Ixta Belfrage: MEZCLA

Ixta Belfrage: MEZCLA

Kreativ kochen mit Fusion-Twist

Fotos: © Yuki Sugiura, 2022

Verlag Dorling Kindersley

Preis: 26,95 €

Aus Italien, Brasilien und Mexiko, in Liebe!

© Stuart Simpson/DK Verlag

Das spanische Wort mezcla bedeutet Mix, Mischung, Gemisch, es ist ein schönes Wort, findet Ixta Belfrage. In ihrem ersten eigenen Kochbuch steht es für das Mischen von Aromen und Zutaten, aber genauso für Belfrages gemischte Abstammung und Prägung, die ihre Persönlichkeit und ihre Art zu kochen beeinflusste:

Als Ixta 3 Jahre war, zog es ihre Familie wegen der beruflichen Verbindungen ihres Vaters zu italienischen Winzern in die Toskana, dort lebten sie im ehemaligen Gesindehaus einer bezaubernden Villa aus dem 15. Jahrhundert. Umgeben von sanften Hügeln, Weingärten und Olivenhainen gingen Ixta und ihre Schwestern mit dem Familienhund Giacomino auf Entdeckungstour. Schnell wurde eine Mitschülerin, Giuditta, ihre beste Freundin. Diese Freundschaft sollte weiter zur Geschmacksschulung beitragen, denn Giudittas Onkel betrieb eine typische Tratatoria, wo die Liebe der Wahl-Londonerin zu Crostini mit Hähnchenleber, Tagliatelle mit Enten-Ragù, Ravioli mit crema di rucola u. a. italienischen Klassikern ihren Anfang nahm.

“I want to reclaim the word fusion in cooking”

Ihre Mutter wuchs in Kuba auf, stammt aber aus dem Nordosten Brasiliens, die Familie war oft dort, mit 19 lebte Ixta Belfrage sogar ein ganzes Jahr in Rio de Janeiro, genoss das Strandleben und vor allem die brasilianische Küche. Rezepte wie Macaxeira frita (Maniok-Pommes) mit Chilibutter und Limetten-Mayo oder eine Moqueca-Fischpastete, für die ein traditioneller brasilianischer Meeresfrüchtetopf, der mit rotem Palmöl, Kokosmilch und Limette aromatisiert wird, Pate stand, belegen das Faible der jungen Frau für die brasilianische Küche. So viel sei schon jetzt gesagt, ohne Ixtas Hilfe und Kompetenz, kann ein kulinarischer Ausflug nach Brasilien herausfordernd werden, ihr gelingt es sogar, diese für uns noch recht sperrige Küche mit Klassikern aus anderen Küchen zu verbinden (Garnelen-Lasagne mit Habanero-Öl) und verhältnismäßig bequem und sehr lecker zu servieren. Ixta Belfrage rät allen, die kein Palmöl auftreiben können, sich zur Not mit Ghee oder Butter und einer Prise Paprika für die Farbe zu behelfen. Die stets sehr informativen Einführungen zu jedem ihrer Rezepte, erklären sehr vieles und ermutigen, es beim nächsten Mal mit der Original-Zutat zu probieren, sofern man diese ergattern kann.

Mexiko, wo Ixtas Großvater väterlicherseits lebte, ist die dritte Konstante, die für ihre kulinarische Grundausbildung sorgte: Cannelloni-Enchiladas gehören zu den liebsten mezclas der jungen Fusion-Spezialistin, bei dieser Kreation treffen italienische Bechamelsauce, Mozzarella und Pasta auf mexikanischen Kreuzkümmel, Chipotle-Chili-Flocken und Koriandergrün.

Wie verschafft man Geschmack eine Bühne?

Nach einem ernüchternden und zehrendem Gastspiel im Restaurant Nopi, arbeitete Ixta Belfrage bis vor einigen Monaten in der Ottolenghi Test Kitchen (OTK), wo sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen durfte, vor allem lernte, wie man Rezepte und Kochbücher schreibt und außerdem ermutigt wurde, sich eine eigene kulinarische Identität zu schaffen.

Was ist drin?

Struktur macht Sinn und Optimierung lohnt sich immer!

Das Ergebnis dieser engagierten Arbeit liegt nun als fröhlich bunte Auforderung zu neuen Küchen-Abenteuern in den Kochbuch-Abteilungen der Buchhandlungen und kann sich wirklich sehen und schmecken lassen!

Belfrage teilt ihre ca. 100 Kreationen vorausschauend dem Zeitgeist entsprechend in zwei Kategorien ein und unterscheidet nach Zeitbudget („Für jeden Tag“) und Showstopper-Potenzial („ Entertaining“), 60 % ihrer Rezepte sind vegetarisch/vegan, vieles Vegetarisches lässt sich zudem häufig schnell in eine vegane Variante umwandeln. Zum Schluss gibt es noch was Süßes (z. B. Erdbeerschichttorte mit Zimt und Chipotle-Schokolade oder After-Dinner-Schokoladentarte), wieder nach Zeitaufwand sortiert.

Ans Herz legen möchte ich Euch unbedingt die Einleitung mit weiteren Informationen zu Ixtas Lieblingszutaten und ihre Empfehlungen zu Küchen-Helfern gründlich zu studieren, Ihr erhaltet neben viel Nützlichem auch zeitsparende Tipps, lernt vieles über Chilis oder bekommt Hinweise, wie Ihr einen „Scharfmacher“ für den Vorrat selbst herstellen könnt (Scotch-Bonnet-Salsa, s. S. 31). Das ist ebenso praktisch wie nachhaltig! Belfrages Rezepten mangelt es nicht an Aroma und diese scheinen zunächst weniger lange Zutatenlisten als beim Ex-Chef zu haben, sieht man genau hin, entdeckt man, dass dies geschickt mit einer optimierten Abfolge erreicht wurde. Hier steckt – besonders bei den Rezepten für jeden Tag – sehr viel Optimierung dahinter. Dafür ist selbstverständlich Vorbereitung nötig, Kräuter werden gehackt, Gewürze geröstet und das abwiegen der Zutaten sorgt für Präzision beim geschmacklichen Ergebnis und spart den zusätzlichen Abwasch von Messbechern für Flüssigkeiten. Im Gegensatz zur Profi-Küche, gibt es viele Kochbuch-Autoren, wo man sich Freiheiten nehmen kann bei diesen tollen Rezepten – hinter denen nicht nur viel Geschmacks-Talent, sondern Können, Expertise und sehr viel Optimierung steckt, wäre es aber ziemlich schade das nicht für sich zu vereinnahmen, das habe ich hier eindrucksvoll gelernt.

Beim Kombinieren von den stets geschmacksstarken Rezepten, gilt es zu bedenken, dass schon die Salate, die Flavour-Party mühelos alleine schmeißen können, der Römersalat mit Kräutern & Dressing, Ahornsirup, Limette u. Sesam passte perfekt zum Käsetoast mit Frühlingszwiebel-Honig-Chili-Butter, weil beides sich toll ergänzt hat.

Chilies, Ahorn-Sirup, Kräuter, Miso-Paste als Verstärkung….

Das Südamerika in unseren Küchen noch nicht richtig angekommen ist, liegt neben komplexen Zubereitungen, die nicht wirklich zu unserem Alltag passen, auch daran, dass fast immer verschiedene Chili-Sorten, benötigt werden, die meistens nur online erhältlich sind. Ixta Belfrage als echte Chili-Liebhaberin greift trotzdem alternativ gerne ebenso auf Chipotle-Chili-Flocken zurück, die mit verschiedenen Kräutern, Ahorn-Sirup und anderen Geschmacksgebern kombiniert werden. Wer jedoch die Erwartung hat, es reicht ein bisschen Petersilie oder Koriander für die Deko, den muss ich enttäuschen, die junge Frau setzt meistens auf eine Mischung aus verschiedensten Kräutern was bedeutet, man benötigt eine beständige Auswahl zur Verfügung, an der man sich Gramm weise bedienen kann. Mein Gemüsefach oder noch besser gut verpackt in der Kühlschranktür dienen mir sehr häufig zur schonenden Lagerung bis zum nächsten Spezial-Einsatz.

Maniok, Kochbanen und anderes, dass Afrikaner nach Brasilien mitbrachten und Ixta liebt, bekomme ich inzwischen im gut sortierten indischen oder marokkanischen Spezialitäten-Geschäft, die meistens noch 2- 3 unterschiedliche Chili-Sorten Gramm weise verkaufen.

Bei einer Sache habe ich was verändert, was ich generell aber nicht empfehle, weil es sich bei Ixtas Rezepten um perfekte Geschmacks-Bomben handelt. Für einige Kreationen werden allerdings erst Kirschtomaten im Ofen geröstet, bevor sie als Zutat eingesetzt werden. Dass es dabei um eine Qualitätsverbesserung geht, leuchtet sofort ein, jedoch sind wir inzwischen gezwungener Maßen alle ein wenig Energie bewusster geworden. Wo es von Ablauf und Konsistenz bei der weiteren Verwertung Sinn machte (z.B. bei den Chiles rellenos), habe ich gerne auf Bio-Kirsch-Tomaten aus der Dose zurückgegriffen. Das fühlt sich akutell weniger dekadent an, nachhaltiger ist es um diese Jahreszeit sowieso. Als Belfrage ihr Kochbuch konzipiert hat, konnte sie wie alle von uns noch nicht ahnen, dass Energie-Effizenz unsere Prioritäten schon mal ändert.

Außerdem ist es wirklich von Bedeutung, jeden Rezeptfahrplan gründlich zu lesen. Ixtas Küche ist nämlich mit Nichten weniger ambitioniert als die vom Ex-Chef. Das klappt zwar auch bei den Feierabend-Gerichten nicht in 10 Minuten, wenn ein Pilz-Ragù nach 30 Minuten allerdings so vollmundig schmeckt, als wenn es Stunden geschmort wurde, ist das ein wahrgewordener Traum! Meine getrockneten Steinpilze, die Ihr dafür benötigt, sind immer selbst gesammelt & getrocknet (der Mischwald im Hunsrück lieferte in diesem trockenen Jahr nach dem September-Regen eine Rekord-Ernte, besonders bei den Steinpilzen), sonst investiere ich inzwischen sehr gerne in hochwertige Zutaten, als in Dinge, die ich eigentlich nicht wirklich brauche.

Probiert & Verputzt:

Steinpilz-Ragù

© DK Verlag/Yuki Sugiura

Die Anregung zu diesem Rezept stammt von Ixta Belfrages  zwei Lieblingsgerichten aus dem Ristorante Pizzeria Acone unweit von dort, wo sie in der Toscana aufwuchs – Ich hatte ja Zweifel, ob Steinpilze wirklich gut zu Tomatenmark passen…. Der Samstag war allerdings sehr regnerisch und die Pilzsuche im Wald nicht empfehlenswert. Wie gut, dass wir am Wochenende vorher reichlich Beute gemacht hatten. Normalerweise bin ich sehr geizig mit selbstgesammelten Material, für diese Kreation habe ich es gerne investiert – ohne Übertreibung deutlich besser als mit einer klassischen Sahne-Sauce! Steinpilze von guter Qualität sind kein Schnäppchen, hier zahlt der staatliche Preis für eine gute Qualität, allerdings voll und ganz auf den Geschmack ein.

Gerösteter Wirsing mit Mango-Harissa-Salsa

© DK Verlag/Yuki Sugiura

So zubereitet wird dieser Kohl-Klassiker überraschend elegant! Wer kein Rosen-Harissa bekommt, sollte die Menge reduzieren, wenn man nicht gerne scharf ist. Ein hochwertiges oder selbstgemachtes Mango-Chutney kann die durchdachte Zubereitung noch optimieren, finde ich! Die Menge reichte bei uns gerade für zwei Personen als Hauptgericht, besonders beim Wirsing lohnt es sich die Menge zu verdoppeln.

Römersalat mit Kräutern & Dressing mit Ahornsirup, Limette u. Sesam

Verlangt nach verschiedensten Kräutern, die ich erstmalig mit der Digitalwage abgewogen habe, ich habe es nicht bereut, das Grünzeug ist als Team umwerfend und passte perfekt zum Käsetoast mit Frühlingszwiebel-Honig-Chili-Butter. Beim zweiten Durchlauf haben wir festgestellt, dass der aromastarke Salat sehr gut für sich alleine stehen kann und als Begleitung am besten zum Käsetoast gepasst hat.

Chiles rellenos mit Salsa-roja-Risotto

© DK Verlag/Yuki Sugiura

Chiles rellenos sind ein beliebtes Gericht der mexikanischen Küche, wofür die Paprika normalerweise frittiert werden. Ixta hat sich die Mühe gemacht, diesen Klassiker für uns zu optimieren und es sogar mit ihrem italienischen Lieblings-Gericht, einem Risotto, fusioniert: Sahnig-würziger Käse wird in süße geröstete rote Spitzparika gefüllt und verbindet sich mit dem rauchig-scharfen Tomaten-Reis zu einem Gericht, das wieder perfekt abgestimmt ist und mit tollen Kontrasten überrascht – Ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, dass dieses Rezept eine fusionierte mexikanisch-italienische Kooperation ist, so stimmig war alles!

Fusion-Küche, das muss man/frau wirklich können!

Es gibt fast kein Rezept in Ixtas inspirierenden ersten eigenem Kochbuch, das ich nicht probieren möchte. Eigentlich kommt sowas nicht mehr sehr häufig vor, echte Knaller sind seltener geworden, gleichzeitig ist das gute Mittelfeld mit dem Kochbuch-Boom der letzten 10 Jahren deutlich größer geworden. Für dieses Kochbuch wünsche ich mir Nachkocher, die mehr investieren wollen als 8 Zutaten pro Rezept und sich für ein tolles Geschmackserlebnis durchaus mal Küchen-Zeit reservieren, es lohnt sich definitiv, denn bei diesem Kochbuch stimmt einfach sehr, sehr vieles! Glücklicherweise ist Ixta Belfrages Bekenntnis zur Fusion-Küche ebenso kundig und umsichtig wie respektvoll geworden! Wenn die junge Frau anders abbiegt als die klassische Vorlage, wird das Wie oder Warum genauestens erklärt und sie hat für jedes Rezept einen Plan entwickelt, der für uns Sinn macht! Mit dem planlosen Zusammenwerfen von Zutaten aus aller Welt, die man bislang häufig als Fusion-Küche deklarierte, hat dieses erstaunliche Engagement zu dem sich viel kulinarischer Instinkt und Geschmackssinn gesellen, überhaupt nichts mehr zu tun. Gut so, denn darauf mussten wir tatsächlich einige Jahre warten! Ixta selbst wünscht sich zum Ende ihres Info-Kapitels eine Fan-Gemeinde, die ihr Kochbuch ausgesucht hat, weil sie auf der Suche nach etwas ist, das ein wenig anders ist. Passt bei mir und Ihr?

Gerösteter Wirsing mit Mango-Harissa-Salsa

© DK Verlag/Yuki Sugiura

Quelle: Ixta Belfrage: MEZCLA

Kreativ kochen mit Fusion-Twist

Fotos: © Yuki Sugiura, 2022

Verlag Dorling Kindersley

Preis: 26,95 €

Die Mango-Harissa-Salsa ist hier der Star, ihre Zubereitung ist wirklich einfach. Sie lässt sich vielseitig einsetzen: passt ebenfalls gut zu Brathähnchen, mariniertem Tofu, gegrilltem Fisch/Garnelen, oder kann bei Zimmertemperatur als Basis für ein Gericht mit rohem Fisch oder rohen Garnelen serviert werden. Für ein schnelles Feierabendessen rät Ixta Belfrage den Wirsing mit Spiegeleiern zu servieren.

So zubereitet wird Wirsing überraschend elegant und fruchtig-scharf! Wenn Ihr kein Rosen-Harissa bekommt und nicht gerne scharf esst, solltet Ihr die Menge anpassen. Ein hochwertiges oder selbstgemachtes Mango-Chutney kann die durchdachte Zubereitung noch optimieren, finde ich! Dieser aparte außergewöhnliche Salat mit spannenden Kontrasten reichte bei uns geradeso für zwei Personen. Es lohnt sich die Menge – besonders beim Wirsing – gleich zu verdoppeln.

Zutaten (für 4 Personen):

1 Kopf Wirsing

1 TL Meersalzflocken

3 EL Olivenöl

1 Jalapeno-Chilischote, in feine Ringe geschnitten (nach Belieben)

5 g frische Kräuter (am besten eine Mischung aus Dill und Koriandergrün)

griechischer Joghurt zum Servieren (nach Belieben)

Zitronenspalten zum Servieren

Mango-Harissa-Salsa

4 große Knoblauchzehen, sehr fein gehackt

3 EL Olivenöl

1 milde rote Chilischote, von Samen und Scheidewänden befreit, sehr fein gehackt

1 kräftige Prise Salz

2 EL Rosen-Harissa

2 TL Tomatenmark

100 g sehr reifes, süßes Mangofruchtfleisch, geschalt und in 1 cm große Würfel geschnitten

2 TL Zitronensaft

Zubereitung:

Den Backofen auf 220 °C (U)/240 °C (O-/U) vorheizen.

Die Wirsingblätter ablösen; ihr braucht 400 g der hellsten Blätter (den Rest für ein anderes Rezept aufbewahren). Mithilfe eines Messers die Blätter entlang der Längsrippen halbieren, dann noch einmal halbieren. Mit Meersalzflocken und Öl in einer großen Schüssel massieren. Die Blätter auf einem Backblech möglichst großzügig ausbreiten; weil sie schrumpfen, dürfen sie aber etwas überlappen. So im Ofen 12 Minuten rösten – dabei nach der Hälfte der Zeit durchheben – , bis sie an den Rändern braun und knusprig werden.

Für die Salsa den Knoblauch mit Öl, Chili und Salz in einer großen Pfanne mit hohem Rand bei mittlerer bis schwacher Hitze 6–7 Minuten braten, bis er sehr weich ist. Damit er nicht bräunt, bei Bedarf die Hitze reduzieren. Die Pfanne vom Herd nehmen. Harissa und Tomatenmark sorgfältig unterrühren, dann Mango und Zitronensaft hinzufügen.

Die Salsa auf einer Platte verstreichen und die gerösteten Wirsingblätter darauf anrichten. Die Zitronenspalten darüberpressen, dann Jalapeño-Ringe und Kräuter darauf verteilen. Warm, nach Belieben mit Joghurt, servieren.

Vorbereiten: Die Mango-Harissa-Salsa hält sich im Kühlschrank bis zu 3 Tage, danach könnte die Mango anfangen zu garen (was übrigens ziemlich gut schmeckt).

Chiles rellenos mit Salsa-roja-Risotto

© DK Verlag/Yuki Sugiura

Quelle: Ixta Belfrage: MEZCLA

Kreativ kochen mit Fusion-Twist

Fotos: © Yuki Sugiura, 2022

Verlag Dorling Kindersley

Preis: 26,95 €

Chiles rellenos sind ein beliebtes Gericht der mexikanischen Küche, Ixta Belfrage hat sich die Mühe gemacht, diesen Klassiker für uns zu optimieren und fusioniert es sogar kurzerhand mit einem Risotto: sahnig-würziger Käse wird in süße geröstete rote Spitzparika gefüllt und verbindet sich mit dem rauchig-scharfen Tomaten-Reis zu einer Kreation, die wieder perfekt abgestimmt ist und mit tollen Kontrasten überrascht!

Mehr dazu in meiner Rezension zu diesem Kochbuch!

Zutaten (für 4 Personen):

200g Rundkorn-Naturreis, mindestens 2 Stunden (am besten über Nacht) eingeweicht

8 rote Spitzpaprikaschoten

300g Feta, grob zerkrümelt

200g Büffelmozzarella, gut abgetropft, trocken getupft und in Stücke gezupft Meersalzflocken

Olivenöl

2 Frühlingszwiebeln, in sehr feine Streifen geschnitten

5 g Korianderblätter

2 Limetten, in Spalten geschnitten, zum Servieren

Salsa roja

2 EL Olivenöl

15 g Butter

1 Zwiebel, geschält und fein gehackt (120g)

2 Knoblauchzehen, fein gerieben/zerdrückt

300g süße, reife Kirschtomaten (z.B. Datterini)

½ getrocknete Ancho-Chilischote

1 getrocknete Habanero-Chilischote (oder 1 Prise herkömmliche oder

Chipotle-Chiliflocken, für mildere Schärfe)

1 TL Kreuzkümmelsamen

½ TL Korianderkörner

1 TL Salz

2 TL Tomatenmark

Zubereitung:

Die Paprikaschoten jeweils an einer Seite aufschlitzen; oben und unten sollen  sie noch zusammenhalten. Mit der aufgeschlitzten Seite nach oben auf ein  Ofengitter über einem Backblech legen.

Etwa 7 Minuten grillen, bis sie weich und stellenweise schwarz sind, dann wenden und weitere 4-8 Minuten grillen. Im Blick behalten, wenn der Grill sehr heiß  wird, könnten sie früher fertig sein. Das Blech beiseitestellen, die Schoten auf  dem Gitter samt Blech abkühlen lassen – mit den Schlitzen nach unten, damit  Flüssigkeit ablaufen kann.

Inzwischen den eingeweichten Reis in einem Sieb abtropfen lassen. Dann mit  450g Wasser in einem Topf bei mittlerer bis starker Hitze zum Köcheln bringen,  anschließend bei schwacher Hitze zugedeckt 25 Minuten quellen lassen. Vom Herd nehmen und zugedeckt 10 Minuten ruhen lassen.

Während der Reis gart, die Salsa zubereiten. Die ersten zehn Zutaten (also alles außer Tomatenmark) in einer großen Pfanne mit hohem Rand bei mittlerer Hitze unter häufigem Rühren 15 Minuten braten, bis die Tomaten zerfallen und die Zwiebeln weich und goldbraun sind. Sollte die Mischung beginnen anzusetzen oder anzubrennen, die Hitze reduzieren.

Die Habanero entsorgen (oder vor dem Entfernen mit einem Löffelrücken ausdrücken, wenn ihr es gern scharf mögt). Die Salsa mit dem Tomatenmark und 120 g Wasser im Mixer sehr glatt pürieren. Wieder unter den Pfanneninhalt mischen und beiseitestellen.

Den Backofengrill einschalten.

Nun die Schoten füllen. Dafür Feta und Mozzarella in einer Schüssel vermengen.  Die Schoten vom Gitter auf ein mit Alufolie ausgelegtes Blech legen. Die  Schale abziehen – nur die Stücke, die sich leicht ablösen lassen (die Schoten  sollen ja keine Löcher bekommen). Die Schoten innen trocken tupfen und leicht  salzen, dann mit der Käsemischung füllen. Mit Meersalzflocken bestreuen und  mit etwas Olivenöl beträufeln. Bis zu diesem Punkt könnt ihr die Schoten bis zu  4 Stunden im Voraus fertigstellen.

Die gefüllten Schoten auf dem Backblech im Ofen auf der oberen Schiene 7–9 Minuten grillen, bis der Käse Blasen wirft und stellenweise gebräunt ist. Einige Minuten zum Abkühlen beiseitestellen (aber nicht zu lange, der geschmolzene Käse wird sonst mit der Zeit fest).

Den gegarten Reis im Topf unter die Salsa roja rühren. Gemeinsam 1 Minute sanft erhitzen – die Konsistenz sollte die eines cremigen, schlotzigen Risottos sein; falls nötig, noch 1 Schuss Wasser hinzufügen.

Zum Servieren den Risotto auf einer Platte verteilen und die Schoten darauf anrichten. Mit Frühlingszwiebeln und Koriandergrün bestreuen und mit Limettensaft beträufeln. Servieren.

Vorbereiten: Die Paprikaschoten könnt ihr bis zu 2 Tage  im Voraus grillen, vorbereiten könnt ihr sie  bis zu 4 Stunden im Voraus bis zum Füllen.  Die Salsa roja hält sich im Kühlschrank bis  zu 1 Woche.

Steinpilz-Ragù

© DK Verlag/Yuki Sugiura

Quelle: Ixta Belfrage: MEZCLA

Kreativ kochen mit Fusion-Twist

Fotos: © Yuki Sugiura, 2022

Verlag Dorling Kindersley

Preis: 26,95 €

Die Anregung zu diesem Rezept stammt von Ixta Belfrages zwei Lieblingsgerichten aus dem Ristorante Pizzeria Acone unweit von dort, wo sie in der Toscana aufwuchs – Ich hatte ja Zweifel, ob Steinpilze wirklich gut zu Tomatenmark passen…. Der Samstag war regnerisch, die Pilzsuche im Wald nicht empfehlenswert, wie gut dass wir am Wochenende vorher reichlich Beute gemacht hatten und diese auch schon getrocknet hatten. Normalerweise bin ich sehr geizig mit selbstgesammelten Material, hier habe ich die kleine Dekadenz absolut nicht bereut. – Ohne Übertreibung besser als eine Sauce mit frischen Steinpilzen – Großartig!

Und schneller geht es auch noch, ca. 20 Minuten braucht Ihr bis zum leckeren Finale!

P.S. 50 Umdrehungen Pfeffer sind kein Versehen im Rezept und machen Sinn, Pilze können super mit Pfeffer! Wer es abwiegt, wie ich es im Anschluss gemacht habe, wird feststellen, dass es doch gar nicht so viel ist.

Zutaten (für 2 Personen als Hauptgericht oder für 4 als Vorspeise):

40g getrocknete Steinpilze

4 EL Olivenöl, plus mehr zum Servieren

3 Knoblauchzehen, sehr fein gehackt (nicht zerdrückt!)

½ TL Chiliflocken (oder weniger, nach Belieben)

10g Petersilie (Stängel und Blätter), fein gehackt, plus mehr zum Servieren

1/3 TL Salz

1½ EL Tomatenmark

frisch gemahlener schwarzer Pfeffer (etwa 50 Umdrehungen)

250g Tagliatelle-Nester

40g Parmesan (mit mikrobiellem Lab), sehr fein gerieben, plus mehr zum Servieren

3 EL Schlagsahne

Zubereitung:

Die Pilze in einer Schüssel mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten einweichen. Abgießen, dabei 75g Einweichflüssigkeit auffangen. Die Pilze sehr fein hacken, bis die Konsistenz der von Hackfleisch ähnelt; beiseitestellen.

Öl, Knoblauch, Chiliflocken, Petersilie und Salz in einer kalten, großen Pfanne  mit hohem Rand bei mittlerer bis schwacher Hitze 5 Minuten braten, bis alles  weich ist und etwas Farbe angenommen hat. Die Hitze reduzieren, falls der  Knoblauch bräunt.

Mittlere bis starke Hitze einstellen, dann gehackte Pilze, Tomatenmark und Pfeffer hinzufügen. Alles 3 Minuten pfannenrühren, dann die Pfanne beiseitestellen. Inzwischen die Pasta kochen:

Die Pasta in kochendem Salzwasser in etwa 6 Minuten bissfest garen. In ein Sieb abgießen, dabei 350g Pastawasser auffangen.

Die Pfanne mit den Pilzen bei mittlerer bis starker Hitze wieder auf den Herd  stellen. Die 350g Pasta- und die 75g Einweichwasser von den Steinpilzen  unterrühren und alles zum Köcheln bringen, dann 3 Minuten vor sich hinbrodeln  lassen. Die Hälfte des Parmesans unter den Pfanneninhalt rühren, bis der Käse  geschmolzen ist; erst danach den restlichen Parmesan hinzufügen. Mittlere  Hitze einstellen und erst die Sahne, dann die abgetropften Tagliatelle unterrühren. Auf dem Herd etwa 90 Sekunden durchheben, bis Pasta und Sauce  emulgiert sind.

Vom Herd nehmen, nach Lust und Laune mit Öl und Parmesan vollenden und danach sofort servieren.

Vegane Option:

Mit Käse und Sahne auf Pflanzenbasis wird dieses Gericht ganz einfach vegan.

Anmerkung: Es ist immer gut, alles vorbereitet zu haben, bevor man mit dem Kochen beginnt, doch hier ist es besonders wichtig, weil alles ziemlich schnell geht. Also Steinpilz-Ragù Steinpilze einweichen und fein hacken, Knoblauch und Petersilie fein hacken und den Parmesan fein reiben, bevor ihr den Herd einschaltet.

Nik Sharma: Zauber der Gewürze

Nik Sharma: Zauber der Gewürze

Fotos hier: © Nik Sharma

Indisch-westliche Gewürze Küche neu kombiniert

Narayana Verlag

Preis: 29,90 €

Wer kocht?

© Nik Sharma

Nik Sharmas Geschichte beginnt in Indien, geboren ist er in Bombay (dem heutigen Mumbai), seit Jahrhunderten ein Schmelztiegel der Kulturen. Bereits im 4. Jahrhundert vor der Zeitrechnung war Indien Teil der Seidenstraße, über die nicht nur Luxusgüter sondern vor allem Gewürze gen Westen transportiert wurden. Niks Background ist vielschichtig, seine Mutter stammt aus einer römisch-katholischen Familie aus Goa, sein Vater ist Hindu und kommt aus dem Norden Indiens. Bei Sharmas zu Hause wurden sowohl katholische wie Hindu-Feiertage zelebriert, auf ihrem Esstisch fand sich neben portugiesisch beeinflusster Gerichten stets ebenso die traditionellen Grundnahrungsmittel der nordindischen Küche. Von klein auf prägte das seinen Sinn für ein kulinarisches Miteinander verschiedener Kulturen. Sharmas Aufstieg in der kulinarischen Szene hat ihm zwei IACP Digital Media Awards und einen Finalisten-Platz beim Saveur Best Food Blog Award eingebracht. Außerdem schrieb er seine Kolumne „A Brown Kitchen“ im San Francisco Chronicle und der Blog „A Brown Table“ war in 2019 für den James Beard Award in der Kategorie „Beste Kochbuchfotografie“ nominiert.

Wie sieht es aus?

Ästhetisch, aber auch ziemlich anders….

Der gebürtige Inder hat wirklich einen sehr besonderen Stil zu fotografieren: Niks Hände mit ihren braunen Fingern und faltigen Handflächen, erscheinen immer wieder in einer Momentaufnahme, sie üben sanft Druck auf ein Nudelholz aus oder sie lösen mit einem reinigenden Klatschen eine Mehlwolke aus….. Sein Markenzeichen ist das Ausreizen von Kontrasten: wo andere schauen, das alles einladen hell erscheint, wird es bei ihm dunkel, sogar sehr dunkel. Das ist ungewöhnlich, mir gefällt es jedoch sehr gut. Für das gedruckte Buch ist es leider nicht wirklich geeignet, weil dafür eine besondere Herangehensweise von Nöten gewesen wäre, damit die Fotos nicht zu dunkel werden….

Was ist drin?

100 Rezepte sind im Buch gesetzt, es geht bei weitem nicht nur ums Kochen, dazu mehr im Fazit…. Nik Sharma ist eigentlich Biochemiker und kam mit einem Stipendium an die Universität von Cincinnati, dort erhoffte er sich mehr Möglichkeiten zur Entwicklung. Dass es dabei nicht nur um berufliche Aspekte ging, war von Anfang an klar, wenige Monate nach seiner Ankunft entschied er sich für sein Coming-Out, das in Indien nie möglich gewesen wäre. Normalerweise erwarte ich derartige Bekenntnisse nicht unbedingt in einem Kochbuch, bei Nik spürt man aber sofort, für ihn ist es wichtig, zu erklären wer ist, außerdem hatte er zu Beginn seiner Blogger-Zeit mit Anfeindungen zu kämpfen, die so weit gingen, dass er sogar aufhören wollte. Wer in Indien geboren ist und außerdem eine sehr katholisch geprägte Mutter hat, hat es vermutlich noch schwerer, zu seiner Orientierung zu stehen…..

Bei Menschen die ihre kulinarische Heimat verlassen, ist der Drang sich mit dieser durch das Kochen traditioneller Gerichte wieder zu verbinden hoch. Nik hat das ebenfalls gemacht: Er berichtet jedoch genauso, dass er sich von Anfang an sehr für die Aromen seiner neuen Heimat interessierte, häufig beides kombinierte und vor allem damit sehr viel experimentierte. Seine Rezepte sind ein Mix der beiden Geschmackswelten, denen er sich heute zugehörig fühlt.

In diesem Kochbuch werden beispielsweise Nüsse mit einer Chili-Sumach-Granatapfel-Panade überzogen oder Hühner-Nuggets in knuspriger Curry-Panade frittiert, der inzwischen Wahl-Kalifornier serviert außerdem einen Chorizo-Kartoffelsalat, der mit einer würzigen selbstgemachten Hackfleisch- Chorizo -Mischung Schwung bekommt. Dieses Rezept ist seinen goanesisch-portugiesischen Wurzeln geschuldet.

Nik begann sogar mit Granola zu experimentieren und hat dabei ungewöhnliche Kombinationen entwickelt: Seine Favoriten sind nicht nur süß (Süßes-Fenchel-Ingwer-Grannola), sondern können ebenfalls herzhaft. Mal schauen, ob ich mich daran herantraue…..In der Sektion mit den Meeresfrüchten muss man noch mutiger sein (Austern mit Passionsfrucht-Mignonette-Soße) und Red-Snapper mit Kurkuma Chili-Bratwürze erfordern abenteuerlustige Genießer. Bei den Austern passe ich, die sind für mich für pur geschaffen…. Am besten verträgt sich Niks Stil für mich in der Kombination mit Fett, sein Eiersalat mit Koriander – einfach toll!

Bei seinen Süßspeisen sprechen mich die gegrillten Pfirsiche mit würzigem Ahorn-Sirup definitiv an, gespannt bin ich wie sich das spezielle Aroma von Holunderblüten (Wassermelonen-Holunderblüten-Granita) mit Kokosmilch, Ghee und Palmzucker (Ghee-Holunderblüten-Kuchen) verträgt? Im Getränke-Kapitel finde ich ebenfalls einige Optionen, die ich gerne probieren möchte (Safran-Kardamom-Milch, Eiskaffee mit Kokosmilch u. Kardamom) und Sharmas Pantry-Rezepte und Würzmischungen sind spannend und haben sich schon bei meiner letzten Rezension als lohnenswerte Option erwiesen.

Probiert & Verputzt:

Selbst gemachte Chorizo nach goanischer Art

Lecker, aber nicht unaufwendig, irgendwie habe ich mir noch mehr erwartet. Werde ich in jedem Fall noch mal mit Kartoffeln als Salat (siehe oben) probieren, das könnte noch besser als solo passen, weil Kontraste im Rezept vorgesehen sind.

Eiersalat mit geröstetem Koriander

In meiner Jugend habe ich Eiersalat geliebt, in der Kombination mit dem rauchig-würzigen Koriander ist er wieder zurück auf meiner Lieblingsliste. Bitte nur selbstgemachte Mayonnaise verwenden, auch wenn der Autor das nicht exakt einfordert!

Limette-Gurkensalat mit geröstetem Kreuzkümmel

Nett, einfach, frisch und würzig, gerne wieder!

Bunter Linsensalat mit gebratenem Blumenkohl

Überzeugende Kombination sowohl geschmacklich wie durch die unterschiedliche Texturen, neben dem Eiersalat ein weiteres Rezept, das voll überzeugen konnte.

Fingerlinge mit knusprigem Salbei u, Knoblauch-Kefir-Creme-fraiche

Dieses Rezept hatte ich am Anfang gar nicht auf dem Zettel, dass wäre jedoch sehr schade gewesen, es entpuppte sich trotz seiner Schlichtheit als perfekt abgestimmte Kombination. Wie gut, dass das Kochen im Wochenendhaus einfordert, dass ich mich nicht nur auf Exotisches auf dem Teller fokussiere.

Fazit: Ein sehr experimentierfreudiger Koch, neue Ideen und ein komplett anderes Kochbuch!

Sharma geht es in Seasons um den gelungenen Austausch bzw. Spannungsaufbau zwischen indischen und westlichen Aromen. Meistens wird das richtig gut und beim Retroklassiker Eiersalat und dem Linsensalat mit Blumenkohl geht das voll auf! Seine Herangehensweise ist ungewöhnlich und sehr detailverliebt. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes, Küchen-Experimente, die Abenteuerlust und einen gut sortierten Gewürzschrank voraussetzen, bzw. die Bereitschaft sich Zeit zu nehmen einfordern. Wer in diesem Kochbuch nach einer grundsätzlichen Anleitung zum Umgang mit Gewürzen sucht, liegt falsch, der Autor erklärt aber sehr detailliert seine Herangehensweise und die Techniken, die er selbst nutzt, um Gewürze vorzubereiten und geschmacklich zu optimieren.

Der amerikanische Kochbuch Markt hat sich in den letzten Jahren mit Lizenzen immer mehr angeboten. Für mich wird er jedoch über dominiert von einer Autorenschaft, die ausgesprochen selbstbewusst ist und dabei doch wie alle nur mit Wasser kocht….. Dass sich die Rezepte einiger Ladies irgendwie gleichen, macht diesen Kochstil für mich irgendwie austauschbar: häufig sorgen Fett und sehr salzhaltige Zutaten für den sprichwörtlichen „Doppel-Wums“. Nik Sharmas kulinarische Stimme ist natürlich auch amerikanisch, sonst würde er sich nicht mit Eiersalat und Granola abgeben, vielleicht ist sie einfach manchmal nur differenzierter und kann sich von diesem vermeintlichen neuen Trend zum „Doppel-Wums“ mit einer persönlichen Note absetzen. Wäre Nik in seiner Präsentation genauso laut, wie seine Kollegen, hätte mich der sehr persönliche Kontext in diesem Kochbuch sicher gestört, weil ich es als reine Marketing-Maßnahme verstanden hätte…..

Der deutsche Verlag lobt auf dem Buchrücken, die große Bandbreite an gesunden Zutaten und die vielen Tipps zum Umgang mit diesen, was das jetzt mit diesem wirklich speziellen Kochbuch zu tun hat, konnte sich mir nicht ganz erschließen……. Bei der Wahl eines anderen Papieres wäre Sharmas sehr eigener Fotostil deutlich besser weg gekommen. Wobei sich mir dabei direkt eine weitere Frage stellt, müssen wirklich alle Bücher noch gedruckt werden, die Energie-Krise, gestiegene Produktionskosten für Verlage sowie der Platzmangel beim Kunden sollten wirklich alle zum Nachdenken anregen!

Gebratener Kokosreis

(c) DK Verlag/Ellis Parinder, Rezepte: Lopè Ariyo

Quelle: Lopè Ariyo: Hibiskus

Einfach köstlich nigerianisch kochen

Fotos: Ellis Parinder

Dorling Kindersley Verlag

Preis: 19,95 €

Den Kokosreis hatten wir zusammen mit dem Wassermelonensalat und das hat wirklich toll zusammen gepasst! Er ist eigentlich eine Beilage, die man in Nigeria gerne zu Hühnchen-Gerichten serviert. Die Menge für 4 Portionen ist reichlich bemessen. Mit dem Wassermelonen-Salat haben wir ihn als leichtes vegetarisches Lunch-Menü genossen. Hier mache ich eine Ausnahme, ich habe beim zweiten Mal mich nicht auf Knoblauch- und Ingwerpulver als Würzzutat verlassen, sondern dies frisch verwendet und würde das bei diesem Rezept so immer wieder machen!

In Nigeria wird gebratener Kokosreis zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Geburtstagen serviert, bei denen üblicherweise ein Büffet aufgebaut wird. Die Gäste haben dann die Wahl zwischen Jollof und gebratenem Reis und diversen Beilagen. Meistens aber türmen sich beide Gerichte auf den Tellern. Echter nigerianischer gebratener Reis enthält Rinderleber oder Garnelen. Lopè bereitet ihn aber lieber mit Pilzen zu, und auch beim Gemüse hat man die freie Wahl. Im Frühjahr beispielsweise ersetzt Lopè die grüne Paprika gerne durch grünen Spargel. Lopè  empfiehlt das Gericht als Hauptgericht oder als Beilage zu einem Hähnchengericht wie dem Hibiskus-Hähnchen (s. S. 114) oder Perlhuhn mit Kolanüssen (s. S. 124).

Zutaten (für 4 Personen):

400 ml Kokosmilch

250 ml Hühnerbrühe

½ TL getrockneter Thymian

2 getrocknete Lorbeerblätter

370 g Langkornreis (oder Basmatireis)

1 EL Erdnussöl (oder Kokosöl)

½ rote Zwiebel, fein gehackt

6 kleine Champignons, abgewischt und in Scheiben geschnitten

½ grüne Paprikaschote, entkernt und in feine Streifen geschnitten

½ gelbe Paprikaschote, entkernt und in feine Streifen geschnitten

1 große Karotte, in feine Streifen geschnitten

1 TL gemahlener Koriander

¼ TL gemahlene Kurkuma

1 TL Knoblauchpulver

1 TL gemahlener Ingwer

Salz und weißer Pfeffer

Zubereitung:

Die Kokosmilch mit der Hühnerbrühe, Thymian und Lorbeerblättern in einem großen Topf zum Kochen bringen. Die Hitze reduzieren und die Ko­kosmilch 5 Minuten köcheln lassen, bis sie zu duften beginnt.

Inzwischen den Reis abspülen, bis das Wasser klar bleibt, und abtropfen las­sen. In die Kokosmilch geben; der Reis sollte knapp bedeckt sein. Die Hitze auf mittlere bis starke Stufe erhöhen und den Reis bei aufgesetztem Deckel etwa 10 Minuten garen. Dabei regelmäßig umrühren, damit der Reis sich nicht am Topfboden festsetzt. Wenn der Großteil der Kokosmilch aufgesogen ist, sollte der Reis noch etwas Biss haben und nussig duften. Den Topf vom Herd nehmen.

Das Öl in einer großen, hohen Pfanne erhitzen. Zwiebel, Pilze, Paprika und Karotte hineingeben. Mit Koriander, Kurkuma, Knoblauchpulver und Ingwer würzen und bei mittlerer bis starker Hitze 7 Minuten unter ständigem Rüh­ren braten. Den Reis untermengen. Salzen und pfeffern. Die Hitze reduzie­ren und den Gemüsereis bei aufgesetztem Deckel weitere 5–10 Minuten garen.

Den Reis auf vier Tellern anrichten oder in einer großen Schüssel auf den Tisch stellen.

Zubereitungszeit: 15 Min.Garzeit: 30 Min.

Wassermelonensalat mit Gurke

Fotos: © DK Verlag/Ellis Parinder, Rezepte: Lopè Ariyo

Quelle: Lopè Ariyo: Hibiskus

Einfach köstlich nigerianisch kochen

Fotos: Ellis Parinder

Dorling Kindersley Verlag

Preis: 19,95 €

Ein sehr feiner Salat, frosten muss man nur, wenn es wirklich so heiß wird wie Anfang Juli bei uns… Klimazonen wachsen zusammen, nicht das ich mir das vorher gewünscht hätte, aber wenn es nicht regnet ist es im Sommer 2021 einfach so…… Wir kombinierten ihn zum Reis, der damit sehr gut kann. Lopè Ariyo kann viel, das haben wir gelernt und haben Nigeria (Westafrika) endlich in unserer Alltagsküche sehr köstlich willkommen geheißen, darum geht’s und das wird klasse gemacht!

Natürlich war es die überwiegende Zeit in Nigeria als Lopè dort im Internat war sehr warm, aber an richtig heißen Tagen kaufte ihre Großmutter Wassermelonen und Gurken, schnitt sie klein und gab sie in den Gefrierschrank. In Europa sind die Temperaturen wirklich selten so hoch, aber wenn doch, fühlt sich Lopè sofort wieder nach Nigeria versetzt und erinnert sich daran, wie wunderbar erfrischend dieser gefrostete Salat ist.

Zutaten (für 4 Personen):

1 kleine Wassermelone

2 Salatgurken

50 g Egusi-Kerne

1 Stück Ingwer (4 cm), geschält und gerieben

Für das Ingwer-Dressing

3 EL Erdnussöl

1 EL frisch gepresster Zitronensaft

1 EL Kokosblütensirup (oder Honig)

2 EL Reisdrink

1 TL gemahlener Ingwer

½ TL zerstoßene Chiliflocken

Zubereitung:

Die Wassermelone halbieren und entkernen. Falls vorhanden, das Fruchtfleisch mit einem Kugelausstecher herauslösen. Alternativ die Hälften noch einmal durchschneiden. Das Fruchtfleisch mehrmals bis zur Schale einschneiden und mit einem Löffel von der Schale lösen. Die Stücke mit einem Messer in kleinere Scheiben schneiden. Beiseitelegen. Die Gurken schälen und längs halbieren. Die Kerne mit einem Teelöffel herausschaben. Das Fruchtfleisch in Scheiben schneiden.

Wassermelonenkugeln oder -scheiben und Gurken auf zwei Blechen verteilen, sodass sich die Stücke nicht berühren. Mit Frischhaltefolie abdecken und 2–3 Stunden tiefkühlen. Wenn’s schneller gehen soll, die Zutaten mindestens 1 Stunde im Kühlschrank kühlen.

Inzwischen für das Dressing alle Zutaten in einer Schale vermischen und beiseitestellen.

Die Egusi-Kerne in einer kleinen Pfanne bei schwacher Hitze etwa 5 Minuten rösten, bis sie leicht gebräunt sind und zu knacken beginnen. Auf einen Teller geben.

Wenn Wassermelone und Gurken fest gefroren sind, in eine große Schüssel geben und mit dem geriebenen Ingwer vermengen.

Den Salat auf vier Servierschalen verteilen. Dressing und Egusi-Kerne sepa­rat dazu reichen, sodass sich jeder nach seinem Geschmack selbst bedie­nen kann.

Zubereitung: 15 Min. plus Tiefkühlzeit

Lopè Ariyo: Hibiskus

Lopè Ariyo: Hibiskus

Einfach köstlich nigerianisch kochen

Fotos: © DK Verlag/Ellis Parinder, Rezepte: Lopè Ariyo

Dorling Kindersley Verlag

Preis: 19,95 €

Worum geht’s?

Herzlich willkommen Westafrika!

PR für afrikanische Küche

Es gibt nicht viele weiße Flecken auf der Kochbuchländer-Karte, allerdings ist Afrika ein solcher… Gibt es gefühlt das x-te Kochbuch zur italienischen Küche, kam Afrika bislang im Kochbuch eher schlecht weg. Laut Wikipedia zählen zum Oberbegriff Westafrika ganze 17 Staaten. Von „B“ wie Benin bis „S“ wie St. Helena, mit Mauretanien und Mali im Norden und Nigeria, Ghana und der Elfenbeinküste im Süden erstreckt sich die Groß-Region über einen Großteil des afrikanischen Kontinents.

Nach dem Hype um Hawaii-Poké-Bowls und Ceviche aus Peru verlangt das kulinarisch inspirierte Genießer-Herz inzwischen nach neuen fernen Genüssen. Als neuer Trendsetter hat sich da besonders in Großbritannien die westafrikanische Küche ins Spiel gebracht und mehr und mehr Fans gewonnen. Eine Generation von jungen Foodies mit afrikanischen Wurzeln und viel Elan möchte, dass ihre afrikanischen Heimat Küchen endlich auch in unseren heimischen Küchen ankommen.

Lopè Ariyo ist eine von ihnen, 23jährig hat diese in 2016 direkt nach ihrem Mathematik-Studium an einem Wettbewerb des Red-Magazine und Harper Collins teilgenommen, wo der Koch oder die Köchin gesucht wurde, die es schafft, afrikanische Küche so beliebt und populär zu machen, dass die vielen Homecooks ihr kulinarisches Interesse endlich nach Afrika lenken. Lopè hat diesen Wettbewerb mit ihrem Rezept für ihr Hibiscus-Hühnchen gewonnen.

Was ist drin?

2017 erschien dann ihr westafrikanisches nigerianisches Kochbuch Hibiskus in UK. Lopè Ariyo hat mit Superclubs und in Kolumnen im Guardian dazu beigetragen, die Küche ihrer Heimat bekannter zu machen und räumt dabei gehörig mit dem Vorurteil auf, dass die nigerianische Küche nur scharf ist. Die Rezept-Kreationen der Londonerin zeigen wie die Hähnchen-Keulen ihrer Mum stets eine sehr würzige Seite.

Mammas Hähnchenkeulen

Lopè wuchs in London mit einer Mutter auf, die bekannt ist für ihre superleckeren Hähnchenkeulen, (Mamas Hähnchenkeulen, S. 112) und außerdem ein ausgesprochenes Faible für Meeresfrüchte und Fisch hat. Zu Lopè’s Geburtstag gab es of Thunfisch-Spieße mit Kochbananen-Wedges (S. 94), die wieder mit einer tollen Würzung überzeugen und wo die Kombination von Thunfisch und Früchten sehr gelungen ist. Aus ihrer Internatszeit in Nigera hat Ariyo ein paar sehr ansprechende Salat-Kreationen mitgebracht (Okra-Mango-Salat, S. 20 + Fenchel-Mango-Salat, S. 25).

Erdnuss-Karamell-Riegel

Die Nigerianische Speisekammer…..

Mittlerweile ist es nicht mehr so schwer an die typischen nigerianischen Zutaten zu kommen, zu denen neben Yamswurzeln, Maniok, scharfe Chilischoten und Kochbanen gehören. Die Autorin stellt diese gleich zu Beginn mit nützlichen Fotos vor, was sich für mich beim Einkauf als Glücksfall erwies, nur so gelang es mir anstelle der gewünschten Yams nicht bei Maniok als Zutat für die Yams-Pommes zu landen. Fündig wurde ich im indischen Geschäft, auch Erdnussmehl und Egusi, das sind Melonenkerne, konnte ich dort bekommen, Dieses Geschäft hat sich wie andere asiatische Shops zur Aufgabe gemacht, ebenso die afrikanische Gemeinde mit ein paar Grundzutaten zu versorgen. Für Hibiskusblüten und Carob-Pulver (für das die getrockneten und gemahlenen Schoten des Johannisbrotbaums vermahlen werden und das leicht säuerlich schmeckt) habe ich den Online-Handel bemüht, wäre aber vermutlich im gut sortierten Bio-Supermarkt genauso fündig geworden. Vieles andere an Gewürzen wie Kurkuma, Nelke, Kreuzkümmel, Muskatnuss befindet sich sowieso in den meisten Gewürzschränken von Kochbegeisterten. Bei getrocknetem Dill, getrockneter Petersilie und Zwiebel-Granulat konnte mir sogar der Discounter weiterhelfen. Obwohl ich zunächst skeptisch war, die werden sonst in meinem Gewürzschrank nicht geduldet, habe ich mit Ariyos Rezepten damit erstaunlich interessante geschmackliche Erfahrungen gemacht…. Dazu später im Rezept-Check. Würziger Estragon lerne ich, passt nicht nur gut zu Spargel, sondern gibt ebenfalls vielen nigerianischen Rezepten einen würzigen Schliff.

Probiert & Verputzt:

Kuli-Kuli-Kabeljau mit pikanten Yamswurzel-Fritten

Das Abenteuer begann für mich direkt mit dem Einkauf. Das erste Mal sollten Yamswurzeln das Ziel meines Zutaten-Beutezuges werden. In einem indischen Spezialitäten-Geschäft wurde ich fündig. Ohne das entsprechende Warenkunde- Foto hätte ich mich nicht getraut zuzugreifen, mit Fragen kommt man nicht immer weit.

Die Verarbeitung der Yams-Wurzel erwies sich als sehr unkompliziert, die Knolle landet als dick geschnittene Pommes nach dem Blanchieren auf dem Backblech und die Pommes bekommen durch Chilipulver ein bisschen Schärfe. Ich habe mich hierbei für ein koreanisches entschieden – stand noch rum und hat prima gepasst und verlieh dem ganzen noch eine fruchtige Note. Die Pommes werden außerdem in Mehl gewälzt, das sorgt für eine schöne Kruste.

Der Fisch wird mit getrockneten Kräutern, Zwiebel-Granulat und Selleriesalz aromatisiert und bekommt anschließend eine Buttermilch-Panade mit einer Mischung aus Weizen- und Erdnussmehl. Da kein Selleriesalz im Haus war, musste ich improvisieren…. Die Hunsrück-Küche ohne Supermarkt in Reichweite erfordert Kreativität, den Job des Selleriesalzes musste kurzerhand Schabzigerklee übernehmen und zeigte uns, wie toll die Sellerie-Note zu getrocknetem Dill passt. Eine ganz neue Erfahrung, die mit vielen Vorurteilen aufräumen konnte, es müssen nicht immer frische Kräuter sein, um viel Geschmack zu genieren. Der Fisch war richtig klasse und kam saftig aus dem Ofen – für die Yams-Pommes habe ich weniger Zeit als angegeben gebraucht, sonst wären sie vermutlich zu trocken geworden. Umluft empfiehlt sich hier nicht!

Wassermelonensalat mit Gurke

Mein Mann war begeistert und ich verstehe sehr gut warum, dieses Rezept ist die perfekte Kombination aus süß und scharf und frisch. Die Egusi-Kerne, waren für ihn ebenso neu wie köstlich. Auf meine Vermutung hin, man könnte vielleicht auch Mandelblättchen stattdessen verwenden, hat er das strikt abgelehnt und fand die gerösteten Melonenkerne als Topping zum Salat sogar deutlich besser.

Gebratener Kokosreis

Den hatten wir zusammen mit dem Wassermelonensalat und das hat wirklich toll zusammen gepasst! Der Kokos-Reis ist eigentlich eine Beilage, die man in Nigeria gerne zu Hühnchen-Gerichten serviert. Die Menge für 4 Portionen ist reichlich bemessen. Mit dem Wassermelonen-Salat haben wir ihn als leichtes vegetarisches Lunch-Menü genossen. Hier mache ich eine Ausnahme, ich habe beim zweiten Mal mich nicht auf Knoblauch- und Ingwerpulver als Würzzutat verlassen, sondern dies frisch verwendet und würde das bei diesem Rezept so immer wieder machen!

Fazit: “The cook who brought West African cuisine into home kitchens”

Schaut man sich dieses Kochbuch an bekommt man gleich gute Laune, es ist ein farbenfrohes sehr ansprechendes Kochbuch geworden und die afrikanische Lebensfreude vermittelt sich spürbar.

Ariyo hat das Motto des Wettbewerbs zum Herzensanliegen ihres wirklich sehr gelungenen Afrika-Kochbuch gemacht und zeigt viel Mühe und vor allem Talent, ihre nigerianische Küche endlich so zu präsentieren, dass beliebte Klassiker Westafrikas wie z. B. Jollof, das ist ein Tomaten Reis, der ursprünglich aus dem Senegal stammt und in ganz Westafrika beliebt ist, lecker in unserer Küche ankommt. Die Londonerin gibt ihm sogar als Blumenkohl-Jollof eine neue Perspektive. Obe Ata ist eine nigerianische Paprikasuppe, die häufig genauso als Sauce zum Einsatz kommt und die Lopè zu einem Ofengemüse, das aus Auberginen, Kochbananen, Paprika, Zwiebeln, Okra, Tomaten und den für Nigeria so typischen Yamswurzeln besteht, kombiniert. Alle 100 Rezepte im Buch zeigen zwei Dinge, die sehr wichtig sind, wenn exotische Küche wirklich bei Nachkochern zu Hause ankommen sollen: Zum einen versteht es die Autorin exzellent, den traditionellen afrikanischen Speisen, die woanders auch mal fad und langweilig schmecken können, viel Würze zu verleihen. Der Fisch in Kuli-Kuli-Panade mit pikanten Yamswurzelfritten überzeugt trotz sonst von mir nicht verwendeter getrockneter Zutaten aus dem normalen Supermarkt. Der Fisch ließ sich zudem zusammen mit den Fritten unkompliziert im Backofen zubereiten und verließ diesen würzig, knusprig und saftig.

Zum anderen sprechen mich Lopè Ariyo‘s Rezepte im Buch deshalb geschmacklich deutlich mehr an, als es andere Bücher zu afrikanischen Küchen konnten, wo man die Chance nicht so konsequent genutzt hat, weil die Rezepte so umgebaut wurden, dass sie viele Nachkocher mit gut austarierten Neu-Kreationen, die gnauso in London und Frankfurt meisterbar sind, abholen und die oft richtig toll schmecken. Die Hähnchenkeulen der Mama und beispielsweise das Hibiskus-Hähnchen haben dieses Potenzial total. Und die süßen frittierten Puff-Puff-Bällchen, Lagos Mess und ein Mango-Kokos-Dessert sind weitere kreative Eigen-Kreationen, die sogar für unseren Gaumen einfach noch mal mehr Pfiff bekommen haben, indem sie gekonnt das beste aus beiden Welten ansprechend und köstlich kombinieren! Lopè Ariyo hat – ähnlich wie Sabrina Ghayour bei der persischen Küche – der westafrikanischen Küche, endlich den Weg zu uns nach Hause geebnet!

Paprika mit Samosafüllung

© Ben Dearnley

Quelle: Alice Zaslavsky: Colours of Green

Die neue Gemüseküche

Fotos: Ben Dearnley

Edition Michael Fischer

Preis: 39,– €

Eine rundherum tolle Kombination: Samosas sind total lecker, aber eben auch total aufwändig und eigentlich wenn man genau hinschaut, recht fettig. Für zu Hause habe ich hier meine Traum-Kombination gefunden! Alice Zaslavsky’s Samosa-Füllung aus Kartoffeln, Gewürzen und Tiefkühl-Erbsen landet kurzerhand in roten Paprikaschoten, die zuvor im Ofen geröstet wurden und anschließend noch mal mit der Füllung gebacken werden. Füllen lassen sich diese jedoch eindeutig besser wenn sie groß und kompakt sind. Außerdem würde ich, beim nächsten Mal gleich die Schoten entkernen und füllen, das Entfernen des Kerngehäuses mit heißen Paprikaschoten war umständlich und vor allem heiß….. Die Kartoffeln waren bei mir einfach Reste vom Vortag.

P.S. Vorsichtige Zeitgenossen können vielleicht eine Chili weglassen, sonst bitte unbedingt entkernen. Für uns war es so ganz und gar perfekt!

Ein Wort zu frischen Curryblättern, diese sind in der Tat bei uns schwerer zu beschaffen als in UK und offenbar auch Australien, unmöglich ist das aber nicht. Als Alternative zum indischen Laden, der diese nur ausgewählt und sogar in Frankfurt nicht ständig vorrätig hat, bietet sich die tiefgekühlte Variante an. P.S. Kälte kann die Blätter ebenfalls austrocknen. Einen Currybaum bekommt man im Moment nirgendwo, probiere ich schon seit mehr als einem halben Jahr. Online lässt sich jedoch sehr gut der Pflanzensamen bestellen, die Pflanze dagegen ist auch bei Spezial-Versendern schon seit längerer Zeit nicht auf Lager. P.S. Meine Curryblätter kamen von einem Ebayer per Brief in die Wochenend-Heimat den Hunsrück und das hat fast noch besser als in Frankfurt geklappt! Curryblätter funktionieren geschmacklich nur toll, wenn man diese Zweig weise einsetzt, ein oder zwei Blättchen bringen so gut wie nichts! Das letzte Mal habe ich diese auf Wunsch von Ottolenghi mit Auberginen für ein Kokos-Dal gepaart, der Geschmacksexperte, verlangte nicht umsonst nach 30 frischen Curryblättern. Anschließend wäre jeder Baum, der nicht viele, viele Jahre auf dem Buckel hat, komplett kahl, ohne das die erforderliche Menge bereits geerntet worden ist….

Zutaten (für 6 Portionen):

6 rote und/oder gelbe

Paprika,

längs halbiert,

nicht geputzt

95 g griechischer Joghurt (ich habe nach Gusto abgemessen)

3 Knoblauchzehen, zerdrückt

Zerkleinerte Papadam-Brote,

zum Garnieren (optional)

Koriandergrün, zum

Garnieren

Samosa-Füllung

500 g mittelgroße, mehlige

Kartoffeln, wie z. B. Desiree,

geschält und in 2 cm große

Stücke geschnitten

Salz, Pfeffer

60 ml Senf- oder Pflanzenöl

2 TL Senfkörner

1 EL gemahlene Kurkuma

1 TL Currypulver

1 TL Garam Masala

1 TL schwarzer Pfeffer aus

der Mühle

2 Knoblauchzehen, fein

gehackt

2 dünne, grüne Chilischoten,

in feine Scheiben

geschnitten

1–2 Zweige mit Curryblättern,

die Blätter abgezupft und

gehackt, plus ein paar

mehr zum Garnieren

400 g Rinderhackfleisch (alternativ

Pilze oder Linsen)

140 g Tiefkühlerbsen, aufgetaut

1 EL Rohrohrzucker

1 EL Weißweinessig

Zubereitung:

Den Backofen auf 200 °C (Umluft) vorheizen.

Mit der Samosa-Füllung beginnen. Die Kartoffeln in einem Topf mit kaltem, gut gesalzenem Wasser bedecken und auf hoher Stufe zum Kochen bringen. Dann die Hitze reduzieren und 15 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Abgießen und bis zur Verwendung beiseitestellen.

Inzwischen in einer Pfanne das Senföl auf mittlerer bis hoher Stufe erhitzen. Wenn Sie auf Ihrer über der Pfanne ausgestreckten Handfläche spüren, dass diese Wärme ausstrahlt, rühren Sie die Senfkörner ein. Sie werden fast sofort zu platzen beginnen. Die Hälfte der Körner herausnehmen und beiseitestellen. Jetzt Kurkuma, Currypulver, Garam Masala, Pfeffer, Knoblauch, Chili und Curry-Blätter hinzufügen und unter gelegentlichem Rühren 1 Minute lang anbraten, bis alles wunderbar zu duften beginnt.

Dann das Hackfleisch in die Pfanne geben, größere Hackfleischstücke mit dem Holzlöffel zerteilen und unter Rühren 5 Minuten braten, bis es schön braun ist. Kartoffeln, Erbsen, Zucker und Essig unterrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Die Paprikaschoten mit der Schnittfläche nach unten auf ein Backblech legen und 10 Minuten rösten, bis sie zu schwitzen beginnen und schön warm sind.

Jetzt die Kerne und Scheidewände entfernen und dann die Samosa-Füllung in die Paprikahälften füllen. Auf oberster Schiene in den Ofen schieben und 5–10 Minuten rösten, bis die Paprikaschoten Farbe annehmen und das Fleisch oben schön knusprig ist.

Inzwischen den Joghurt, die beiseitegestellten Senfkörner und den Knoblauch vermengen. Wenn Sie die Papadams und zusätzliche Curryblätter verwenden, diese kurz anbraten. Den Joghurt auf den Paprikaschoten verteilen, mit Koriander und, wenn gewünscht, mit den Papadam-Stücken und den gebratenen Curryblättern garnieren und sofort servieren.

Für Eilige: Backen Sie tiefgefrorene Samosas gemeinsam mit den Paprikaschoten und füllen Sie diese dann mit den ganzen Samosataschen. Sie müssen sie vielleicht etwas hineinquetschen und -drücken, aber das ist ja der Spaß dabei, oder? Sie können die Paprika auch würfeln, unter die Samosa-Füllung mischen, in Blätterteig einwickeln und dann backen.

„Angeschwärzte“ Schalotten & Orecchiette mit Knusper-Brokkoli

© Ben Dearnley

Quelle: Alice Zaslavsky: Colours of Green

Die neue Gemüseküche

Fotos: Ben Dearnley

Edition Michael Fischer Preis: 39,– €

Zufällig fand sich Brokkoli im Kühlschrank, die Wahl fiel auf dieses Rezept für die „angeschwärzten“ Schalotten & Orecchiette mit Knusper-Brokkoli von Alice Zaslavsky. Sehr fein und das Aroma der geschwärzten Schalotten gibt dem schlichten Gemüse – ganz ohne Sardellen, wie man es in Italien oft macht, sehr viel Tiefe – ehrlich ich war ziemlich baff, diese Kostprobe war total lecker und super easy in der Zubereitung!

Alice Zaslavsky mag dieses Rezept besonders, weil es Brokkoli auf zwei verschiedene Arten einsetzt, was für eine interessante Textur sorgt. Außerdem muss man nicht viel hacken und schälen, was besonders bei den Schalotten viel Arbeit erspart. Diese werden einfach halbiert, Blatt- und Wurzelansatz abgeschnitten und die Schnittfläche gegrillt. Die Schalen gleiten dann ganz von selbst ab. Was übrig bleibt, ist das süßliche, violette Fruchtfleisch, das wunderbar cremig schmeckt. Knapp vor dem Servieren gebe ich frisch gepressten Knoblauch dazu, der diesem Gericht einen zusätzlichen Kick verleiht. Wer einen milderen Geschmack bevorzugt, kann den Knoblauch natürlich auch weglassen.

Zutaten (für 6 Portionen):

300 g Orecchiette

1 Brokkoli, Röschen grob gerieben,

Stiele und Strunk

fein gehackt

6 gelbe Schalotten, mit Schale,

der Länge nach halbiert,

Wurzeln- und Blattansatz

abgeschnitten

1 EL Olivenöl

200 g fein geriebener Parmesan,

plus etwas mehr zum

Servieren

Schale und Saft von 2 Zitronen

Chiliflocken nach Geschmack

2 Knoblauchzehen, gepresst

(optional)

Zubereitung:

Einen großen Topf mit gut gesalzenem Wasser zum Kochen bringen. Die Pasta hinzufügen und nach den Anweisungen auf der Packung kochen.

Die Brokkolistiele während der letzten Minute der Kochzeit hinzufügen. 250 ml des Kochwassers abschöpfen und beiseitestellen. Die Pasta dann abseihen.

In der Zwischenzeit die Schalotten mit der Schnittfläche nach unten auf mittlerer Stufe in einen großen Topf geben, bräunen und weich werden lassen, während sich der Topf erwärmt. Dies dauert ca. 8–10 Minuten. Schalotten mit der Küchenzange aus dem Topf nehmen und das Fruchtfleisch aus der Schale quetschen.

Olivenöl hinzufügen, gefolgt von den geriebenen Brokkoliröschen. Wenn er schön knusprig ist, die Hälfte des geriebenen Brokkoli herausnehmen und zum Garnieren beiseitestellen. Schalotten mit dem restlichen geriebenen Brokkoli wieder in den Topf geben. Mit ca. 170 ml des beiseitegestellten Kochwassers der Pasta ablöschen, um die Aromen zu verstärken. Parmesan hineinstreuen und aufkochen. Die Mischung soll sich reduzieren und eindicken, sodass eine Sauce entsteht. Pasta, Zitronenschale und -saft, Chiliflocken, schwarzen Pfeffer aus der Mühle und gepressten Knoblauch hinzufügen, falls Sie diesen verwenden. Gut umrühren.

In Servierschüsseln anrichten und mit dem restlichen Brokkoli und Parmesan bestreuen. Sofort servieren. Tipp: Falls Sie Brokkoliblätter zur Hand haben, braten Sie diese ebenfalls mit den Schalotten in der Pfanne knusprig an, lassen Sie sie abtropfen und verwenden Sie sie als Dekoration.Extra: Noch köstlicher schmeckt dieses Rezept, wenn Sie den Bratensaft eines Brathähnchens hinzufügen, und zwar dann, wenn die Schalotten schön angekohlt sind. Lassen Sie diese dann buchstäblich in die Sauce „schmelzen“.