Handbuch Pilze

Holmberg/Markund: Handbuch Pilze

Verlag Stiftung Warentest

Preis: 29,90 €

Was Pilzsammler heute unbedingt wissen sollten…..

 Worum geht’s – oder bei den Pilzen geht noch mehr?

Heute geht es erst in den Wald und dann in die Küche….. Pilze sammeln macht Spaß! Ich bin im Herbst regelmäßig im Wald unterwegs und konnte im letzten Jahr einen großen Vorrat an selbst getrockneten Pilzen anlegen, der uns schon das ganze Jahr über erfreut. Die Bedingungen waren in 2017 im Hunsrück phantastisch. Statt App, die wir auch ausprobiert haben, finde ich gute Literatur zum Thema jedoch unerlässlich! Die Parameter nach denen die App‘s kategorisieren, sind einfach zu statisch und unzureichend, haben wir bei unseren Streifzügen durch den Wald immer wieder festgestellt. Nach dem Regen der letzten Tage geht es heute am ersten Urlaubstag zum Schätze sammeln in den Wald. Dafür habe ich mir ein neues Handbuch zulegt, dass vieles besser kann, als die herkömmlichen Pilzführer die seit Jahr und Tag Pilze in den althergebrachten Kategorien präsentieren.

Nachschlagewerk mit System und praxistauglichen Ansatz

Von Anfänger-Pilzen bis zu den Raritäten

die Reihenfolge richtet sich nach dem Wissens-Fortschritt!

Die gängigen Pilzführer ordnen Pilze nach Kategorien, erst die Blätterpilze (Pilze mit Lamellen), dann die Röhrlinge (Maronen, Steinpilze & Co.) bis am Ende Trüffel und Morchel aufgeboten werden. Diese überholte Einteilung kehrt das vorliegende Buch um. Für Anfänger ist es wenig sinnvoll, den Fokus zu Beginn gleich auf Pilzarten zu setzen, die viele giftige Doppelgänger haben: Deshalb präsentiert das Kompendium der Stiftung Warentest zuerst die sogenannten „Anfänger-Pilze“. Dazu gehören vor allem die Röhrlinge, denn sie sind leichter zu bestimmen und es besteht kaum Verwechslungsgefahr mit giftigen Sorten.

Doppelgänger ausschließen!

Die Autoren verwenden eine eindeutige Symbolik, die sehr praxistauglich, gleich die Doppelgänger im jeweiligen Pilzportrait mitbehandelt und Unterschiede erklärt. So wird es für Anfänger leicht gemacht Wissens-Fortschritte zu genieren ohne gesundheitliche Risiken einzugehen. Die von den Autoren entwickelte Symbolik macht es einfach weil sie Anfängern Speisepilze empfiehlt, die nur mit anderen Speisepilzen verwechselt werden können. Dies ist z. B. bei den beliebten Röhrlingen, zu denen Maronen und Steinpilze gehören der Fall. Deshalb gelten diese als klassische „Anfänger-Pilze“. Im Handbuch der Schweden gelten diese als Stufe 2 Pilze, bei denen Verwechslungen nur mit Pilzen möglich sind, die aus einem anderen Grund als Giftigkeit zum Verzehr ungeeignet sind. Dies gilt auch für den ungenießbaren Doppelgänger des Steinpilzes den Gallenröhrling, bei dem ein einziger Pilz, dass Potenzial hat das bestes Pilzgericht zu ruinieren. Mit Hilfe der Autoren habe ich jetzt gelernt diesen besser einzuschätzen. Er hat einen hellbraunen, sämischlederfarbenen Hut, Röhren, die zunächst grau sind und dann rosa werden und einen Stil mit einem groben dunklem Adernetz erklären mir die schwedischen Pilzexperten.

©Holmberg/Marklund: Handbuch Pilze/Stiftung Warentest

Begriffe und Symbole, die sich am Verwechslungs-Risiko orientieren, das macht Sinn!

©Holmberg/Marklund: Handbuch Pilze/Stiftung Warentest

Grüner Kreis = Speisepilz

Grüner Kreis + 1 = Speisepilz + Anfängerpilz, Anfänger-Pilze der Kategorie 1 zeichnen sich dadurch aus, dass diese nur mit anderen Speisepilzen verwechselt werden können. Zu dieser Kategorie zählt man z. B. den beliebten Speisepilz mit dem Namen Maronen-Röhrling.

Grüner Kreis + 2 = Speisepilz + Anfängerpilz, Anfänger-Pilze der Kategorie 2 zeichnen sich dadurch aus, dass diese nur mit anderen Pilzen verwechselt werden können, die aus einem anderen Grund als Giftigkeit zum Verzehr ungeeignet sind. . Zu dieser Kategorie zählt man z. B. die beliebten Speisepilze Pfifferlinge und Steinpilze.

Blaues Quadrat + grüner Kreis (steht immer für Speisepilz) + 3 = Speisepilz, der mit schwach-giftigen Pilzen verwechselt werden kann.

Rotes Quadrat + grüner Kreis (steht immer für Speisepilz) + 4 = Speisepilz, der mit gefährlich giftigen Pilzen verwechselt werden kann. Dazu gehört z. B. interessanterweise auch der beliebte Speisepilz mit dem Namen Wiesen-Champignon der mit dem gefährlich giftigen „Kegelhütigen Knollenblätterpilz“ verwechselt werden kann.

Rotes Quadrat, steht immer für Giftpilze, ein rotes Quadrat mit weißem Kreuz kennzeichnet die gefährlichen Giftpilze, dazu gehört der bereits erwähnte „Kegelhütige Knollenblätterpilz“.

Gelbes Quadrat steht für Pilze, die aus anderen Gründen als den darin enthaltenen Pilzgiften nicht zum Verzehr geeignet sind, entweder weil sie bislang unzureichend erforscht, unappetitlich oder wertlos sind oder weil es sich um einen gefährdeten Pilz handelt.

©Holmberg/Marklund: Handbuch Pilze/Stiftung Warentest

Viele wichtige Informationen direkt zum Weiterlesen und vergleichen….

 Toll gemacht ist in diesem Pilz-Kompendium, dass alle Informationen zusammenhängend und umfassend präsentiert werden.

Gibt es diesen Pilz auch in meiner Region?

Wer sich fragt, ob es den vorgestellten Pilz auch in seiner Region sammeln lässt orientiert sich einfach an der nützlichen Verbreitungskarte direkt im Portrait. Außerdem wird ausführlich auf die bevorzugte Umgebung der Sorten eingegangen. Erst wenn man versteht, welcher Pilz, sich mit welchen Bäumen wohl fühlt, kann man gezielt die Wälder besuchen, die dem Lieblings-Pilz eine gelungene Symbiose bieten. Gerade das Verständnis dieser Zusammenhänge ist wichtig und wird in Osteuropa von einer Generation der Pilz-Sammler an die nächste vererbt.

Mehr als nur bestimmen…

Die gängigen Pilzführer taugen allenfalls zum Bestimmen und abgrenzen der Pilzfunde, in diesem Handbuch wollen die Autoren mehr, es geht um wichtige Kennzeichen, neben dem Sammeln und Säubern um die Zubereitung und Konservierung der kostbaren Funde. Diese Ausführlichkeit ist großartig und bezogen auf die Nützlichkeit und Seriosität einer App unglaublich nützlich für Sammler, egal ob nun Anfänger oder Profi. In dieser Ausführlichkeit ist mir das noch nirgendwo anders begegnet.

Ein moderner Pilzführer muss auch neue Erkenntnisse berücksichtigen….

Neue in den Fokus der Sammler geratenen Pilze werden genauso behandelt wie Arten, die eigentlich nicht mehr gesammelt werden sollten, weil sie nicht einmal nach dem Abkochen als völlig ungiftig einzustufen sind, wie z. B. den „Frühjahrs-Gitftlorchel“, der in den letzten Jahren eine Neubewertung erfahren hat, die ihresgleichen sucht: Ein im Jahr 1994 von einer Gruppe von 7 nordischen Lebensmittel-Toxikologen erarbeiteter Bericht stellte fest, dass es angesichts der gegenwärtige Erkenntnisse, …. Wissenschaftlich vernünftig ist, den Verzehr von „Frühjahrs-Gitftlorcheln“ als für den Verbraucher als bedenklich einzustufen.

Fazit: Vergesst die Pilz-App und leistet Euch für zu Hause ein Handbuch, dass alle Informationen anschaulich und ungeheuer praxistauglich präsentiert. Das braucht man unbedingt, wenn man erfolgreich Pilze sammeln will!  So eine komprimierte und umfangreiche Zusammenstellung habe ich lange gesucht. Die deutsche Übersetzung wurde umfangreich angepasst und überarbeitet und ist außerdem in Zusammenarbeit mit einem Fachberater Mykologie der Dt. Gesellschaft für Myologie entstanden. Rund 100 Speisepilze werden mit 400 Fotos vorgestellt, sowohl am natürlichen Standort aufgenommen, als auch im Studio mit konstanten Lichtverhältnissen, so das viele Aspekte der Bestimmung deutlicher herausgearbeitet werden konnten. Doppelgänger und giftige Pilze werden zudem direkt in den jeweiligen Portraits gegenüber gestellt.

Hintergrundwissen gefällig?

Wollt Ihr noch mehr wissen? Warum Pilze so wichtig sind für unser ökologisches Gleichgewicht und habt vielleicht auch ein bisschen Zeit, dann empfehle ich Euch unbedingt, diese wunderbare Dokumentation, die in Arte im Mai 2018 erstmalig gezeigt wurde und mir Pilze spannend und tiefgreifend erklärt hat:

 

Herzlichen Dank für die Übersendung als Rezensionsexemplar!