Im Mai tauchen erste Kohlrabi von heimischen Produzenten auf. Die Knollen begleiten uns vom Frühjahr bis in den Sommer. Sie eignen sich gut zum Fermentieren und lassen sich recht vielseitig aromatisieren. Besonders gern verwende ich sie zur Kimchi-Herstellung.
Dieses Rezept ist eine Grundanleitung für veganes Kimchi. Mit ihr können Sie durch das ganze Jahr schreiten. Ersetzen Sie Kohlrabi einfach durch Rettich, Weiß- und Rotkohl, Fenchel, Kürbis, Pastinaken, Kohlsprossen, Spargel, Artischocken, Kürbis, Topinambur, Karotten, Radicchio, Rote Bete (Rote Rüben). Freunde von Wildgemüse können auch Portulak, Bärlauch oder Kletten verwenden.
Zutaten:
600 g Kohlrabi
2 mittlere Karotten (ca. 160 g)
2–3 Frühlingszwiebeln (oder ⅓ vom weisen
Teil einer Lauchstange
3 ½ .–4 TL Ursalz
Kimchipaste
1 EL Kartoffelstarke
100 ml Wasser
2 cm Ingwer (ca. 30 g)
2–3 Knoblauchzehen
1 EL Rohrohrzucker
1 EL Sojasauce (oder 1 EL Fischsauce für
Nicht-Veganer)
1–3 EL Gochugaru (koreanisches Chili)
nach Belieben
Gärgefäß mit 750 ml Fassungsvermögen
und Beschwererkit
Kimchiansatz: 2 %
Fermentationsdauer: 4–9 Tage
Haltbarkeitsdauer: mindestens 3 Monate
Zubereitung:
Den sogenannten Kleber für die Kimchipaste am besten gleich zu Beginn kochen. Dann kühlt er während der anderen Zubereitungsschritte im Wasserbad ausreichend ab. Dazu die Kartoffelstarke in Wasser auflösen, bis es keine Klümpchen mehr gibt. Die Masse aufkochen und ein paar Minuten auf kleiner Flamme so lange köcheln lassen, bis eine glasige, sämige Masse entstanden ist. Anschließend abkühlen lassen.
Kohlrabi waschen, schalen und in Würfel von ca. 1 cm schneiden. Karotten waschen, bei Bedarf schalen und grob raspeln. Frühlingszwiebeln waschen und in schrage Ringe schneiden. Alles in einer Schussel vermischen.
Das Gemüse wiegen und die Salzmenge berechnen. Das Salz gleichmäßig untermischen. Mind. 10–15 Min. stehen lassen, damit das Salz einzieht und das Gemüse etwas entwässert.
Für die Kimchipaste in der Zwischenzeit Ingwer schalen und reiben, Knoblauch schalen und zerdrücken (oder beides zu einer Paste mixen). In den abgekühlten Kleber Chili, zerdrückten Knoblauch, geriebenen Ingwer, Zucker und Sojasauce mischen, bis eine homogene Masse entstanden ist.
Die Kohlrabimischung nun durchkneten. Die entstandene Lake abgießen und zur Seite stellen.
Die Kimchipaste gleichmäßig unter das Gemüse mischen, ohne es dabei fest zu drucken. Für eine sämige Qualität des Koichis gilt es, ab jetzt möglichst wenig Wasser aus den Zellen zu holen. Abschmecken.
Das Kimchi in ein Gärgefäß füllen. Leichter Druck beim Einschichten und leichtes Klopfen und Rütteln reicht aus, um etwaige Luftbläschen zum Aufsteigen zu bringen. Fehlt an der Oberflache Flüssigkeit, etwas von der zur Seite gestellten Lake mit dem Löffel dazugeben. Beschwererkit einlegen und das Gefäß verschließen.
Tipps:
Sollten Sie Soja nicht vertragen, lassen Sie die Sojasauce einfach weg oder verwenden Sie eine Sauce auf Basis von Süßlupinen. Es gibt bereits mehrere hier ansässige Produzenten.
Kimchi schmeckt sowohl frisch als auch nur kurz einen Tag lang an fermentiert köstlich. Hat ein Teil des Ansatzes nicht mehr in das Gärgefäß gepasst, essen Sie den Rest zum Abendessen als Salat. Oder verschließen Sie ihn in einem Gefäß und lassen ihn bis zum nächsten Tag bei Zimmertemperatur nur ein wenig ansäuern, bevor Sie ihn am folgenden Tag als Beilage essen.
Verwendung:
Für eine einfache Mahlzeit servieren Koreaner Reis mit einer Schussel Kimchi. Das ähnelt sehr der alten bäuerlichen Gepflogenheit, im Winter ein paar Kartoffeln mit Sauerkraut zu essen.
Für eine einfache und schnelle Dip-Sauce mixen Sie 1 Teil Kimchi mit 1 Teil passierte Tomaten.
Ein „Speise-Booster“ mit Würz-Garantie – selbst ein simples Käsebrot wird damit zu einem kulinarischen Highlight!
P.S. Bei Ursalz handelt es sich um ein Salz, das nicht bearbeitet wurde, das sind z. B. Steinsalze die häufig in Pakistan abgebaut werden und z. B. im Bio-Supermarkt zu bekommen sind. Beschwerer-Kits sind Tonscheiben, die nur bei speziellen Versendern zu bekommen sind. Alternativ können auch geignete und gereinigte Steine verwendet werden, die man selber sammeln kann.
Quelle: Ingrid Palmetshofer: Geschmacksrevolution Fermentieren
Bärlauchspargel zahlt seit vielen Jahren zu meinen Favoriten. Die mit Stängel gepflückten zarten Knospen haben eine Spargel ähnliche Form und sind auch nach langer Lagerung bissfest. Das scharfe, intensive Knoblaucharoma reduziert sich durch die Fermentierung auf ein angenehmes Maß und fügt sich abgerundet in die Säure ein.
Zutaten:
2 Handvoll Bärlauchknospen mitsamt Stängel
250 ml Wasser
1 leicht gehäufter TL Ursalz (6 g)
½ TL Zucker
Gärgefäß mit 500 ml Fassungsvermögen
und Beschwerer-Kit
Ansatz mit Salzlake: 2,5 % Salz
Fermentationsdauer: 7–9 Tage
Haltbarkeitsdauer: bis zu 1 Jahr
Zubereitung:
Knospen in einem Sieb vorsichtig waschen und gut abtropfen lassen.
Die Stängel mit Knospen gebündelt und in mehreren Etappen dem Glasrand folgend Schicht für Schicht rundum ins Glas einlegen. Darauf achten, dass die Stängel möglichst nicht geknickt werden.
Für die Lake das Salz und den Zucker in kaltem Wasser vollständig auflösen. Die Lake über die Knospen gießen, sodass sie überstehend bedeckt sind.
Im Glas oben ausreichend Raum frei lassen, damit das Gargut atmen kann. Beschwererkit einlegen und das Gefäß verschließen.
Tipp:
Wenn der Bärlauch Samen gebildet hat, pflücken und fermentieren Sie die grünen Kügelchen in Lake mit 2 % Salz für ca. 7 Tage. Sie werden kapernähnlich und schmecken toll.
Verwendung:
Bärlauchspargel eignet sich vor allem für ansprechende Garnierungen. Das simple Käsebrot und auch eine Frittata oder Eierspeise bekommen so geschmacklich und optisch einen Kick.
Rückkehr zu einer Kulturtechnik, weil es einfach gesünder ist….
Gemüse in Salzlake einzulegen war für unsere Großmütter noch untrennbar mit deren kulinarischen Alltag verknüpft. Moderne Techniken wie Kühlung, chemische und industrielle Herstellung haben inzwischen milchsauer Vergorenes weitgehend aus dem Küchenalltag vertrieben.
Seit einigen Jahren jedoch erfährt die Fermentation überall auf der Welt eine intensive Wiederbelebung: Hobby- und Sterneköche gleichermaßen sind auf der Suche nach unverfälschten Aromen und fangen wieder damit an, weil sie nach Methoden zum Haltbarmachen suchen, die weniger Energieaufwand benötigen.
Sie ist Österreichs leidenschaftlichste „Fermentista“, in ihrer „School of Fermentation“ berät sie Spitzenköche und entwickelt laufend neue Techniken und Rezepte, die weit über die bekannten und traditionellen Sauergemüse hinausgehen: Ingrid Palmetshofer holt ihre kreativen Ideen aus der ganzen Welt, außerdem ist ihr eine regionale, natürliche und ökologisch verträglich Herangehensweise sehr wichtig dabei.
Was ist drin?
Ingrid Palmetshofer beschäftigt sich zunächst umfassend mit der Frage, was Fermentieren eigentlich ist?
Fermentieren bedeutet kochen ohne Hitze und kann recht einfach sein, wenn….
Da beim Fermentations-Prozess Nährstoffe in Form einer Vorverdauung umgewandelt werden, wird es gerne als feuerloses Kochen bezeichnet, erklärt die Expertin. Die sich daraus ergebenden probiotischen weiteren Vorteile sind der Anstoß für die Wienerin gewesen, sich diesem Thema vor Jahren mit Eifer und viel Engagement zu zuwenden.
Ungeduldige Neu-Fermentierer können gleich in diesem einleitenden Kapitel mit einem „quick & dirty“ Rezept für Karottensticks beginnen. Als Equipment braucht man lediglich einen Zipp-Beutel und schon kann es losgehen. Zudem zeigen viele step-by-step Fotos, worauf man bei jedem Zubereitungsschritt achten sollte. Wer keine Karottensticks fermentieren will, bekommt ein Rezept für fermentierte Kohlrabisticks angeboten, die entweder wieder im Plastikbeutel (1 l) oder im Bügelglas angesetzt werden können. Beschwert wird das Gärgut ganz pragmatisch mit einem mit Wasser gefüllten Plastikbeutel on top, denn um Schimmelbildung zu verhindern, muss bei der Vergärung peinlich darauf geachtet werden, dass das Gärgut immer mit Lake bedeckt ist.
Praktische Hilfe von einer versierten Fermentista kommt nicht zu kurz!
Im Prinzip funktionieren beide Wege recht gut, weiß die Autorin zu berichten, da die die Beutel jedoch nur einmal verwendet werden, hat sie sich entschieden, vieles zu probieren und setzt lieber Weckgläser ein, weil Bügelgläser haben beim Fermentieren so ihre Tücken! Ist der Füllstand niedriger als die Schulter des Bügelglases deckt ein verwendete Keramikgewicht oder ein passender kleiner Teller zum Beschweren des Gärgutes nie die gesamte Oberfläche ab und das kann beim Lagern zu der unerwünschten Kahm-Hefe oder im schlimmsten Fall zu Schimmel führen. Mich überzeugt bei diesem Fermentations-Buch, dass die versierte Fermentations-Expertin mit vielen nützlichen Fotos am Ende des Theorieteils auf alle Umstände der Fehlgärungen eingeht. Für die praktische Einführung in die Grundlagen in eine komplexere Thematik (Chemie lässt grüßen!) wurde gut ein Drittel des nützlichen Buches reserviert, das überzeugt und lässt mich neugierig weiterlesen.
Jetzt kann es mit saisonalen Rezepten weitergehen….
Bevor es überhaupt mit 60 Rezepten für alle Jahreszeiten weiter geht, hat Palmetshofer schon so viel Input gegeben, dass ich total angetan bin! Beim Fermentieren nützen Rezepte erst etwas, wenn die Grundlagen dahinter ausführlich beleuchtet wurden und die hoffentlich vielfältige praktische Erfahrung der Autoren mit den Lesern voll umfänglich geteilt wird. Und davon hat Frau Palmetshofer nicht gerade wenig! Ob es nun um Salsas oder Pasten geht, die durch ihre Konsistenz deutlich komplizierter zu beschweren sind oder jemand wissen will, wie sich die ideale Salzkonzentration für die jeweilige Lake ableiten lässt, schaut einfach die sehr praxistauglichen Übersichten am Endes des Buches an. Bei der österreichischen Fermentations-Spezialistin werden alle aufkommenden Fragen zur Fermentation umfassend beantwortet: z. B. die der optimalen Füllmenge für die Gläsergrößen und Flaschen der unterschiedlichen Herrsteller und welche Deckelgröße prima als Abdeckung für stückiges, flüssiges oder weiches Gärgut funktionieren. Denn leider sind die dafür häufig empfohlen Tongewichte, nur bei kleinen Versendern zu bekommen und deutlich teuerer als die Alternative mit einem leicht kleineren Deckel zu arbeiten, um alles vor der unerwünschte Lufteinwirkung zu schützen.
Wann arbeitet man am Besten mit einem zusätzlichen Starter, wie lang ist die Fermentations-Dauer und die Haltbarkeit der hergestellten Produkte?
Die von Ingrid Palmetshofer dargebotene Detaillierung und Anschaulichkeit habe ich noch in keinem Buch zur Fermentation erhalten!
Was können wir denn zum blubbern bringen?
Unter kundiger Anleitung könnnen z.B. Radieschen mit Frühlingszwiebeln, Chili und Apfel, Mairüben und Kimchi – mal nicht aus Chinakohl, sondern mit Kohlrabi hergestellt zu Hause zum blubbern gebracht werden. Im Sommer gibt es u. a. polnische Salzgurken, süß-saure Heidelbeer-Chips oder eine vergorene Paprikasalsa im Angebot und der Herbst lockt mich mit Chilizwetschgen, Karotten mit Sternanis ins Fermentations-Labor. Bevor ich mich mit Sauerkraut (mit praktischer step-by-step-Anleitung) und sogar einem „Zitronen-Minze-Kraut“ bevorraten kann. Im Winter bilden fermentierte Curry-Zwiebeln die Grundlage für selbstgemachte Bosna (eine Art österreichischer Hot-Dog, nur viel viel leckerer), für die die Autorin ebenfalls noch einen Ketchup fermentiert. Außerdem gibt es fermentierte Fichtenwipfel, Bärlauchspargel, diverse Salsas, selbstgemachte Suppenwürze oder ein saußersüßes Zwiebelrelish.
Kimchi kann auch knackig – eine echte Entdeckung, die von unserem Tisch nicht mehr wegzudenken ist!
Die sehr detaillierten Rezepte überzeugen mit vielen Tipps und wohl komponiertem Geschmack. Man merkt deutlich hier hat jemand lange getüftelt und bringt einen großen Fermentations-Erfahrungsschatz mit.
Fazit:Mit der Fermentation richtig starten und „try-and-error“ möglichst von Anfang an vermeiden!
Fermentation ist eine komplexe Angelegenheit – Dabei kann jede Menge schief gehen, wenn man wenig Erfahrung mit den dabei ablaufenden chemischen Prozessen hat! Um so mehr verwundert es, dass die meisten Autoren in einem Buch gleich viele ganz unterschiedliche Rezepte an ihre Leserschaft bringen wollen. Ingrid Palmetshofer setzt Schwerpunkte, bleibt bei Gemüse und Obst und beginnt mit dem was Anfänger schnell selbst hinbekommen. Sauerkraut gehört in jedem Fall dazu, das bespielt die leidenschaftliche Fermentations-Expertin gleich mit 3 Varianten und nimmt sich für das Grundrezept mit einer step-by-step-Anleitung richtig viel Zeit, alles genau zu erklären. Außerdem zeigt die Wienerin hier und da gerne, wie wir das mit ihr „zum Blubbern gebrachte“ als köstliche Begleitung auf unseren Tisch bringen können. Herausgekommen ist dabei ein ungeheuer nützliches Buch mit wirklich allem drin, was man sich bei diesem Thema, sonst mühsam durch „try-and-error“ selbst erarbeiten muss!
Delicious veggie winter pickles – goes well with us!
Just to keep you informed:Senföl ist eines der wichtigsten Bratöle in Indien und gilt als das Fett des kleinen Mannes. Speisen, die mit Senföl hergestellt werden, haben einen charakteristischen dumpfen erdigen Geschmack. Es gibt zwei Gründe, weshalb Senföl als gesundheitsschädlich gilt: Es enthält, je nach Sorte, mehr oder minder viel Erucasäure, die bedenklich fürs Herz sein kann. Außerdem sind je nach Preßmethode mehr oder minder scharfe Isothiocyanate drin. Das sind die Stoffe, die Senf oder Kren scharf schmecken lassen. Aus diesem Grund, erhitzen Inder das Öl bei der Zubereitung immer bis zum Rauchpunkt und deshalb ist das im indischen Spezialitäten-Geschäft angebotenes Senföl, immer als „only for external use“ deklariert. Ansonsten dürfte es weder in die USA noch nach Europa eingeführt werden. Die indische Community, besonders auch in London geht jedoch sehr entspannt mit dieser Erkenntnis um, das Öl wird lediglich erhitzt bis es zu rauchen beginnt. Wodurch einerseits der durch die enthaltenen Isothiocyanate bedingte, stechende Geschmack abgemildert und andererseits der größte Teil der nicht unbedenklichen Erucasäure zerstört wird.
What matters: Unbedingt die Öl-Mischung vor der weiter Verarbeitung runterkühlen lassen, sonst werden die Pickles klitschig!
Paste (siehe Seite 198, oder siehe das Rezept für das Korma-Gemüse-Curry)
200 ml Apfelessig
2 TL brauner Rohrzucker
1 TL Salz
1 TL Senfpulver
1 TL Chilipulver
Zubereitung:
Blumenkohl in Röschen zerteilen. Karotten schälen und in ca. 3 cm lange Stifte schneiden.
Kreuzkümmel, Fenchelsamen, schwarzen Sesam, Kardamom und Zimt in einer Pfanne auf mittlerer Hitze ohne Öl anbraten. Sobald die Gewürze anfangen, zu duften, von der Hitze nehmen (darauf achten, dass die Gewürze nicht verbrennen, sonst werden sie bitter).
Die angebratenen Gewürze abkühlen lassen. Mit einem Gewürzmixer zu Pulver verarbeiten. Das ist die Garam- Masala-Mischung für das Achar.
Senföl in einer Pfanne erhitzen, die Ingwer-Knoblauch- Paste goldbraun anbraten. Mit Essig ablöschen, Zucker dazugeben. Gut umrühren, Salz, Senfpulver und Chilipulver dazugeben und wieder umrühren. Blumenkohl und Karotten hinzufügen. Die Hitze abschalten, die Garam-Masala- Mischung mit dem Gemüse in der Pfanne vermischen. Das Gemüse abkühlen lassen. Sobald es abgekühlt ist, in ein passendes Glas füllen. Das Glas mit einem Käsetuch (Baumwolltuch) bedeckt an einem sonnigen Ort (Küchenfenster) stehen lassen. Das Gemüse täglich umrühren und durchmischen, sodass es gleichmäßig in der Gewürzölmischung eingelegt wird. Nach ca. 3 Tagen ist das Achar genussfertig.
Dieses Pickle sollte man als Grundzutat im Kühlschrank haben. Es schmeckt fantastisch zu Lachs oder Reis. Außerdem lässt sich daraus ein herrlicher Wrap nach indischer Art zaubern, wenn man es mit gegrilltem Lammfleisch und einem Klecks Raita in Dosa oder Fladenbrot wickelt.
Zutaten (ergibt 700 g):
350 ml Weißweinessig
2 Rote Bete-Knollen, geschält, halbiert und in 2 cm große Spalten geschnitten
2 EL Meersalz
2 EL feinster Backzucker
1 EL Fenchelsamen
2 große weiße Rettiche (Mooli), geschält, grob gerieben oder mit dem Gemüseschäler zu Streifen verarbeitet
Zubereitung:
Essig, Rote Bete, Salz, Zucker, Fenchelsamen und 225 ml Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. Umrühren, bis sich Salz und Zucker komplett aufgelöst haben.
Vom Herd nehmen, die geriebenen Rettiche zugeben und vermengen. In sterilisierte Gläser füllen und dicht verschließen.
Vor dem Servieren mindestens 8 Stunden im Kühlschrank aufbewahren. Das Pickle ist nach dem Öffnen im Kühlschrank bis zu 1 Monat haltbar.
Süßsauer und köstlich: Im Supermarkt waren Maiskolben mit in den Einkaufswagen gehüpft… Daraus wurde ein lecker würziges Relish, das jetzt als Low-Carb, Begleiter auf Kottelets und Gegrilltes los gelassen wird. Der erste Test mit der Familie war erfolgreich. P.S. Ich habe die Rezept-Menge halbiert und auch weniger Zucker verwendet. Vorräte sind bei uns wenn es lecker ist, jedoch gern gesehene Gäste am Küchentisch. Ein Vorratskeller macht es möglich und der Einkoch-Automat brauchte auch mal wieder was zu tun.
(Dieses süßsaure Gemüse wird gern zu Schweinefleisch serviert.)
Zutaten (ergibt 8 Gläser a‘ 500 ml):
10 Maiskolben, Körner abgelöst
2 große rote Paprikaschoten, gewürfelt
2 große grüne Paprikaschoten, gewürfelt
6 Selleriestangen, gewürfelt
1 große Zwiebel, gewürfelt
950 ml Apfelessig
400 g Zucker
1 EL gelbe Senfkörner
1 EL gemahlene Kurkuma
1 EL Salz
2 TL Selleriesamen
Zubereitung:
Mais, Paprikas, Sellerie, Zwiebeln, Essig, Zucker, Senfkörner, Kurkuma, Salz und Selleriesamen in einem großen Topf bei starker Hitze unter ständigem Rühren zum Kochen bringen. Wenn der Zucker aufgelöst ist, auf schwache Hitze umschalten. Das Gemüse zugeben und 20 Minuten köcheln lassen. Das heiße Relish in heiße, sterilisierte Gläser füllen und wie gewohnt einkochen (Anmerkung von mir: Zum Einkochen die Gläser nebeneinander in einen großen Topf – bei mir der Einkoch-Automat – stellen und Wasser bis 2 cm unter den Rand zwischen die Gläser gießen Das Wasser zum Sieden bringen und das Relish 30 Min. bei 90° einkochen). Weil durch das Einkochen ja sowieso noch mal alles erhitzt wird, habe ich die Garzeit knapper gehalten, ein bisschen Biss beim Mais war mir gerade recht.
Das Relish ist bei Zimmertemperatur 1 Jahr haltbar.
Egal, ob Armenier, Aserbaidschaner, Georgier oder die kleineren kaukasischen Volkstämme – ihre Kulturen sind miteinander verflochten, ihre Schicksale verwoben, und ihre Küchen haben so viele ähnliche Gerichte und Zubereitungsarten. Geopolitische Interessen, genauso wie Arbeitslosigkeit, Armut und all die anderen menschengemachten Heimsuchungen haben die Länder der Region nach dem Zusammenbruch des Sowjet-Regimes immer mehr auseinander und gegen einander aufgebracht. Als man das bei einer Region hätte erwarten können, die so vieles gemeinsam teilt. Olia Hercules kennt das selbst nur zu gut, ihre armenische Familie, die eigentlich aus Bergkarabach stammt, war in den 80er Jahren mit Kriegsausbruch gezwungen, zuerst ihr Sommerhaus aufzugeben und musste letztendlich die Region und das aserbaidschanische Baku verlassen, um nach Kiew auszuwandern. „Kaukasis“ ist ihr Tribut an ihre Heimat und an schneebedeckte Berggipfel des Kaukasusgebirges. Ganz oben auf der Spitze des Kasbeck, im Nordosten Georgiens gibt es eine Aussichtsplattform mit einem riesigen Mosaik. Und genauso fühlen sich Kultur, Traditionen und Rezepte der Region für Olia an: Die Umrisse sind da, aber was im Innern passiert, ist ein Puzzle aus vielen Fragmenten, bunt und scheinbar nicht zusammenpassend, doch jedes ist ein Teil des Ganzen.
Olia Hercules wurde in der Ukraine geboren und lebte fünf Jahre auf Zypern, bevor sie zum Studium nach London zog. Zahlreiche Jobs folgten, ehe sie ihr Interesse am Kochen zum Beruf machte. Ihre kulinarische Karriere begann sie am Londoner Union Market, fand dann aber ihren Traumjob als Chef de Partie bei Ottolenghi’s. Heute konzentriert sie sich hauptsächlich auf das Schreiben, Food Styling und gelegentliche Streifzüge durch Film und Fernsehen. Auf Deutsch erschien bereits ihrc erstes, sehr erfolgreiches Kochbuch „Mamuschka“ (2015). In Großbritannien wurde sie u.a. vom Observer mit dem Rising Star Award gekürt.
Was ist drin?
Bitte keine halben Sachen,
– oder dieses Buch schaut den Menschen beim Kochen über die Schulter!
Herkules setzt bei ihrem zweiten Buch auf absolute Authentizität, das ist ihr bei diesem Buch wirklich sehr wichtig und deutlich präsenter als in „Mamuschka“. Im Abspann dankt die Autorin ihrem Verlag und ihrer Lektorin, dafür, dass sie sich für dieses Buch hat nicht „verbiegen“ müssen. Was sie damit gemeint haben könnte, liegt auf der Hand, wenn man durch das schöne neue Buch von Olia Hercules zur kaukasischen Küche blättert: Statt bei jedem Rezept nur mit Hochglanz-Fotos zu punkten, gibt es im Buch viele Reise-Aufnahmen, die sie allein, mit ihrem Reisebegleiter, der übrigens ihr Bruder ist, oder mit Menschen zeigen, mit denen sie gemeinsam die Rezepte der jeweiligen Region gekocht hat. Bevor sie zu Hause in London, alles noch mal nachgekocht, optimiert und an unsere Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst hat. Und es ist überall im Buch zu merken, sie hat dabei keine Mühen gescheut und jede Menge getüftelt hat.
Was kommt im Kaukasus in den Topf?
Obst, Gartengemüse und unverzichtbare Würz-Partner…
In den kaukasischen Küchen (dazu gehören neben Georgien, ebenso Armenien und Aserbaidschan) findet man alles was der Garten so her gibt, wie z. B. gebackene rote Beete und unbedingt Pflaumen, die sind gar nicht wegzudenken, aus der georgischen Küche! Sie werden z. B: zu einer frischen ungesüßten Tkemali (Pflaumensauce) verarbeitet, die sowohl die roten Beete als auch einen Salat aus Kohlrabi, Sauerampfer, Radieschen & Chicorée begleiten können. Tkemali zählt zu den Grundpfeilern der georgischen Küche. Von dieser Sauce gibt es so viele Varianten wie Haushalte. Normalerweise kocht man die Pflaumen bis man sie durch ein Sieb streichen kann, so dass Haut und Kerne zurückbleiben und ein herrliches Mus zurück bleibt. Dieses wird dann mit Knoblauch und anderen Gewürzen wie z. B. Dill gekocht.
Die Köchin aus London hat natürlich nicht nur Tkemali im Angebot, sondern präsentiert gut 100 Rezepte, die nicht am Schreibtisch oder in der Versuchsküche entstanden sind, sondern die sie u. a. mit Tina einer liebenswerten Landärztin hoch oben aus den swanetischen Bergen (georgischer Kaukasus) oder mit der jungen Amerikanerin Ènnek Petersen, die nach einem Kurztrip durch Georgien in Tiflis hängen geblieben ist, gekocht hat. Ènnek Petersen ist heute stolze Gastronomin und verwöhnt die Gäste ihres Naturwein-Lokals z. B. mit einem Obst-Minz-Adschika auf Käse und geröstetem Brot. Die Würzpaste Adschika, ist eine Art kräuterwürziges grünes Relish. Im Westen Georgiens haben viele Frauen stets ein Glas davon im Kühlschrank stehen. Georgier genießen ihr Adschika zu vielem: ein klitzekleines bisschen davon auf eine geröstete Scheibe Sauerteigbrot gestrichen mit gutem Mozzarella darauf, oder ein Klecks unter gekochte Frühkartoffeln rühren, das ist lecker und typisch für die Region. Adschika gibt es jedoch nicht nur in grün auch rote Adschika gibt es in zahlreichen Varianten, vom trockenen Knoblauch-Chili-Salz bis hin zur feuchten scharfen Paste hat Herkules sehr originalgetreue Versionen im Angebot, so dass wir die langweiligen Produkte aus dem russischen Supermarkt unbedingt links liegen lassen sollten.
Fleisch & Fisch
Ohne Adschika läuft in der georgischen Küche nichts! Damit kochen die Georgier z. B. den berühmtesten Eintopf Westgeorgiens: Chartscho, der nach einer fetten Rinder-Haxe, Zwiebeln frischem Koriander, Knoblauch, Walnüssen, Granatapfelkernen und wie könnte es anders sein, nach Adschika‑Salz verlangt. Olia Herkules tauscht jedoch den manchmal sehr bitter schmeckenden Bockshornklee gegen milderen Schabzigerklee. Was mir deutlich besser geschmeckt hat als bei Rezepten aus anderen Kochbüchern zur georgischen Küche.
Wassermelone & Fisch, das ist eine Kombination die gewöhnungsbedürftig klingt. Als Olia nach Lankaran kam, eine Stadt im Südosten Aserbaidschans am Kaspischen Meer, servierten ihr die Verwandten ihrer Freundin Zulja zum Abendessen Wassermelone mit Tulum, einen köstlichen regionalen Salzfisch mit blättrigem Fleisch und rustikales Fladenbrot dazu. Die Verbindung aus süßer, saftiger Frucht, salzigem Fisch und Brot überzeugte sie vollkommen. Endlich ging ihr ein Licht auf, warum ihre Eltern in Kiew gerne zu sonnenreifen Wassermelonen Brot gegessen hatten. Einzig das Salz hatte bei dieser Zubereitung gefehlt, um daraus etwas unglaublich leckeres zu machen. Wenn Olia zu Hause in London gelegentlich georgische Dinner-Abende gibt, serviert sie dazu gerne Fisch mit Pistazien-Blumenkohl-Sauce & Kindzmari (eine süß-saure Kräutersauce).
Walnüsse, Kräuter, Gewürze
Neben Walnüssen (z. B. für Auberginenrouladen mitWalnusspaste) und Gewürzen spielen jede Menge frische Kräuter eine große Rolle: wilder Thymian, Estragon, Dill, glatte Petersilie, junges Sellerie-Grün, rotes Basilikum und natürlich Koriander sind von großer Bedeutung für die kulinarische DNA Georgiens, dass schon zu Sowjetzeiten, als reinstes Schlemmer-Paradies galt. Chmeli Suneli, die berühmte georgische Gewürzmischung variiert in der Zusammensetzung und kann lt. Herkules bis zu 20 verschiedene getrocknete Kräuter und Gewürze enthalten. Die gängigsten Bestandteile sind Schabzigerklee (Blätter und Samen), Koriander, Fenchel, Gewürznelken, Ringelblumen, Minze, Dillsaat und Sommerbohnenkraut. Olia Herkules verwendet statt der traditionellen Würzmischung gerne oft nur Schabzigerklee. Sein komplexer und sanfter Geschmack geht in Richtung Garam Masala. Guter Schabzigerklee schmeckt und duftet wie zehn Gewürze auf einmal! – erklärt mir die Köchin. Ringelblüten sind zwar sehr typisch für die Küche Georgiens, die Autorin lässt sich jedoch als Geschmacksexpertin nur von seinen färbenden Eigenschaften überzeugen. Gerade diese akribische Arbeit, bei der es ausschließlich um Geschmack geht, schätze ich an der Herangehensweise von Olia Herkules bei diesem wunderbaren Kochbuch zur kaukasischen Küche.
Und was gibt es sonst?
Zum Beispiel das aserbaidschanische Nationalgericht Plov (Pilaw). Ein Reisgericht, das traditionell meist mit Hammelfleisch und anderen Zutaten gekocht wird. Herkules hingegen serviert Plov mit Hühnerfleisch, Kastanien oder Trockenfrüchten und ich bin ihr sehr dankbar dafür. Ihre Geheimzutat beim sehr ansprechenden Rezept für ein Schah-Plov, das von Zulja aus Baku stammt, jede Menge geklärte Butter sorgen für ein besonderes Geschmackserlebnis. Jetzt kommt es raus, Herr Schuhbeck kann die braune Butter nicht allein für sich in Anspruch nehmen. Insgesamt soll es über 100 verschiedene Plov-Arten geben Auch Dolma (Gefüllte Weinblätter) sind eine beliebte Spezialität der Region und werden hier mit Fleisch, Gewürzen (Kreuzkümmel, Koriandersaat) und Kräutern (Minze, Koriander, Dill) serviert.
Schmerz, lass nach!
Trinkfest sollte man schon sein, wenn man im Kaukasus unterwegs ist. Der eine oder andere Wodka fließt am Abend schon durch die Kehle. Kaum verwunderlich, dass man sich in der ganzen Region ziemlich gut auf ein deftiges Frühstück versteht, z. B. mit fermentierten grünen Tomaten oder kräftebelebenden Fleischsuppen wie einer Chasch, der ultimative Katerkiller, eine dicke Brühe mit viel Fleisch, so einfach wie genial findet die Herkules.
Süße Sachen….
Für Süßschnäbel gibt es z. B. Profiteroles mit armenischen „Kognak“, der eigentlich nur Weinbrand ist oder sonnenreife Pfirsiche für den Wintervorrat eingelegt. Buchweizeneis, Nanas Muffins mit Pinienkernen und eine köstliche Zitronentarte von Walja, die aus Zulja Konditorei in Baku stammt, sind ebenfalls im Angebot. Eigentlich arbeitet diese am Konservatorium als Klavierlehrerin, das mag ihren Hang erklären, ihren Desserts gerne musikalische Namen zu geben. In ihrem Rezept dient der Apfelessig als Katalysator für das Natron, das als Backtriebmittel fungiert – in der UdSSR war Hefe oft schwer zu bekommen. Zum intensiven Zitronengeschmack der Tarte passt eine kräftige Tasse Tee ohne Milch, findet Hercules.
Fazit: Was ist besonders – oder Kaukasis ist mehr als ein Kochbuch!
Man merkt Olia Herkules auf jeder Seite dieses schönen Kochbuchs an, sie wollte kein beliebiges Kochbuch über den noch sehr traditionellen Kaukasus schreiben und ist deshalb tief in die Region eingetaucht. Sie hat die unterschiedlichsten Menschen dazu getroffen, Bäuerinnen in den georgischen Bergen besucht und vor Ort mit allen viel gekocht. Es geht im Buch neben Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse auch um die tief verwurzelten Kulturtechniken wie Fermentation und Einlegen, die diese Region, in der buchstäblich vom Joghurt über den Käse bis zu den Nudeln noch das allermeiste, was die Menschen und ihre Familien tagein und tagaus essen, selbst gemacht wird. Kaukasis geht viel weiter als „Mamuschka“ das erste Kochbuch von Herkules. In diesem Buch geht es ihr darum, wirklich authentische Rezepte zu präsentieren und vor allem die Menschen dahinter persönlich vorzustellen. Alle Rezepte wurden von Herkules in London noch verfeinert und behutsam angepasst, jedoch niemals soweit, dass die Handschrift der Menschen und der Region verloren ging. Da ist viel Können im Spiel und es ist vor allem sehr mutig, weil wir heute ganz anders leben und kochen! Genau das macht dieses Buch einzigartig, für Köche, die den Kaukasus, seine Menschen und Gerichte, endlich richtig kennenlernen wollen. Mir hat dieses Buch so viel Spaß gemacht und ich kann jetzt endlich die ersten Pflaumen im Garten ernten, um unter kundiger Anleitung meine erste Tkemali (Pflaumensauce) herzustellen.
Herzlichen Dank für die Übersendung als Rezensionsexemplar!
Branntweinessig ist schlichtweg normaler Tafelessig, der Säureanteil liegt in der Regel bei 5 bis 10 %, seltener aber auch bei 12 bis 14 %, damit hat er einen deutlich höheren Säuregehalt als beispielsweise Weinessig (ca. 5 –6%). Ich habe deshalb einen Teil der Essigmenge durch weißen Balsamico ersetzt und auch den Zucker reduziert. So war es für unseren Geschmack wunderbar! Gefreut habe ich mich auch, endlich eine Faustregel für die Mengenangaben bei der Einlegelake zu haben, das gibt mir Sicherheit und die Freiheit selbst kreativ zu werden. P.S. Wie das Foto zeigt, habe ich noch einiges vor aus diesem Buch!
Grundsätzliches:
Wenn man Lebensmittel in einer Lake aus Essig, Zucker, Salz, Wasser und Gewürzen einlegt, verlängert man dadurch ihre Haltbarkeit. Für gewöhnlich setzt sich die Lake aus einem Teil Branntweinessig, zwei Teilen Zucker und drei Teilen Wasser zusammen. Durch die Kombination von Säure, Zucker und Salz werden die Zutaten konserviert und erhalten gleichzeitig einen besonderen Geschmack. Eingelegtes Gemüse hält sich mehrere Monate oder sogar einige Jahre, sollte aber kühl und dunkel gelagert werden.
Tipps und Tricks:
Verwenden Sie hochwertige Zutaten ohne Faul- oder Druckstellen, denn schon winzige Spuren von beispielsweise Schimmel können das eingelegte Gemüse verderben (s. S. 66).
Einmachgläser oder Keramikgefäße sind zum Einlegen am besten geeignet, denn Essigsäure greift Aluminium- oder Edelstahloberflächen an. Um Schimmel und Bakterienbildung zu vermeiden, sollten die Behälter zuvor sorgfältig gereinigt werden (s. S. 66).
Verwenden Sie keinen selbst gemachten Essig, da Sie hier den genauen Säuregehalt nicht kennen. Die Säure ist bei der Konservierung sehr wichtig.
Ein exaktes Haltbarkeitsdatum für Eingelegtes anzugeben ist schwierig. Wenn die Zutaten in saubere Gläser gefüllt werden und man diese an einem dunklen, kühlen Ort aufbewahrt, halten sie länger. Geöffnete Gläser sollten im Kühlschrank gelagert werden. Nehmen Sie Gurken niemals mit den Fingern aus dem Glas, denn so werden Bakterien übertragen und die Haltbarkeit wird verringert. Auch an abgeleckten Löffeln finden sich Keime, die nicht ins Glas gelangen sollten. Wenn der Inhalt aber gut aussieht, riecht und schmeckt, ist er mit großer Wahrscheinlichkeit auch essbar. Also, immer erst schauen, riechen und probieren!
Eingelegte gegrillte Paprikaschoten
Zutaten für eine (Menge von ca. 800 g):
2 rote Paprikaschoten
2 gelbe Paprikaschoten
2 orangefarbene Paprikaschoten
1 Knoblauchzehe, geschält
1 TL getrockneter Thymian oder 1 frischer Thymianzweig
Lake:
100 ml Branntweinessig (oder Tafelessig),
bei mir durch einen Teil weißen Balsamico ersetzt
160 g Zucker (bei mir weniger)
300 ml Wasser
Zubereitung:
Den Backofen auf 250 °C vorheizen. Die Paprikaschoten halbieren und von Samen und Scheidewänden befreien. Die Hälften mit der Schnittseite nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und 20–25 Min. im Ofen rösten, bis die Schale schwarz geworden ist. In einen Gefrierbeutel geben, verschließen und etwas abkühlen lassen. Dann häuten, in breite Streifen schneiden und mit Knoblauch und Thymian in heiße, gut gesäuberte Einmachgläser geben. Die Zutaten für die Lake kochen, bis der Zucker aufgelöst ist. Die Paprika mit der heißen Lake bedecken, die Gläser verschließen und abkühlen lassen. Mindestens 1 Woche durchziehen lassen.
Haltbarkeit: (s. S. 92 oder oben unter Grundsätzliches)
Nachdem ich neulich im stadtbekannten Feinkostladen auf der Frankfurter Zeil gesehen habe, dass man dort für ein 500 g. Glas Salz-Gurken doch sage und schreibe 5,– € verlangt, wollte ich die unbedingt mal selber machen. Bislang habe ich nur Gurken süß-sauer eingelegt. Branntweinessig ist natürlich traditionell, der am häufigsten verwendete Essig zum Einlegen, mir aber manchmal zu sauer, ich habe den Gurken einfach Weinessig gegönnt. Johannisbeerblätter gibt es leider nicht im Garten, deshalb habe ich die weggelassen. Mein persönlicher Geschmack verlangte nach weniger Salz, Meerrettich und Ingwer geben den Gurken überraschend viel Pfiff!
Quelle: Lisa Eisenman Frisk Monica Eisenman: Speisekammer
Verwenden Sie nur frische, knackige Gurken ohne schadhafte Stellen. Die Schwarzjohannisbeerblätter wirken konservierend und verleihen einen schönen Geschmack.
Zutaten (für eine Menge von ca. 1 kg):
1 kg kleine Einlegegurken
15 Schwarzjohannisbeerblätter (hatte ich leider nicht und deshalb weggelassen)
10 Dilldolden
25 g frischer Meerrettich
15 g frischer Ingwer, nach Belieben
Lake:
100 ml Branntweinessig (bei mir durch Weißweinessig ersetzt)
100 g grobes, jodfreies Salz (bei mir ca. 50- 60 g)
1 l Wasser
Zubereitung:
Gurken sorgfältig waschen. Blätter und Dilldolden abspülen. Meerrettich und nach Belieben Ingwer schälen und reiben. Zutaten für die Lake kochen, bis das Salz aufgelöst ist. Abkühlen lassen. Gurken, Blätter, Meerrettich und nach Belieben Ingwer abwechselnd in saubere Einmachgläser schichten; den Dill obenauf legen. Gurken mit der Lake bedecken, verschließen und vor dem Servieren 3–4 Wochen
durchziehen lassen. Haltbarkeit (s. S. 92 oder unter Grundsätzliches im Beitrag für die eingelegten gegrillten Paprikaschoten)
Bei sich selber einkaufen macht manchmal Sinn und doppelt so viel Spaß!
Selbst gemacht ist einfach besser – oder Speisekammer modern interpretiert!
Eine Speisekammer ist lt. der Definition im Duden eine Kammer zum Aufbewahren von Lebensmitteln. In den Nachkriegsjahren bis in die 70iger Jahre war eine Speisekammer einfach normal, wenn Menschen die Gestaltung ihres Wohnraumes selbst bestimmen konnten. Meine Mutter und auch meine Oma haben diese als Möglichkeit verstanden, die Vorräte aus dem eigenen Garten zu konservieren und unabhängig vom Angebot des Lebensmittelhandels, auf qualitativ hochwertige Zutaten zurückgreifen zu können. Bis zum Zeitpunkt als ich auszog, hatte ich nie Kartoffel aus dem Supermarkt auf dem Teller. Die kamen bei uns immer aus dem eigenen Garten oder vom Kartoffelbauern aus der Straße und wurden in einer Kartoffel-Kiste in der Speisekammer vorgehalten. Konserven waren aufgrund des eigenen Gartens seltene Gäste und Gurken im Glas aus dem Supermarkt, kann mir auch heute noch keiner vorsetzen. Als wir letztes Jahr zu Weihnachten mit der ganzen Großfamilie vereist waren und der Abendbrottisch mit einem Glas selbsteingelegeter Salzgurken bestückt wurde, war meine chinesische Schwägerin hin und weg und konnte es gar nicht fassen, das solche auch wirklich nach was schmecken können. Bei mir übrigens gerne auch nach viel Dill, wenn ich die ersten Dillblüten auf dem Wochenmarkt entdecke, gerate ich regelrecht in einen Kaufrausch.
Es geht um die Qualität der Zutaten und nicht nur darum, günstig Vorräte zu bunkern!
Es geht für viele „Selbermacher“ nicht mehr ausschließlich um den Aspekt des Geld Sparens und das Horten von Sonderangeboten, wenn wir uns eine Speisekammer wünschen, sondern uns Geschmacksverliebten, ist die Qualität der Produkte heute wichtiger denn je! Ein Risotto ist eine herrlich einfach Angelegenheit, die auch noch sehr entspannend sein kann, vorausgesetzt man hat selbstgemachte Brühe dafür. Natürlich lässt sich ein Fonds kaufen, jedoch wer für mehr als 2 Personen Risotto macht, merkt bei steigender Gästeschar an der Risotto-Tafel, dass dies im Portemonnaie deutlich spürbar wird. Geschmacklich liegt trotzdem nicht das Optimum im Einkaufswagen, sondern eher das geringere Übel. Von der Individualität dieser Produkte, genauso wie es dem persönlichen Geschmack entspricht, will ich gar nicht sprechen, das erübrigt sich im Supermarkt von selbst.
Die schwedischen Schwestern Lisa Eisenman Frisk und Monica Eisenman haben gemeinsam schon viele Kochbücher herausgebracht. Zudem haben sie einige Jahre das The Cookbook Café in Stockholm betrieben, eine Mischung aus Kochbuchhandlung und Lunchrestaurant. Heute arbeiten sie freiberuflich als Kochbuchautorinnen und Foodstylistinnen. In Schweden treten sie häufig im Fernsehen auf, und sie schreiben gemeinsam einen Blog.
Was ist drin?
Die moderne Variante ist eine Speisekammer auf Abruf…
Wer eine Speisekammer jedoch nicht mehr nur als Vorrats- und Stauraum begreift, auch weil er aufgrund von räumlicher Beschränkungen gar nicht die Möglichkeit hat, sich eine solchen zu gönnen. Der wünscht sich – wie ich – vielleicht auch gerne eine Speisekammer auf Abruf. Dieser Buch gewordene Strauß an Optionen für Foodies, die einfach mehr wollen als nur Vorräte zu hamstern, liegt vor mir. Und ist eine tolle Möglichkeit, sich von der Lebensmittel-Industrie, Geschmack nicht vorschreiben zu lassen oder auf Qualität zu verzichten. Jeder von uns hat da seine eigenen Präferenzen: einer liebt Marmelade, der nächste wollte immer schon zum Frühstück den eigenen Joghurt genießen und der letzte will schlichtweg ein selbstgemixtes Müsli, genauso wie es ihm am besten schmeckt.Alle zusammen wollen wir uns nicht einem Bäckerhandwerk ausliefern, dass die Backmischung als All-Heilmittel im täglichen Kampf um die Kundschaft favorisiert.
Hier ist wirklich für jeden Geschmack was dabei!
Gartenbesitzer freuen sich über Möglichkeiten der Tomaten, Bohnen oder Gurkenschwemme Herr zu werden und andere wollen einfach mit selbstgemachten Senfen und Ketchups und diversen Würzpasten ein bisschen kulinarische Freiheit für die Feierabend-Stulle und ihre Grillwürstchen. Ganze 350 unterschiedliche Optionen für alle DIY-Fans, Land- u. Stadtgärtner bieten die Autoren im Buch an: Die Menge ist beeindruckend und die Range derart vielschichtig und abwechslungsreich, das für jeden was dabei ist.
Sie kann uns bei vielen ganz unterschiedlichen Exkursen begleiten: Es gibt Würzsoßen und –mittel, dazu gehören Fonds, Senfe, Ketchup, Ajvar, (die Würzpaste des Balkans). Alle Variationen der thailändischen Currypaste und wer mag, kann sich sogar an einer asiatischen Austernsauce oder an der berühmten britischen Allzweck-Waffe als Geschmacksverstärker, einer echten Worcestershiresauce versuchen. Gerade das Kapitel mit den Würzsoßen zeigt eine Vielfalt und Tiefe, wie sie mir bislang in Buchform noch nicht begegnet ist.
Es wird zudem eingekocht, entsaftet und eingelegt was das Zeug hält: Dazu gehören die guten Salzgurken, die wir noch von der Oma kennen genauso wie hausgemachte Konfitüren, Chutneys oder Säfte. Bei den Marmeladen legen die Autoren viel Wert darauf, unerwünschte Zusatzstoffe bei der Zubereitung außen vor zulassen. Diese werden entweder nur mit Zucker eingekocht, was mir auch viel besser als die Zubereitung mit Gelierzucker gefällt. Aber bedeutet, dass die Konsistenz flüssiger ist und der Geschmack süßer wird. Ein zusätzlicher Vorteil ist dabei die längere Haltbarkeit. Wer Zucker sparen will und Früchte mit einem niedrigen Pektingehalt (Erdbeeren, Holunderbeeren, Kirschen, Mangos, Orangen, Rhabarber) konservieren möchte, kriegt im Buch sogar erklärt, wie man selber Apfel Pektin herstellen kann.
Dieses Buch ist voll mit Selbermach-Tutorials!
In der Vorratskammer der Eisenman-Schwestern gibt es auch die eine oder andere Herausforderung und die heißen für mich selbstgemachte Nudeln, Wurstwaren und das Thema Beizen und Pökeln. Mir gefällt sehr gut, dass das Thema selber machen so ganzheitlich – wie nirgendwo sonst zwischen zwei Buchdeckeln behandelt wird. Auch wenn ich mir selbst vorgenommen habe, solche Projekte erst anzugehen, wenn ich nicht mehr jeden Tag ins Büro gehen muss.
Die Damen sind glücklicherweise sehr realistisch und liegen mir nicht mit einer falsch verstandenen Ethik in den Ohren, sondern weisen in ihrem Vorwort dezent darauf hin, dass manches Übung und Erfahrung braucht. Dazu gehört sicherlich nicht das Marmelade einkochen, aber der eigene Blauschimmelkäse oder ein selbst gepökeltes Bresaola.
Möglichkeiten über Möglichkeiten….
Wie wäre es mit selbstgebackenem Sauerteigbrot? Als Schwedinnen verstehen sich die Eisenman-Sisters auf die unterschiedlichsten Varianten für gutes hausgemachtes Knäcke- oder Dauerbrot. Wer will, lernt sogar von Ihnen wie die berühmten amerikanischen Graham-Cracker zu Hause selbstgemacht werden können. Wir backen außerdem Bagels oder indisches Nan-Brot. Backen Pizza, entweder mit Sauerteig oder einem Teig, der lange kalt geführt wird, denn das führt zu einem reifen und vollem Geschmack und spart zudem Hefe, die sich sonst deutlich auf den Geschmack niederschlagen würde. Wir trinken Ginger-Beer und machen Tonic-Sirup selber und die Veganer können die verschiedensten pflanzlichen Milch-Produkte selbst zubereiten und dabei auch jede Menge Geld sparen. Es wird Eis mit oder ohne Eismaschine zubereitet und eine leckere Eiswaffel dazu gebacken. Eis am Stiel geschleckt und sogar ein Schokoriegel mit Karamell und Erdnussnugat selbst gebaut.
Fazit: Die Speisekammer als ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten für Selbermacher, das ist das Programm und der Anspruch der Autorinnen und dieser wird vielen ganz unterschiedlichen Interessen zum Thema DIY gerecht. Die Damen liefern viele Tipps und Tricks und zeigen mir, sie haben das selbst hundertmal probiert und optimiert. Sympathisch finde ich, dass sie dabei realistisch bleiben, denn es hat seinen Grund, warum manchmal Profis das Brot backen und der Käse von einem erfahrenen Käser geschöpft wird. Den Unterschied machen die Erfahrung und ein stetiges Tüfteln. In diesem Buch wird zudem ein idealisiertes Selbermacher-Ethos vermieden, weil die Autorinnen sich als Praktikerinnen mit Abenteuerlust bezeichnen. Das merkt man allen Rezepten an.
Dieses schöne Koch-Buch kann es zudem auch in den unterschiedlichen Sparten mit den Spezial-Titeln für die komplexeren Themen aufnehmen. Es gibt viel Praxiswissen, die das Buch zu einem umfassenden Ratgeber und Wegbegleiter machen. Damit ist es für alle diejenigen ein absoluter Gewinn, die mehr als nur Marmelade einkochen möchten. Dafür wäre es zu schade und einfach zu überdimensioniert. Dass es sich außerdem optisch richtig hübsch kommt glücklicherweise noch dazu. Eine Speisekammer auf Abruf wie ich und viele andere sich die wünschen!
Herzlichen Dank für die Übersendung als Rezensionsexemplar!