Isabel, Vanessa und Sarah Scharl: Guerilla Bakery
Fotos: Barbara Wirl
Preis: 17,95 €
„Nicht nur Muttis können backen—oder endlich ein Backbuch das rockt!“
Worum geht’s – konspirative Aktionen in der Wiener Cafe-Szene!
Vor fünf Jahren juckte es die im elterlichen Gasthaus aufgewachsenen Schwestern Isabel, Vanessa und Sarah Scharl in den Fingern und sie initiierten in Wien die „Guerilla Bakery“ – Kuchen-Verkauf aus dem Wohnzimmer oder im Park: „Wir haben tatsächlich mit dem Backen nur für uns und Freunde gestartet. Als aber eines Tages unser Back-Event über einen Newsletter angekündigt wurde, standen die Leute bei uns im Stiegenhaus Schlange“, erzählt Isabel Scharl. Die Bäckerinnung fand die junge Konkurrenz alles andere als lustig. Schließlich gründeten Schauspielerin Sarah und die beiden Journalistinnen Isabel und Vanessa einen Verein und poppten nur noch drei Mal im Jahr auf. Daraus ist jetzt in 2016 ein richtiges Ladenlokal geworden, was von Sarah geführt wird und ein Backbuch, das jüngst erschienen ist und auf spritzige provokante Art beweisen möchte: Jeder kann backen!
Wie sieht es aus – oder die Schwestern lassen es krachen!
Knallgelber Einband und innen geht die Farb-Orgie weiter, leuchtende Farben und moderne Grafik, die alles andere als Unterstatement sind.
Gleich wird klar, hier geht es bestimmt nicht um biedere Sonntagskuchen und Muttis die selig lächelnd mit Schürzchen den Kuchenteig für den Sonntagskaffee rühren und eine Friede-Freude-Eierkuchen Back-Nostalgie aufkommen lassen wollen.
Das gefällt mir schon mal ziemlich gut, ich backe wirklich gern, aber ich hasse das Image dass damit einher geht, ich will nicht lieb und süß, sondern BAM! Dieser ganze Vintage-Kult bei den Backbüchern der letzten Jahre, nervt, ich finde, dass eine fröhlich freche Attitüde, dem Thema in 2016 besser gerecht wird.
Was ist drin?
„Fuck the Backmischung“ – denn die brauchen wir nicht!
Den Schwestern kommt keine Backmischung in die Tüte! Ihr Credo ist, für einen einfachen Kuchen braucht man nur ganz wenige gute Zutaten: Eine Schüssel, einen Holzlöffel, eine Form und einen Backofen. Fertig! Dass die Zutaten selber von allerbester Qualität und ohne zu viel künstliches Aroma sein sollten, versteht sich von selbst, wenn wir uns Mühe machen.
Jeder hat das Recht auf einen Zuckerorgasmus – bieder und perfekt war gestern!
Los geht es mit einem kleinen „Back ein mal Eins“, in dem die Ladys, die 10 wichtigsten Dinge zusammengefasst haben, die man wissen sollte, bevor es losgeht.
In den weiteren Kapiteln geht es mit einfachen und gottseidank nicht auf Perfektion gedrillten Rezepten ein bisschen frivol und vor allem sehr lecker zur Sache. Insgesamt fällt auf, dass die Damen mit ihren Variationen sehr viel entstauben und modernisieren und genau wissen, was die Kundschaft gerade besonders „hipp“ beim Backwerk findet.
Da gibt es einen „Devils Chocolate Cake“, der so richtig was hermacht, „Sticky Elvis Cup Cakes“, die mit einem Frosting aus Erdnussbutter und Speck faszinieren. Einen super einfachen „Key Lime Cheesecake mit Ingwerboden“, der witziger weise im Glas serviert wird und und……. Selbst die spießige Biskuit-Rolle der 70iger Jahre erlebt als köstliche „Milchschnitte“ mit Mascarpone und Sahne ein ungeahnt leckeres Revival!
Meine Erfahrungen – oder „Fake Sacher“ ich liebe Dich!
Ich liebe Sachertorte, habe aber nur einmal versucht, eine selbst zu machen und das ging leider in die Hose. Folglich leide ich seit dieser Zeit und es ist wirklich lange her, unter einem echten „Sachertorte Trauma“! Zumal ich früher eine Kollegin hatte, eine echte Wienerin, die Sachertorte so traumhaft gebacken hat.
Jetzt ist es Zeit dem Trauma Adieu zu sagen weil die „Guerilla Bakery“ mir ein Rezept für eine „Fake-Sacher“ präsentiert, das überhaupt nicht kompliziert ist.
Am Wochenende war es dann soweit, Klappe: Sacher die zweite!
Und was soll ich euch sagen, es hat wunderbar funktioniert, sogar meine Schwiegermutter war sehr angetan, als sie spontan vorbei kam und ich ihr ein Stück angeboten habe…. Wahrscheinlich glaubt sie jetzt als nächstes kommt bei uns eine echte Schwarzwälder-Kirsch-Torte auf den Tisch. Soll Sie mal, das passiert definitiv nicht! Wenn ich dafür kein cooles Rezept bekomme, stehe ich auf diese „Ewiggestrigen“ Backerzeugnisse eigentlich nicht so, oder überlasse die Sparte „Klassiker“ gerne den Profi-Bäckern, dafür holt mich keiner von der Couch! Es sei denn, liebe Mädels der „Guerilla Bakery, ihr legt hier noch nach, ich freue mich schon jetzt auf eine Fortsetzung!
Ich werde in der Zwischenzeit in jedem Fall noch das folgende probieren:
“Guerilla Bakery Brownies”
“Preiselbeere-Birnen-Graumohnkuchen”
“Torte Omama Style”
“Schoko-Himbeere”
“Kürbiskernöl-Gugelhupf”
“Fake-Topfen-Soufflee”
und so einiges mehr, denn mich hat dieser frische Wind im Backbuch-Genre wirklich begeistert!
Fazit: „Guerilla Bakery“ ist genau mein Ding! Ich freue mich sehr über das fröhlich-freche Backbuch, das endlich neuen Schwung in mein Backbuch-Regal bringt und auch den Mut hat, ein Thema, das sonst eher bieder und verspielt präsentiert wird, erfrischend anders neu zu beleben!
Vielen Dank für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.