auf die Uhr, jetzt haben wir schon so viele Kandidaten gesehen, ich muss endlich nach Hause und Essen kochen, meinen sie. Die Hobbyköche haben längst abgeschaltet, hier ist aktuell keiner auf ihrer Seite, sie wollen leckeres Soul-Food, das immer funktioniert, gäste-tauglich ist und nicht nur eine ausgewogene Energie-Bilanz liefert. Jetzt reicht es dem Gastgeber dieser TV-Show, alle reden chaotisch durcheinander und es scheint fast aussichtslos, dass ein brauchbarer Kandidat in der verbleibenden Zeit gefunden werden kann. Dies ist jedoch seine große Stunde, kurz überlegt er, ob er vielleicht einen effizienten Deutschen vorstellen soll? Vielleicht ja, oder doch lieber nicht, die wissen am Ende immer alles besser und halten sich für die Größten, das wollen wir nicht! Er schaut die Reihen mit den verbleibenden Kandidaten durch und entdeckt diesen sympathischen Engländer, das ist doch der, der schon so viele Kochbücher mit sehr leckeren Rezepten veröffentlicht hat., Hat der nicht schon immer gesagt, er liebt unsere Küche? Natürlich mit dem könnten wir es versuchen. Er hat sogar schon ein viel beachtetes italienisches Kochbuch geschrieben. Mr. Oliver kommen sie doch mal vor, vielleicht können Sie uns helfen? Der lässt sich nicht lange bitten und hat zum Glück einen Italiener dabei, ebenfalls Koch, Mentor und Freund des Briten. Jetzt sind schon mal die Nonnas glücklich und umringen den Fernsehkoch, der es mit Charme versteht diese zu umgarnen. Man scherzt und lacht, tauscht Rezepte aus und die Italienerinnen stellen fest, der ist richtig nett, praktisch ein Junge von nebenan, der sich wirklich für ihre Tipps und Tricks interessiert, außerdem Familienmensch durch und durch., Dem kann man vielleicht ebenso mal einen persönlichen Rat geben, nicht nur in der Küche, sondern fürs Leben. Und genau so einem, wollen die Nonnas jetzt gerne ihre gehüteten Rezept-Schätze mitgeben, der kann daraus was machen sind sie sicher, was auch noch die Enkel kochen werden. Obwohl sie nicht bereits mit 15 Jahren kochen gelernt haben und es von da an jeden Tag getan haben.

Wir haben es gefunden: ein modernes italienisches Kochbuch für viele!

© Jamie Oliver Enterprises Limited, Fotos: David Loftus, für die dt. Ausgabe Dorling Kindersley Verlag

 Als die ersten Probier-Portionen herumgereicht werden lächeln alle versonnen auf ihre Teller. Die Vegetarier freuen sich über „Gemüse al forno“, „Kichererbsen-Küchlein“ und die vielen richtig leckeren Suppen und Eintöpfe, die häufig ganz ohne Fleisch auskommen. Soul-Food-Liebhaber schätzen Jamie`s Nonna-Rezepte, für die er quer durch Italien gereist ist. Die Hobbyköche überlegen schon, wen sie zu sich einladen sollen und ob sie vielleicht zuerst mit einem knusprig gebackenen Risotto beginnen und dann beim zweiten Gang zu einem „Florentiner Steak“ übergehen. Wir Feierabend-Kocher sind dankbar, wenn es mal schneller geht und haben einen gegrillten Salat mit Aprikosen zu unserem Liebling auserkoren. Wir genießen easy peasy „Cacio e pepe“ und freuen uns sehr, dass wir dafür nicht extra in den Supermarkt müssen. Natürlich servieren wir das mit grob gemörsertem Pfeffer und einem guten Pecorino. Wir wissen genau, wenn Jamie auf bestimmte Zutaten besteht, können wir ihm vertrauen. Er macht keinen Wirbel darum, wenn das nicht geschmacklich notwendig wäre. Die Familienkocher freuen sich über die vielen Spätzle-Variationen, herrlich einfache „Strozzapreti mit kleinen Fleischbällchen & Kirschtomatensauce aus dem Ofen“ und eine „Birnen-Haselnuss-Tarte“ zum Nachtisch. Süßschnäbel und Hobbyköche sind begeistert über ein Dessert der Spitzenklasse, ein „Semifreddo mit Vanille, Vin Santo & Cantucci“.Für das es nicht mal eine Eismaschine benötigt. Oliver ist aber ebenso bekannt und geschätzt bei seiner Leserschaar dafür, dass er Basics einfach und unkompliziert erklären kann, er zeigt wie eine schlotzige Polenta ohne Instant-Grieß gekocht wird, bringt eine „ultimative Tomatensauce“ mit und bestückt den Vorrat mit Pestos und eingekochten Tomaten.

Der Fernseh-Koch kann Italien völlig neu und unkompliziert zu uns nach Hause bringen!

© Jamie Oliver Enterprises Limited, Fotos: David Loftus, für die dt. Ausgabe Dorling Kindersley Verlag

Oliver ist ein Meister seines Fachs, er kennt uns ganz genau und ist in meinen Augen als Einziger in der Lage, alle zum Teil sehr kontroversen Anforderungen an ein modernes italienisches Kochbuch mit jeder Menge Twist und zudem alltagstauglich zu erfüllen. Natürlich muss man den nicht in einer Challenge erst finden, aber ich hoffe, meine kleine Anekdote zeigt sehr genau, was er so viel besser kann, als viele andere, die jedes Jahr mit demselben Anspruch das ultimative italienische Kochbuch liefern möchten. Viele der 140 Rezepte, die er uns in den Rubriken Antipasti, Suppen und Salate, Pasta, Reis- und Kartoffelgerichte, Fleisch und Fisch, köstliche Beilagen, Desserts und Basics mit auf den Weg gibt, sind genauso meisterbar, wenn man nicht wie die Nonnas jeden Tag in der Küche steht. Ob mit oder ohne selbstgemachte Pasta können wir ganz nach Lust und Laune entscheiden, der Koch ist auf alles vorbereitet. Er zeigt gekonnt, wie sich die Mühe lohnt, ein Grundrezept von der Pike auf zu erlernen und immer wieder neu zu variieren. Bei Nonna Mercedes aus dem Aostatal hat er die perfekten Spätzle erlernt. Er revanchiert sich, indem er diesem Rezept zu neuen kulinarischen Ehren verhilft und zeigt mit drei weiteren Variationen, ob mit Pesto & Ricotta, mit Knoblauchpilzen oder gerösteten roten Zwiebeln & Speck, dass es Sinn macht, in einer Zeit wie heute, mit Ablenkungen und Verführungen en gros, sich ganz einer Sache zu widmen und welchen großen Spaß das macht. Wenn es so einfach ist, immer wieder was Neues aus einem Grund-Rezept zu kreieren, kann man viele dazu bringen, auch mal etwas Aufwendigeres auszuprobieren, weil es einfach sinnvoll erscheint. Das ist quasi wie ein Kochkurs beim Lieblingskoch, immer wieder üben und dann klappt es irgendwann wie im Schlaf mit Risotto, Polenta, Gnocchi & Orecchiette aus der eigenen Werkstatt. Die Nonnas hätten in meinen Augen, keinen besseren finden können, ihm ihren Rezeptschatz anzuvertrauen. Er hat ihre Rezepte nicht nur konserviert, sondern noch abwechslungsreicher und kreativer gemacht.

Fazit Jamie kann Italien modern und traditionell wie nobody else!

Wenn mir sein Carbonara-Rezept einfach deutlich besser schmeckt und mehr zu überraschen versteht, als alle 15 anderen, die ich dazu ebenso heranziehen könnte, zeigt mir dieses Buch, Jamie Oliver ist im Moment wie kein anderer in der Lage, ein modernes italienisches Kochbuch zu machen. Das den Spagat zwischen traditionell & saisonal, ambitionierter und geling-sicherer Gästeküche und Familien- und Alltagskochern, die ebenfalls nach Feierabend noch schnell etwas richtig gutes Italienisches auf dem Teller wollen, hin bekommt. Er hat für mich ein Buch vorgelegt, das perfekt allen Lagern gerecht wird und sogar Klassiker wie Carbonara noch mal von einer ganz neuen Seite präsentiert. Ich sehe eine große Weiterentwicklung zu „Genial italienisch“, weil er sehr viel Traditionelles, was außerhalb Italiens nicht so bekannt ist, wie z. B. Acquacotta (Suppe der toskanischen Bauern) im Angebot hat. Seine Version der Suppe gefällt mir deutlich besser als das Rezept einer anderen Autorin, das ich vor einigen Monaten probiert habe. Oliver variiert Zutaten und hat das richtige Händchen dafür, was es braucht, um ein gutes Rezept zu einem besonderen zu machen. In seiner Version machen die getrockneten Steinpilze den Unterschied für mich. Der britische Tausendsassa in der Küche zeigt einmal mehr, was ihn von anderen so deutlich unterscheidet, er kann Twist und zwar so dass wir alle noch mitkochen können und das ist für die italienische Küche nicht zwangsläufig ein Selbstläufer, das wissen Kenner längst. Genau auf ein solches kreatives und modernes italienisches Kochbuch, haben ich und sicherlich viele andere ebenso schon einige Jahre gewartet. Auch wenn wir jetzt erst merken, dass es uns gefehlt hat! Love at first sight würde ich sagen – genau das bringt mich und andere Italien kulinarisch noch mal näher. Lecker wird es bei ihm sowieso.

Herzlichen Dank für die Übersendung als Rezensionsexemplar!

Ricotta-Birnen-Tarte

© 2017 Lauren Bamford

Perfekt für den Sonntags-Kaffee: süße Birnen, cremiger Ricotta und das ganze schön abgerundet mit Zitronenschale. Die Tarte ist angenehm nicht so süß. Wem das nicht reicht, der bestäubt diese noch mit Puderzucker, fanden wir toll so. Nicht wundern, der Kochstil von Emiko Davis ist asiatisch präzise – sie denkt an alles! Für mich gab es den Tipp, das Nudelholz vor dem Ausrollen an einem heißen Tag einfach im Tiefkühlfach vor zu kühlen – schön wenn man so gut umsorgt und beraten wird!

 Im Sommer werden auf den lokalen Bauernmärkten des Argentario kleine Birnen der Sorte Coscia angeboten. Sie sind gelb und etwas fester und knackiger als die meisten anderen Sorten und eignen sich perfekt als kleiner Imbiss zwischendurch. Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, sie in der Küche zu verwenden, weil sie an warmen Sommertagen sehr schnell überreif werden. Diese Tarte stellt eine dieser Verwendungsmöglichkeiten dar.

Die crostata mit Ricotta ist einer der hier in der Gegend beliebtesten Nachtische. Es gibt Versionen mit Schoko-Stückchen (siehe Seite 228), mit Konfitüre oder mit Kompott aus Sauerkirschen. Eigentlich aber stammt die Tradition der Ricotta-Crostata aus dem Latium, genauer aus Rom und dem dortigen jüdischen Getto. Der südliche Teil der Maremma ist Rom näher als Florenz, und weil es hier Orte wie Pitigliano gibt, in denen früher jüdische Kultur lebendig war, ist diese Spezialität auch hier zu Hause.

Die Ricotta-Birnen-Tarte ist nicht übermäßig süß. Die Birnen werden kurz in mit Zitronensaft vermischtem Wasser pochiert, bis sie weich, aber nicht zu weich sind. Eine Tarte-Form wird mit Mürbeteig ausgelegt. Darüber kommt die Ricottafüllung, und die Birnen steckt man anschließend einfach hinein. Am besten schmeckt diese Tarte, wenn man sie nach dem Backen über Nacht im Kühlschrank ruhen lässt und erst am folgenden Tag isst – im Sommer gekühlt und im übrigen Jahr bei Zimmertemperatur.

Zutaten für (1 Tarte, 8 Portionen):

Für die pochierten Birnen:

7–9 kleine Birnen

55 g Zucker

Für den Teig:

250 g Mehl plus etwas mehr für die Arbeitsfläche

100 g feinster Zucker

125 g kalte Butter, gehackt

1 Prise Salz

1 Ei plus 1 Eigelb

Für die Füllung:

500 g Ricotta

100 g feinster Zucker

Schale von 1 Bio-Zitrone

1 TL Vanilleextrakt
(oder ausgeschabtes Mark von ½ Vanilleschote)

2 Eier

Puderzucker zum Servieren (optional)

Alternative Zutaten:

Wenn Sie keine Coscia-Birnen finden, können Sie auch Birnen anderer Sorten verwenden. Wählen Sie feste, noch nicht allzu reife Früchte, weil diese besser ihre Form behalten. Sehr hübsch sieht diese Tarte auch mit halbierten und entsteinten Aprikosen oder Pflaumen aus – beide brauchen nicht pochiert zu werden.

Zubereitung:

Die Birnen schälen, ohne die Stiele zu entfernen. Weil die Coscia-Birnen so klein und zart sind, brauchen sie nicht entkernt zu werden. Unten an der Basis ca. 5 Millimeter abschneiden, damit die Birnen auf gerader Unterseite stehen können. Die abgeschnittenen Stücke grob hacken, um sie später der Ricottamischung zuzugeben. Bei Verwendung größerer Birnen diese schälen, vierteln und das Kerngehäuse entfernen (sehr große Birnen achteln).

Den Zucker in einen Topf mit Wasser geben. Aufkochen lassen, die Birnen hineingeben und 15 Minuten köcheln lassen, bis sie etwas weicher sind. Dann die Birnen aus dem Wasser nehmen, abtropfen und abkühlen lassen.

Für den Mürbeteig das Mehl, den Zucker und die Butter in einer Schüssel miteinander von Hand oder mit einer Küchenmaschine vermengen, bis keine Butterklumpen mehr sichtbar oder fühlbar sind. Eine Prise Salz, das Ei und das Eigelb unterkneten, bis ein glatter, nicht klebender Teig entstanden ist. Zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie eingewickelt 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen. Danach auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche auf ca. 3 Millimeter Dicke ausrollen. In eine Tarte-Form von 22–25 Zentimeter Durchmesser legen und den über deren Rand ragenden Teig abschneiden. Den Boden überall leicht mit einer Gabel einstechen.

Den Backofen auf 180 °C vorheizen.

Für die Füllung den Ricotta, den Zucker, die abgeriebene Zitronenschale, das Vanilleextrakt bzw. -mark und die Eier miteinander zu einer glatten Masse vermengen. In die mit Teig ausgelegte Tarte-Form gießen und glätten. Die Birnen behutsam in die Ricottafüllung stecken und im Backofen 45 Minuten backen, bis die Oberfläche fest und goldbraun und der Teigrand goldgelb ist.

Vor dem Servieren vollständig abkühlen lassen und nach Belieben kurz vor dem Servieren mit Puderzucker bestäuben. Dieser wird größtenteils mit der Füllung und den Birnen verschmelzen, sodass man ihn kaum noch sieht, dafür bereichert er die Tarte um einen Hauch klebriger Süße. Im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von zwei bis drei Tagen verzehren.

Baken an heißen Tagen:

Damit der Teig an einem sehr heißen, schwülen Tag beim Ausrollen nicht vor Ihren Augen wegschmilzt, kühlen Sie die Arbeitsfläche vor dem Beginn der Teigbearbeitung: Legen Sie Beutel mit gefrorenen Erbsen oder gefrorene Kühlpacks ca. 10 Minuten lang auf die Arbeitsfläche. Kühlen Sie den Teig immer vor der weiteren Verarbeitung: Ideal ist es, ihn für 1 Stunde in den Kühlschrank zu legen. Bei großer Hitze hilft es auch, das Nudelholz vor seinem Einsatz in Kühltruhe oder Eisfach abzukühlen. Wenn der Teig und die darin enthaltene Butter kühl sind, arbeitet es sich damit einfach leichte

Verwendung von Teigresten:

Rollen Sie daraus kleine Kugeln und drücken Sie diese platt. So erhalten Sie Törtchenböden, die Sie blindbacken können. Oder Sie stechen aus dem Teigrest mit Plätzchenformen Figuren aus und bestreichen sie mit Glasur oder Konfitüre. Mürbeteig ist sehr vielseitig und lässt sich auch gut einfrieren, um bei einem späteren Backprojekt Verwendung zu finden.

Acquacotta nach Maremmana Art

© 2017 Lauren Bamford

Quelle: Davis: Südtoskana – die echte Küche

Authentische traditionelle Rezepte

Fotos: Lauren Bamford

Hölker Verlag

Preis: 29,95 €

Schlichte Sommerküche, mit den richtigen Tipps und besten Zutaten = kulinarisches Glück. Ebenfalls ein Rezept was wir kurzerhand im Urlaub nach Spanien importiert hatten und wirklich Bauklötze gestaunt haben, wie wenig eine großartige Suppe braucht, auf das pochierte Ei dazu kann keinesfalls verzichtet werden (auch wenn es gar nicht so einfach ist das auch perfekt hinzubekommen), ebenso wie auf die Scheibe gutes altbackenes Brot als Bett für diese Suppe! Es gibt übrigens unterschiedliche Varianten der Acquacotta im Angebot.

Die acquacotta wird in jeder Küche der Maremma anders gekocht, und das Grundprinzip ist eigentlich, das zu verwenden, was man gerade zur Hand hat. Doch wenn ich an acquacotta denke, denke ich vor allem an einen dicken, langsam gegarten Gemüseeintopf mit hohem Tomatenanteil, der über eine Scheibe hartes Brot gegossen wird. Außerdem gibt es ein pochiertes Ei dazu, ein uovo in camicia, ein „Ei im Hemd“, wie die Italiener sagen, das oben auf der Suppe schwimmt. Sein weiches Eigelb macht dieses Gericht vollkommen. Man bricht es mit dem Löffel auf, lässt es in die Suppe fließen – und genießt eine wärmende, wohltuende Mahlzeit.

Ich hatte das Glück, Ilena Donati kennenzulernen, eine ältere Dame aus Capalbio, die ihr Berufsleben größtenteils damit verbracht hatte, für Restaurants zu kochen. Sie lud mich zu sich ein und verriet mir zwei Geheimnisse der acquacotta: Das eine war, keine Möhren zu verwenden. Zwiebeln sind von Natur aus süß, besonders dann, wenn man sie langsam brät. Gäbe man die ebenfalls süßen Möhren hinzu, wäre das geschmackliche Gleichgewicht der Suppe zerstört. Das zweite Geheimnis besteht darin, alles sehr langsam zu kochen: piano, piano.

Zutaten (für 4 Portionen):

1 kg frische reife Tomaten oder 800 g ganze geschälte Tomaten (Dose)

3 EL Olivenöl

4 große gelbe Zwiebeln, in feinen

Scheiben

½ Stange Sellerie, fein gehackt

125 ml trockener Weißwein

1 frische rote Chilischote, gehackt, oder Chiliflocken (optional)

1 l Gemüsebrühe (bei mir selbstgemacht) oder Wasser

4 Eier

4 Scheiben hartes Weißbrot mit Kruste

50 g geriebener Parmesan oder Pecorino (optional)

Salz

Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Zubereitung:

Die frischen Tomaten an der Unterseite kreuzweise einschneiden. 30 Sekunden in einen Topf mit kochendem Wasser tauchen, anschließend sofort in eine Schüssel mit Eiswasser geben, bis sie abgekühlt sind. Nun die Haut abpellen. Die Tomaten vierteln, entkernen und grob hacken. Beiseitestellen.

In einem großen Kochtopf das Olivenöl bei niedriger Hitze erwärmen. Die Zwiebeln und den Sellerie zugeben sowie eine großzügige Prise Salz. Unter gelegentlichem Rühren 15 Minuten braten, bis das Gemüse weich ist. Falls die Zwiebeln am Topfboden kleben, etwas Wasser zugeben.

Die Temperatur auf mittlere Hitze erhöhen und den Weißwein zugeben. 3–4 Minuten einkochen lassen.

Die Tomaten zugeben. Geschälte ganze Tomaten aus der Dose mit einem Holzlöffel im Topf zerkleinern. Nach Belieben mit Chili und einer weiteren Prise Salz würzen. Die Hälfte der Gemüsebrühe (oder des Wassers) zugießen und zum Kochen bringen, sodann bei niedriger Temperatur im offenen Topf ca. 45 Minuten köcheln. Zwischendurch gelegentlich kontrollieren und umrühren. Die Flüssigkeit sollte zu einer dicken Suppe einkochen, aber so flüssig bleiben, dass man am Schluss die Eier darin pochieren kann. Bei Bedarf restliche Brühe (Wasser) zugeben.

Mit Salz und frisch gemahlenem schwarzem Pfeffer abschmecken. Danach die Eier aufschlagen und behutsam nacheinander und nicht zu dicht beieinander in die Suppe gleiten lassen. Mitkochen lassen, bis das Eiweiß fest und das Eigelb noch weich und flüssig ist. (Das kann je nach Kochtopf und der Ausgangstemperatur der Eier 3–6 Minuten dauern.) Vom Herd nehmen.

In jeden Teller eine Scheibe hartes Brot legen. Mit einem Kochlöffel die vier Eier nacheinander herausnehmen und vorsichtig auf je eine Brotscheibe gleiten lassen. Dann mehr Suppe zugeben, um die Brotscheiben damit zu tränken. Jede Portion nach Belieben mit geriebenem Käse bestreuen und vor dem Servieren 1–2 Minuten warten, damit das Brot genügend Flüssigkeit aufsaugen kann.

Tipp: Dieses Gericht stellt eine perfekte Verwendungsmöglichkeit für überreife Tomaten dar, man kann aber auch ganze geschälte Tomaten aus der Dose verwenden. Passierte Tomaten (passata) sind für diese Suppe allerdings zu fein. Trockenes Brot nimmt die Flüssigkeit schön auf, ohne weich zu werden. Wenn Sie gerade kein trockenes Brot zur Hand haben, können Sie die Scheiben im Backofen bei niedriger Hitze trocknen, bis sie knusprig sind. Toasten Sie das Brot aber nicht, weil dies seinen Geschmack allzu stark verändern würde. Man kann diese Suppe gut im Voraus zubereiten, sie über Nacht im Kühlschrank aufbewahren oder sie einfrieren. Geben Sie beim Aufwärmen etwas Wasser hinzu und lassen Sie die Eier erst hineingleiten, wenn die Suppe köchelt.

Davis: Südtoskana – die echte Küche

Davis: Südtoskana – die echte Küche

Authentische traditionelle Rezepte

Fotos: Lauren Bamford

Hölker Verlag

Preis: 29,95 €

Toskana, von einer Seite, die wir wirklich noch nicht gesehen haben – geht das überhaupt noch?

Wer ist die Autorin?

 Emiko Davis hat einen australischen Vater, eine japanische Mutter, verbrachte ihre Jugend in China, studierte in den USA und ließ sich auf all diese verschiedenen Kulturen ein, erlernte ihre Sprachen und auch ihre Art zu kochen. Seit über 10 Jahren ist sie nun in Italien zu Hause. Mit einem Koffer und dem Plan, drei Monate lang in einem Atelier für Radierungen zu hospitieren, kam sie als zwanzigjährige Kunststudentin nach Florenz. Ein paar Jahre später konnte sie ihrer Sehnsucht nach Florenz nicht mehr widerstehen und kehrte in die Stadt zurück. Sie lernte gründlich Italienisch machte eine Ausbildung zur Restauratorin, jobbte in einem Foto-Studio und lernte einen besonders charmanten Toskaner namens Marco kennen. Ihre Begeisterung für die italienische Küche veranlasste sie, eine Digitalkamera zu kaufen und 2010 einen Blog zu starten, in dem sie traditionelle toskanische Rezepte vorstellte. Nach einem längeren Aufenthalt in Porto Ercole (Maremma-Küste) in 2015 kehrte Emiko mit ihrer Familie nach Florenz zurück. Sie kocht immer noch begeistert und schreibt für ihre Kolumne über italienisches Essen bei der New Yorker Website Food 52 sowie für andere Publikationen. Dieses ist ihr zweites Kochbuch.

Ein Landstrich wird kulinarisch endlich entdeckt!

 Die Costa d’Argento (Silberküste) verdankt ihren Namen vermutlich dem silbrig schimmernden Sand ihrer Strände. Im Hinterland liegen das für seine heißen Quellen berühmte Saturnia und das mittelalterliche Pitigliano, das über ein reiches jüdisches Erbe verfügt. In dieser Region der Maremma, die näher an Florenz als an Rom liegt, entwickelte sich eine Küche, die weitgehend von Fischern, Jägern, Bauern und Rinderhirten beeinflusst wurde. Es ist eine Region, die reich an Geschichte ist, reich an Ressourcen, reich an Aromen, Düften und Rezepten – und vollkommen anders als die übrige Toskana. Die Küche der Maremma (Silberküste) ist bäuerlich und sehr, sehr saisonal! Alles was Wald, Meer & der Gemüsegarten oder die Bauern der Umgebung anbauen, landet ohne Umschweife direkt im Kochtopf.

Was gibt es denn?

 Gekochtes Wasser und mit allem was die Natur bietet wird für Genuss gesorgt…

Es geht um Eintöpfe, wie die berühmte Acquacotta, wörtlich übersetzt ist das gekochtes Wasser, oder besser „in Wasser gekocht“. Acquacotta ist vermutlich das bekannteste Gericht der Maremma.

Wildpilze, die frittiert oder als Polenta Crosstini serviert werden und sogar eine Seebrasse in den Backofen begleiten dürfen, selbstgemachte Liköre, wie einen Lorbeer-Rosmarin-Likör. Esskastanien, z. B. in der Gnocchi-Variante und natürlich Wildschwein-Gerichte. Entweder als Eintopf oder in einer überraschenden Schokoladen-Sauce, bei der auch Sultaninen, Pinienkerne Orangeat und Rotweinessig ihren großen Aufritt haben. Und wie könnte es anders sein, wenn das Meer gleich um die Ecke ist

Fisch satt!

Sardellen, atlantischer Bonito, Calamari, Muscheln, und so einiges mehr werden regelmäßig an Land gezogen. Sie landen als frittierte Sardellen oder als Ölsardinen in einem Fischsalat nach Grossetto-Art, einfach mit Salzkapern, Zitronensaft und Petersilie auf dem Teller. Dass der Fisch in dieser Salat-Variante aus der Dose kommt, stört weder die Köchin noch mich und ist in den heißen Sommermonaten eine prima Alternative, wenn es zu heiß zum Kochen ist. Überraschender Weise verstehen sich in dieser Küche Calamar und Seebrasse hervorragend mit Pilzen lerne ich. Das Kapitel mit den Fisch-Rezepten kommt gut weg im Kochbuch und ist eindeutig das Herzstück des Buches. Es zeigt ebenfalls, dass nicht nur in Frankreich oder Portugal formidable Fischsuppen gekocht werden.

Gemüse ohne viel Tara, aber in bester Qualität

Der Gemüsegarten liefert, Spinat, Artischocken und herrlich reife Tomate. Serviert wird wunderbar einfacher Toast mit Tomaten und Sardellenfilets, ein Artischocken-Omelett, Pizza mit Zwiebeln und Anchovis und jede Menge Pasta, z. B. als Zitronen-Tagliolini oder als Tortellini mit Ricotta.

Aus Feld und Stall

Die Bauern steuern Feldfrüchte bei, daraus wird z. B. die berühmte Dinkelsuppe gekocht oder es gibt schön deftige Rigatoni nach Butteri (Rinderhirten)-Art mit Suppengemüse, Pancetta und, Bratwurstbrät.

Süßes Finale, ohne ist ein italienisches Menü nicht denkbar

Ricotta-Birnen-Tarte, Esskastanien-Gugelhupf oder karamellisierte Feigen lassen grüßen, wenn die Lieblings-Jahreszeit von Emiko Davis beginnt: Der Herbst ist ihr lieber als laute und schrille Sommertage und das merkt man sehr genau an ihren Fotos und der Art wie sie diese Küche ganz persönlich begreift und interpretiert.

Fazit – oder was ist besonders?

Emiko Davis hat mit Artusi, dem Begründer der italienischen Nationalküche kochen gelernt. Ihre Rezepte sind immer eng mit der Geschichte einer Region verbunden und versuchen, diese kulinarisch neu zu beleben. Damit ist sie für mich sehr viel moderner als jedes beliebige andere Kochbuch zur italienischen Küche und zeigt wie wieviel Parallelen die italienische und die japanische Küche eigentlich haben. In diesem Buch wird durch und durch saisonal gekocht und es bleibt vom Ansatz her sehr klassisch. Der Autorin ist es wichtig, ihre Rezepte mit vielen Hintergrundinformationen einzuleiten, um die historische und saisonale Komponente noch deutlicher herauszuarbeiten. Ergänzt wird dies durch Fotos, die sowohl Gerichte wie Land und Leute farblich zurückgenommen zeigen und damit den klassisch-zeitlosen Aspekt noch unterstreichen können, den diese Autorin zu ihrem Markenzeichen gemacht hat. Ein Buch für Liebhaber und Fans des puren Genusses, für die saisonale Küche das höchste Glück auf Erden ist und die z. B. schon immer mal ausprobieren wollten, ob Pilze als Beilage zu einem Fischgericht funktionieren? Mir hat das Buch viel Spaß gemacht, weil es mir eine ganz neue Seite der toskanischen Küche präsentiert. Saisonal, regional ist hier kein Marketing-Gag, sondern Programm!

Vielen Dank als Übersendung als Rezensionsexemplar!