Tanja Grandits: Tanjas Kochbuch
Vom Glück der einfachen Küche – Lieblingsrezepte für jeden Tag
Fotos: Lukas Lienhard
Preis: 34,– €
Was gibt es bei Spitzenköchen zum Frühstück ?
Wer ist die Autorin?
Tanja Grandits führt seit 2008 mit René Graf und mit rund 30 Mitarbeitern das legendäre Restaurant Stucki in Basel, das Restaurant wurde mit 2 Michelin-Sternen ausgezeichnet und erhielt 18 GaultMillau-Punkte. Grandits wurde zudem zum «Koch des Jahres 2014» gewählt und ist Autorin von bisher fünf Kochbüchern, die alle im schweizerischen AT Verlag erschienen sind.
Was ist drin?
Tanjas Kochbuch – Tanjas Küche!
Tanja Grandits lädt uns in ihre kleine Küche ein: grüne Kacheln, ein gemütlichen Sofa und dem Tisch, an dem ihre Tochter Emma ihre allererste Mahlzeit gegessen hat.Alles recht heimelig und ziemlich normal, wenn es nicht den stilvollen alten Herd mit Messing-Reling rings rum gäbe….
Alltagsküche für Geschmacksverliebte….
Der Mutter, Tanja Grandits, ist es wichtig, dass ihr Kind, gutes Essen als einen Wert begreift, für den es sich lohnt, sich ein wenig Mühe zu machen und selbstverständlich soll ihr Kind möglichst gesund in den Tag starten. Soweit auch nicht anders als bei Lieschen Müller oder meiner Schwägerin zu Hause. Es soll sie noch geben, die Eltern, die ihren Kindern eine Geschmacksschule bieten wollen und diese nicht nur mit Kohlehydraten und Fastfood ruhig stellen möchten. Trotzdem ist dieses schöne Kochbuch nicht als reines Familien-Kochbuch zu begreifen, sondern die Schweizer Spitzenköchin präsentiert ihre Lieblings-Alltagsrezepte für Geschmacksverliebte in den Kategorien Unterwegs, Snacks & Aperitif, Salate, Suppen, Vegetarisch, Fisch und Fleisch, Aus dem Ofen, Desserts, um zum Schluss mit Ideen für einen magischen Vorrat zu zeigen, dass sich daraus viel neues zaubern lässt, das ebenfalls sehr lecker schmeckt.
Zum Frühstück bitte gesund!
Wie könnte es anders sein, wenn Kinder oder Jugendliche mit am Tisch sitzen (Emma Grandits ist bereits 13 Jahre) gibt es erst mal lecker Müsli (entweder mit Mandel und Beeren oder mit Kokos und Mango), alternativ das Lieblings-Granola der kleinen Familie, Porridge mit Grüntee-Birnen, Lieblings-Pancakes mit Exoten…..
Wer ist gemeint?
Aroma-Liebhaber + ambitionierte Gerne-Kocher, die es ein bisschen gesünder wollen…….
Alles was ich hier sehe gefällt mir und möchte ich unbedingt auch zum Frühstück haben, sehe aber sehr deutlich, die Zutatenlisten sind länger, als es sich eine Familienköchin, ohne kulinarische Ambitionen wünscht. Schlimm? – Nein, für mich nicht, ich hatte gewisse Erwartungen an Frau Grandits und ihre Küche, steht sie doch für sehr aromatische und überraschende Kreationen. Außerdem bin ich mir sicher, dass ein solches Kochbuch sicherlich nicht so leicht in die Hände von Schnellerkochern gelangt. Die Ideen von Frau Grandits sprichen mich und andere an, weil wir Pfiff und Aroma in unseren kulinarischen Alltag bringen wollen. In unseren Gewürzschränken keine gähnende Leere herrscht, sondern eher das Gegenteil, wir haben zudem die eine oder andere Spezialität in Kühlschrank oder Speisekammer und lieben die Schweizerin für ihre farbenfrohen Kreationen, bei denen sie sich manchmal gerne auf eine Farbe festlegt. Ein Rote-Bete-Kokos-Curry mit Gerste erscheint komplett in Grandits Lieblingsfarbe (Pink). Monochronie ist neben genialen Aromaspielen (Sommerfruchtsalat mit Zitronen-Fenchel-Sirup, Rucola-Tempura mit Kaffeesalz, Ricotta-Safran-Gnocchi mit Tomaten und Rapsbutter) ein Markenzeichen der Spitzenköchin.
Was ist drin?
Was uns noch gut geschmeckt hat und ein bisschen Praxis-Check:
Auf diese Stärken können wir uns auch in diesem schönen und ambitionierten Alltags-Kochbuch weiterhin verlassen, es wir dabei sogar noch gesünder z. B. mit Hirse-Feta-Kroketten, bei denen bei der Zubereitung, leider der Hinweis fehlt, dass die gekochte Hirse unbedingt noch abgeseiht werden sollte, damit es hinterher keine Probleme mit der Konsistenz gibt und mit Quinoa-Rucola-Burger oder Quinoa-Taboulé ebenfalls verträglicher.
Quinoa-Rucola-Burger mit Pistazien mit Pistazien-Taboulé
Mit Quinoa bin ich bislang noch nicht so warm geworden, fand ich eigentlich immer ziemlich fad! Jetzt sind die Reste aus einer Peru-Verkostung bei Frau Grandits in die Schule gegangen und so mögen wir es auch gesund! Auch das Taboulé war eine willkommene Abwechslung damit! Wer den Quinoa nicht bissfest schätzt, benötigt evtl. etwas mehr Flüssigkeit, die falls sich nicht komplett aufgenommen wird noch abgegossen werden sollte. Üblich sind Flüssigkeitsmengen von 2:1 bis 3:1. Für uns hat das hier jedoch sehr gut gepasst.
Wir probierten an einem Sonntagmorgen, der später begann und eigentlich war es ja schon Brunch-Zeit, einen ziemlich leckeren gebratenen Frühstücksreis, bei dem ich die Reste des Beilagen-Reis vom Thai-Curry vom Vorabend sehr gut untergebracht habe. Die Karotte aus dem Kühlschrank und die Ananas, die gestern Abend keiner mehr wollte, weil der Bauch schon zu voll war sind auch dabei und Frühlingszwiebeln gehören bei mir ebenfalls zu den Speisekammer-Basics.Aus dem Gewürzschrank gesellen sich noch Chilipulver und Muskatnuss, Sojasauce, gerösteter Sesam und zum Schluss geröstete Erdnüsse dazu. Sehr lecker und lediglich mit einer Prise Chili familientauglich gewürzt.
Linsen-Tortillas mit Mandel-Hummus
Das Rösten der Mandel schien mir erst ein wenig umständlich, jetzt bin ich bekehrt, jawohl genauso ist der Hummus klasse. Bei 2 Essern am Tisch gibt es Reste – aber wenn die so lecker sind, freut man sich schon auf den nächsten Abend und versprochen, ein Tag im Kühlschrank macht den Hummus nur besser!
Röstparikasuppe mit Tahini und Mandel Dukka

Wow – was für eine tolle Kreation, aromatische geröstete Paprika, plus sämig nussiger Gaumenschmeichler (Sahne + Tahini), serviert mit einem Sesam- Mandel-Dukkah-Joghurt – einfach eine Wucht! Die Menge an Tahina haben wir in der Suppe auf 2 EL reduziert, die Sterneköchin spendiert dem Topping sowieso noch mal 3 Esslöffel.
Kräuter-Feta-Cake

Perfektes Party-Food! P.S. Den Estragon habe ich weggelassen, weil ich keinen zur Hand hatte. Es war aber definitiv nicht das letzte Mal, dass dieser wirklich einfache und total delikate Aperitif-Begleiter bei uns zu Hause zu Gast war! Grün, grün sind alle meine Speisen, weil die Rezeptgeberin Weltmeisterin in monochronen Arrangements ist.
Beim perfekten Butterbrot fällt eine relativ hohe Menge an Hefe (hier 1 Würfel) erst mal direkt ins Auge, aber mit der nicht unerheblichen Menge an Zucker-Sirup in diesem Rezept, wohl eher das Programm sicher ist sicher. Denn ein hoher Zuckeranteil bremst die Wirkung der Hefe ab und die Teig-Führung (Gär-Zeit) ist ebenfalls kurz.
Fazit: Spannend vom ersten bis zum letzten Bissen und dabei noch gesund!
Bei Frau Grandits ist vom ersten bis zum letzten Bissen alles probierte kulinarisch interessant und hocharomatisch. Das liegt zum einem an ihrem Spiel mit Aromen, dass sie vielleicht wie keine andere perfekt beherrscht. Sie gibt sich aber erst zufrieden, wenn sich unser Gaumen auch durch gegensätzliche Texturen schmeckt. Der geniale Vorrat ist mein absolutes Lieblingskapitel, Rezepte für ein Aromaöl, Karamell-Salzbutter-Creme, Rosmarin-Knoblauch-Knusper oder eine Zauber-Marinade für den sonst häufig recht schlichten Beilagen-Salat, bringen wieder kreative Spannung an den heimischen Küchentisch findet der Ehemann und ich kann ihm da nur voll und ganz beipflichten.
Die Schweizer verführt mit Rezepten, die häufig technisch nicht zu viel verlangen und sie gleichzeitig gesund und spannend aromatisch kochen, das ist ja nicht unbedingt eine Kombination, die viele beherrschen. Neben dem Kapitel für den magischen Vorrat war ich auch sehr angetan von ihren Ideen fürs Frühstück und das obwohl ich eigentlich keine große Frühstückerin bin. Die Rezeptbeschreibungen sind im Buch aus optischen Gründen knapp gehalten, es schadet, deshalb nicht wenn man ein bisschen Erfahrung hat oder gerne googelt, um Zutatenmengen evtl. zu verifizieren.
Ein Buch für zu Hause-Kocher mit Ambitionen, die über Aromen und Geschmackserlebnisse in die Küche gelockt werden wollen und es dabei inzwischen ebenfalls gerne ein wenig gesünder und verträglicher schätzen und nicht für gestresste berufstätige Mütter, die froh sind, wenn sie das Kochen hinter sich haben. Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen, ich gehöre zur Zielgruppe, Aromen und leckeres Essen ist mir wichtiger als Optimierung – und jenseits der 50 darf es auch schon mal ein bisschen gesünder beim Essen werden, wenn der Genuss nicht leidet – und der war bei diesem Buch nie in Gefahr!
Herzlichen Dank für die Übersendung als Rezensionsexemplar!