Sara Shawkat: Noomi

Sara Shawkat: Noomi

Eine inspirierende Reise durch die Küche des Iraks

Fotos: Elza Jo Tratlehner

Riva Verlag

Preis: 25,– €

Wer ist die Autorin?

© Elza Jo Tratlehner

Sara Shawkat wurde in Bagdad geboren. Sie schloss ihren Master of Science in Sozialer Psychologie ab, veranstaltet kulinarische Events und arbeitet als Food-Editorin. Heute lebt sie in Amsterdam. Im Laufe ihrer Suche danach, was Irakisch sein für Sie bedeutet, wurde Sara bewusst, wie wichtig ihr die Küche ihres Heimatlandes ist. Mit der irakischen Kultur hat sie öfter gehadert, auf die irakische Küche ist sie jedoch immer stolz gewesen.

„Ich habe mich immer mit Essen beschäftigt, kochte aber im Grunde kaum irakisch. Lange war ich der Meinung, alles, was ich zubereiten würde, wäre doch nur ein schwacher Abklatsch dessen, was meine Mutter auf den Tisch stellt. Für mich bedeutete irakisches Essen einfach Zuhause, nicht etwas, das ich mit nicht arabischen Menschen teilen konnte“.  – Sara Shawkat

Typisch irakisch!

Saras Schwester Noor sah sich spätestens mit der Anerkennung der Amsterdamer Food-Szene für das Erfrischungs-Getränk Noomi Basra, dass diese eigens für die Community kreierte und eifrig mit ihrem Lasten-Fahrrad durch Amsterdam karrte, darin bestätigt, dass es in der Küche ihres Heimatlandes noch viele Schätze zu entdecken gibt! Noomi ist übrigens eine sonnengetrocknete Limette, die in der irakischen Küche eine große Rolle spielt und nach ihrer Überfahrt von Indien in Basra der irakischen Hafenstadt an Land geht. Die Gemeinsamkeiten zwischen persischer und irakischer Küche werden damit deutlich sichtbar, während der kurdisch dominierte Norden mit seinen Spezialitäten stark an die syrische Küche erinnert.

Was ist drin?

Klassik und Moderne Hand in Hand

Shawkat legt bei ihrer Einladung an die irakische Tafel viel Wert, auf die nötige Sorgfalt und die Liebe zum Detail, die jede tradierte Küche benötigt und spart nicht mit einer guten Warenkunde und vielen Einkaufs-Tipps. Die Sortierung der Rezepte folgt den irakischen Vorlieben. Zum Frühstück gibt es bspw. eingelegte Joghurtbällchen mit getrockneter Limette u. Za’atar, es werden Eintöpfe & Suppen gekocht, die sehr gut vegetarisch können (Granatapfel-Walnuss-Eintopf), es gibt einen typischen Dillreis mit dicken Bohnen, Süßspeisen (Grießkekse), Getränke (Hibiskus-Eistee, Kurkuma-Rosen-Limonade) und die allseits beliebten Klassiker (Kibbeh) der arabischen Welt, die sich im Irak häufig mit einer eigenen Nuance etabliert haben. Außerdem gibt es leckere Dips und Cremes zum Brot (Za’atar-Fladenbrotchips). Angenehm ist, dass wir dabei von Sara Shawkat lernen können, was den Irakern bei allen Speisen, wirklich wichtig ist. Würzmischungen (Baharat – ein Gewürz-Pulver bestehend aus sieben Gewürzen) u. -soßen (Amba – eine vollmundige Mango-Bockshornklee-Sauce) runden ein Angebot ab, dies schon andeutet, Klassik und Moderne reichen sich in diesem Kochbuch für uns einvernehmlich und gekonnt die Hand (Pilz-Schwarma).

Heimat ja, aber Klischees no way!

Das Noomi-Kochbuch widersteht geschickt der Heimat-Romantik-Falle, in die viele Kochbuch-Autoren nur zu gerne tappen und zeigt stattdessen gerne und häufig zwei junge moderne Frauen, die ihre irakische Küche möglichst so zu uns nach Hause bringen wollen, wie die beiden Wahl-Niederländerinnen diese selbst zu Hause erlebt haben: vielfaltig, üppig und perfektionistisch. Die Autorin hat dabei den Schalk im Nacken und rät in ihrem Schnellkurs in Sachen „vorlaut auf irakisch“: Schwiegermüttern und anderen anerkannten Köchinnen im Familienverbund einfach mal „Tabuka“ zu entgegen, wenn die Sprache auf ihre Kibbeh (Klöße aus Bulgur, die mit Hackfleisch und Zwiebeln durch den Fleischwolf gedreht werden) kommt und dann bitte nicht wundern, wenn sich die Damen pikiert und erbost abwenden, es heißt nämlich übersetzt Ziegelstein. Der Ton, der in diesem Länderkochbuch angeschlagen wird, ist erfrischend normal und häufig mit einem gekonnten Augenzwinkern.

Der Apfel, der Stamm – was sie verbindet und unterscheidet……

Zum Klassiker Biryani, der in Asien und dem Nahen Osten gleichermaßen beliebt ist, pflegte die Autorin viele Jahre eine Hassliebe, ihre Mutter und deren Freundinnen hatten es ihr durch deren Biryani‑Overkill gehörig vermiest. Jedes Mal, wenn ein Geburtstag anstand, kam das aufwändige Gericht auf den Wunschzettel. Mutter Shawkat war dann verrückt genug, sich einen ganzen Nachmittag dafür in die Küche zu stellen, statt einfach ein schönes Duschgel als Geschenk zu besorgen. Das überschwängliche Lob unter Beschenkten und Gästen, dass sich regelmäßig einstellte, bestärkte die Mutter jedoch in ihrem Engagement. Vielleicht ist diese Ambivalenz, die es überall zwischen Müttern und Töchtern gibt, genau der Grund, warum Saras Version als vegetarische Version auftritt und sich einfach veganisieren lässt, wenn man die Eier weglässt, ohne dass daraus nur eine abgespeckte Version wird.

Praxis-Check und good to know:

Maqluba

© Elza Jo Tratlehner/Riva Verlag

Maqluba ist in vielen arabischen Ländern traditionell verankert, man findet ihn auf dem gesamten arabischen Kontinent – entweder mit Fleisch oder wie hier als vegetarische Variante. Das traditionelle Gericht war schon immer One-Pot auf Arabisch, primär aus Geschmacksgründen und nicht weil es schnell gehen soll. P.S.: schwarze getrocknete Limetten findet Ihr in persischen Geschäften, sie haben eine würzige, leicht bittere Zitrusnote, die in dieser Zubereitung für mehr Spannung sorgt, beim Pfeffer reichen 1 – 1 ½ TL für unseren Geschmack völlig aus. Die Auberginen in Salzwasser einzulegen ist ein guter Trick, damit sie Wasser verlieren und weniger Fett aufnehmen, so werden diese beim Garen zudem weicher. Das Salz soll außerdem Bitterstoffe aus dem Früchten ziehen, heutige Züchtungen sind jedoch kaum noch bitter.

Merijn Tols Labneh

Ein Labaneh der Extra-Klasse optisch und geschmacklich durch die würzige Amba-Sauce u. weitere schöne Details. Die Mühe, die es macht lohnt sich unbedingt, eine aufgemotzte Labaneh-Version für besondere Anlässe, den die niederländische Expertin für die arabische Küche, Merijn Tol, beigesteuert hat.

Auberginen-Auflauf

© Elza Jo Tratlehner/Riva Verlag

Tepsi Beetinjaan, ist ein populärer irakischer Auberginen-Kartoffel-Auflauf und ein Gericht, das man pur, mit weißem Reis oder mit Fladenbrot essen kann. Es besteht aus einfachen Zutaten, was ihn allerdings so richtig lecker macht, ist, wenn das Gemüse leicht anfrittiert wird. Bei uns bekam der Airfryer den Frittier-Job, weil es so leichter und bekömmlicher funktioniert. Das Gemüse war dann jedoch bei mir durchgegart. So ließ sich die Zeit im Backofen um die Hälfte verkürzen, abgedeckt habe ich nichts mehr. Die Tomatensauce für den Gemüseauflauf wird aus Biber salçasi, einer türkische Paprikapaste hergestellt, die es in einer scharfen oder milden Variante zu kaufen gibt, der persönliche Geschmack entscheidet. Durch die Tamarindenpaste erhält die Sauce Säure u.  eine interessante Tiefe. Mein Mann fand diese ein wenig überdimensioniert, für mich war die Säure OK, statt 50 g werde ich mich bei der Menge beim nächsten Mal auf 25 – 30  g einpendeln. Hinsichtlich der Zeit eine Investition, die sich aber wieder geschmacklich rentiert hat, fanden wir.

Ash Reshteh

© Elza Jo Tratlehner/Riva Verlag

kommt ursprünglich aus dem Iran und wird gerne zum Neujahrsfest Nouruz gegessen, der Eintopf genießt ebenfalls im Irak Kultstatus. Die irakische Ash Reshteh wird allerdings zum Schluss mit einem Knoblauch-Minz-Öl statt mit Röstzwiebeln aromatisiert. Sara Shawkat liefert für mich ein handwerklich gutes traditionelles Rezept, dass mit ein paar guten Tricks für die etwas anspruchsvollere Zubereitung angereichert wurde. Man kann dafür Hülsenfrüchte aller Art verwenden, vieles ist möglich solange nur insgesamt rund 400 g Hülsenfrüchte im Topf landen. Klasisch serviert man neben dem Topping Kashk dazu, dies ist ein getrockneter Joghurt, der in etwas Wasser aufgelöst wird, man findet ihn in iranischen und irakischen Supermärkten. Wer ihn nicht ergattern kann, der kann Kashk durch ein wenig Labneh (Seite 164) oder (pflanzlichen) Joghurt ersetzen. Hier hatte die Autorin eine rein vegane Version im Sinn. Mein Kashk habe ich beim türkischen Händler bekommen und ihn schon mehrfach für arabische Gerichte verwendet. Das Joghurtpulver kann vieles auf die Schnelle veredeln und ist in seiner getrockneten Form immer verfügbar und lange haltbar. Einen weiteren Kniff habe ich ausserdem mitgenommen, die Suppe wurde mit Haferflocken gebunden.

Fazit: Sie kennt sich gut aus und kann die Perspektive mühelos nach Bedarf wechseln!

Irakische Küche war für mich bislang ein Buch mit sieben Siegeln! Dass sich dies grundlegend geändert hat, habe ich Sara Shawkat zu verdanken, die ein ehrliches und ambitioniertes Kochbuch zur Küche ihres Heimatlandes verfasst hat, das kundig einführt und viel Content mitliefert. Die Rezepte zeigen Sorgfalt und die Liebe zum Detail, für das man sich unbedingt Zeit nehmen sollte, ohne die ein gutes Kochbuch aber nicht auskommt! Mir gefällt außerdem richtig gut, dass die Autorin sowohl bei der Präsentation als auch bei den Rezepten, den Spagat zwischen Tradition und Moderne mit Humor und Augenmaß hinbekommen hat und viele Angebote für Vegetarier und Veganer macht, ohne das Klassische in der irakischen Küche unter den Tisch zu kehren.

Auberginen-Auflauf

© Elza Jo Tratlehner/Riva Verlag

Quelle: Sara Shawkat: Noomi

Eine inspirierende Reise durch die Küche des Iraks

Fotos: Elza Jo Tratlehner

Riva Verlag

Preis: 25,– €

„Tepsi Beetinjaan“, ist ein populärer irakischer Auberginen-Kartoffel-Auflauf, ein Gericht, das man pur, mit weißem Reis oder mit Fladenbrot essen kann. Es besteht aus einfachen Zutaten, was ihn allerdings so richtig lecker macht, ist, wenn das Gemüse leicht anfrittiert wird, riet mir die Autorin. Sie hatte wieder Recht stellten wir zufrieden fest – ein wirklich köstlicher Gemüseauflauf mit intensiven Aromen, der sich nicht im Handumdrehen macht, bei uns aber zu gefallen verstand!

Gerne weitere Tipps & Infos dazu in meiner folgenden Kochbuch-Rezension!

Zutaten (für 4 Portionen):

2 Auberginen, in 1 ½ cm dicke Scheiben geschnitten

2 EL Salz, gegebenenfalls weiteres Salz nach Geschmack

1 l Sonnenblumenöl zum Frittieren (wir haben im Airfryer frittiert und ein paar EL gebraucht)

400 g festkochende Kartoffeln, in 1 ½ cm dicke Scheiben geschnitten

2 grüne Paprikaschoten, in 1 ½ cm dicke Ringe geschnitten

1 große Zwiebel, in 1 ½ cm dicke Ringe geschnitten

4 Fleischtomaten, in 1 ½ cm dicke Scheiben geschnitten

4 EL Olivenöl

4 Knoblauchzehen, gepresst

3 EL Biber salcasi (mild oder scharf nach Belieben)

3 EL Tomatenmark

1 TL Koriandersamen, geröstet, fein gemahlen

1 TL Kreuzkümmelsamen, geröstet, fein gemahlen

2 TL schwarzer Pfeffer, fein gemahlen (bei mir weniger)

50 g Tamarindenmark (25 – 30 g sollten auch OK sein), 15 Minuten in 50 ml kochendem Wasser eingeweicht

1 EL weißer Zucker

20 g frische Petersilie, Blätter und Stängel, fein geschnitten

400 ml kochendes Wasser

Beilage: Basmatireis (Seite 75)

Zusätzlich benötigst du:

Ofenform mit Deckel, Durchmesser ungefähr 23 cm

Zubereitung:

Auberginenscheiben in eine Schussel mit reichlich Wasser und 2 EL Salz legen. Einen Teller mit etwas kleinerem Durchmesser als die Schussel daraufstellen und beschweren, sodass die Auberginenstucke gut unter Wasser bleiben. 30 Minuten stehen lassen.

Sonnenblumenöl in einer Bratpfanne auf 170 °C erhitzen. Auberginen ausdrücken und mit einem sauberen Geschirrtuch trockentupfen. Die Scheiben 3 Minuten pro Seite in so viel Öl, dass sie zur Hälfte eingetaucht sind, frittieren und beiseitestellen. Mit den Kartoffelscheiben wiederholen. Paprikaschoten und Zwiebel 2 Minuten frittieren. Zum Schluss die Tomatenscheiben 3 Minuten frittieren.

In einem Topf 2 EL Olivenöl auf mittlerer Stufe erhitzen. Knoblauch, Biber salcasi, Tomatenmark, Koriandersamen, Kreuzkümmelsamen und schwarzen Pfeffer 3 Minuten anbraten. Tamarindenmark ausdrucken und Tamarindenmark, Zucker, Petersilie und 400 ml kochendes Wasser in die Soße rühren. Salz nach Geschmack hinzufugen.

Den Ofen auf 190 °C Ober-/Unterhitze (Umluft: 170 °C,) vorheizen.

Tepsi aufbauen: Boden der Ofenform mit der Soße bedecken und darauf abwechselnd Zwiebel, Tomate, Auberginen, Kartoffel und Paprikaschote überlappend einlegen. Tepsi mit dem restlichen Olivenöl bestreichen.

Tepsi mit Alufolie bedecken und Deckel auf die Ofenform aufsetzen. 30 Minuten bei 190 °C Ober-/Unterhitze (Umluft: 170 °C) auf der mittleren Schiene backen (viel bei uns aus). Folie und Deckel entfernen und nochmals 20 Minuten (ich habe den Ofen nicht vorgeheizt und den Auflauf und die Temperatur nach ca. 15- 20 Minuten auf 200 °C erhöht, insgesamt war der Auflauf ca. 35 Minuten bei mir im Ofen, weil das Gemüse im Airfryer schon gar frittiert war). Das Tepsi ist fertig, wenn die Kartoffeln (dafür die Kartoffelscheiben als letztes auflegen – sonst werden sie durch die Soße wieder weich – und noch mal leicht mit Öl bestreichen, falls nötig.) goldbraun und die Auberginen weich geworden sind.

Zubereitungszeit: 1 Stunde u. 10 Minuten

Garzeit: 50 Minuten

Maqluba

© Elza Jo Tratlehner/Riva Verlag

Quelle: Sara Shawkat: Noomi

Eine inspirierende Reise durch die Küche des Iraks

Fotos: Elza Jo Tratlehner

Riva Verlag

Preis: 25,– €

Maqluba ist in vielen arabischen Ländern traditionell verankert, man findet ihn auf dem gesamten arabischen Kontinent – entweder mit Fleisch oder wie hier als vegetarische Variante. Dieser Klassiker war schon immer One-Pot auf Arabisch, primär aus Geschmacksgründen und nicht weil es schnell gehen soll. Bei der Zubereitung dieses Reisgerichts im Kopfstand kommt das Gemüse unten in den Topf. Sara Shawkat hat sich mit ihrem Rezept für traditionelle Gemüse entschieden, es lässt sich aber nahezu alles verwenden, was der Kühlschrank hergibt. Gemüse wie Pastinaken, Kohlrabi, Kürbis, Karotten, Süßkartoffel und Tomate eignen sich ebenfalls sehr gut dafür. Ein schwerer Topf mit einem dicken Boden ist bei allen Reisgerichten praktisch, in diesem Fall hilft er, das Gemüse gleichmäßig zu garen, rät sie. Der imposante Eintopf hat uns ganz wunderbar geschmeckt, das frittierte Gemüse in ihm macht Sinn und ist die Mühe unbedingt wert, außerdem rate ich zu einem Topf mit intakter Beschichtung, dann klappt es am Ende mit dem Stürzen ohne Probleme und das gute Stück kann in seiner ganzen Pracht serviert werden!

Gerne weitere Tipps & Infos dazu in meiner folgenden Kochbuch-Rezension!

Zutaten (für 4 Personen):

1 Aubergine, in dünne Scheiben geschnitten

1 EL Salz, gegebenenfalls weiteres Salz nach Geschmack

400 g Basmatireis

1 EL (bei mir weniger) Instant-Gemüsebrühe

Öl zum Frittieren

2 Kartoffeln, in dicke Scheiben geschnitten

½ Blumenkohl, in große Röschen zerteilt

1 Zucchini, in dicke Scheiben geschnitten

4 EL Olivenöl

2 Zwiebeln, in Ringen

4 Knoblauchzehen, gepresst

3 EL Tomatenmark

400g gewürfelte Tomaten, aus der Dose

3 TL schwarze Pfefferkörner (auf 1 – 1 ½ TL angepasst), fein gemahlen

3 TL Currypulver

3 TL Koriandersamen, geröstet, fein gemahlen

2 schwarze getrocknete Limetten, in kleine Stücke gebrochen

200 g gekochte Kichererbsen (ca. 100g getrocknet)

Zubereitung:

Auberginenstücke in eine Schüssel mit reichlich Wasser und 1 EL Salz geben. Einen Teller mit etwas kleinerem Durchmesser als die Schüssel daraufstellen und beschweren, sodass die Auberginen gut unter Wasser bleiben. 30 Minuten stehen lassen.

Reis in einer großen Schüssel unter lauwarmem fließendem Wasser spülen, bis das Wasser klar aussieht. 10 Minuten in lauwarmem Wasser einweichen und danach in ein Sieb abgießen. Instant-Brühe über den Reis krümeln oder streuen und nach Geschmack salzen.

In der Zwischenzeit in einem (Frittier-)Topf Öl zum Frittieren auf 170°C erhitzen. Auberginen gut ausdrücken, bis keine Flüssigkeit mehr austritt. Auberginen- und Kartoffelstücke in ca. 6 Minuten goldbraun frittieren und nach der Hälfte der Zeit wenden. Blumenkohl und Zucchini nacheinander in ca. 5 Minuten goldbraun frittieren. Alles auf Küchenpapier abtropfen lassen.

Für die Soße das Olivenöl auf mittlerer Stufe erhitzen. Zwiebel und Knoblauch darin in 3 Minuten glasig anbraten. Tomatenmark, gewürfelte Tomaten, schwarzen Pfeffer, Currypulver, Koriandersamen, schwarze Limette und 2 EL Wasser hinzufugen und weitere 4 Minuten braten.

Einen Topf auswählen, in dem die Maqluba aufgebaut wird (siehe oben) und den Boden mit einer Schicht Reis bedecken, gefolgt von Gemüse und etwas Soße. Nun immer im Wechsel etwas Reis, Kichererbsen und Soße und eine Lage Gemüse aufeinanderschichten. Alles gut andrücken und die Maqluba mit dem Löffelrücken glattstreichen. Den Topf aufsetzen, das kochende Wasser hinzugeben und alles zum Kochen bringen. Hitze verringern und ein sauberes Geschirrtuch über den Topf legen. Deckel auflegen und die Geschirrtuchenden um den Griff des Deckels wickeln. Den Reis auf niedriger Stufe in 18 Minuten gar kochen. Nach 18 Minuten kontrollieren, ob noch viel Wasser zu sehen ist – in diesem Fall den Deckel während der letzten 5 Minuten nicht auflegen. Nach ca. 23 Minuten vom Herd nehmen und den Reis mit aufgelegtem Deckel noch 10 Minuten dämpfen.

Zum Servieren eine große flache Schale kopfüber auf den Topf legen. Eine Hand auf die Schale legen, die andere befindet sich unter dem Topfboden, gut festhalten und in einer einzigen schnellen Bewegung Topf und Schale umdrehen. Auf den Tisch bringen und Topf von der Maqluba abnehmen. Mit Mandeln und Petersilie garnieren.

Zubereitungszeit: 1 Stunde

Georgina Hayden: Nistisima

Georgina Hayden: Nistisima
Traditionell, mediterran, vegan.
Fotos: © Kristin Perers, Rezepte und Texte: Georgina Hayden

Dorling Kindersley Verlag

Preis: 29,95 €

Worum geht’s?

Das griechische Wort nistisima bedeutet »Fastenspeisen«. Das sind Gerichte, die keine tierischen Produkte enthalten und den Fastenregeln der orthodoxen Kirche entsprechen. Dies ist der Aufhänger für Georgina Hayden‘s neuestes Kochbuch, dass überlieferte pflanzliche Rezepte featured. Denn trotz der allgegenwärtigen Fleischspieße, für die die griechisch-zypriotische Küche berühmt ist, fasten orthodoxe Gläubige tatsächlich bis zu 200 Tage im Jahr.

Die Idee zu Nistisima kam der Rezeptentwicklerin bei ihren Recherchen für ihr vorheriges Buch „Taverna“, das sich um Zypern, ihre Familie und all die wunderbaren Rezepte dreht, die ihr anvertraut wurden. Beim Aufschreiben erkannte Georgina, wie viele Rezepte davon mit dem griechisch-orthodoxen Kalender zusammenhängen. Die Mahlzeiten, mit denen Hayden aufgewachsen ist, richteten sich nach den Fastenregeln der orthodoxen Kirche: an manchen Tagen wurden keine Milchprodukte, weder Fleisch noch Fisch, an anderen kein Olivenöl oder Wein verzehrt. Als Kind hat Georgina nie hinterfragt, warum es zu Hause unzählige Kuchenrezepte mit Öl, aber ohne Eier gab, oder warum die Familie »Milch« aus Mandeln trank, übrigens lange bevor sie in den hippen Szenecafés angeboten wurde.

„Für mich ist Fasten weder eine Crash-Diät noch eine Modeerscheinung.  Fasten ist Teil meiner Kultur, und die Fastenregeln geben diesem Buch –  und wohl auch meinem Leben – einen Rahmen“ – Georgina Hayden

Wer ist die Autorin?

© DK Verlag/Kristin Perers

Georgina Hayden wuchs über der griechisch-zypriotischen Taverne ihrer Großeltern auf und entwickelte so die Liebe zum Kochen und zum Geschichtenerzählen. 12 Jahre lang war sie Teil des Food-Teams von Jamie Oliver, wo sie Rezepte entwickelte und für TV, Werbung und Magazine schrieb. Heute arbeitet sie als Köchin, Autorin und Stylistin und lebt mit Mann und Kindern in London.

Wie sieht es aus?

Perfekt Match!

Hayden hat schon mit „Taverna“ ihren eigenen Stil gefunden, wie dort setzt sie beim Food-Styling für ihre umsichtig recherchierten und kuratierten Fasten-Speisen auf Nachhaltigkeit. Alles was sie dafür an Geschirr oder Tischdecken verwendet, hatte schon ein Leben vorher und stammt offenbar entweder aus dem familiären Fundus oder ist auf dem Flohmarkt erstanden. Mir gefällt das sehr, denn es liefert den perfekten Rahmen für die überlieferten traditionellen Rezepte!

Was ist drin?

Pflanzliche Ernährung jenseits von Moden und Trends und eingebettet in den Fasten-Kontext!

Die sympathische und stets authentische Autorin hat für dieses Kochbuch nicht nur die Küchen-Kladde der Soukrates Family für uns geöffnet, sondern sehr viel recherchiert: Pandemie bedingt sich häufig via Zoom mit Menschen aus aller Welt zusammen geschaltet, um zu lernen mit welchen Lieblings-Gerichten orthodoxe Gläubige durch eine Zeit des bewussten Verzichts trotzdem lecker kommen. Dadurch wird der kulinarische Kosmos jenseits der tradierten griechisch-zypriotischen Fastenspeisen, mit denen Hayden durch ihre beiden yiayias (Großmütter) verbunden ist, spannend erweitert:

Neben Falafeln, Hummus & Co, die viele abholen – hier jedoch immer eine Variante/Komponente mit Twist enthalten, (z. B. Grünes Taboulé, Bohnenfalafel aus  griechischen Fava-Bohnen, Muhammara mit geröstetem Knoblauch), hat dieses Kochbuch viele Fasten-Klassiker,  nicht nur adoptiert, sondern die Rezepte gingen durch die erfahrenen Hände einer Profi Rezept-Entwicklerin, die von sich sagt, dass sie fest davon überzeugt ist, dass man Rezepte nicht einfach aus dem Internet kopieren kann. „Georgie“ wollte von den Menschen direkt erfahren, was die jeweiligen Rezepte für deren kulinarische Identität bedeuten, sonst kann man sich ihrer Ansicht nach, diesen nicht respektvoll und seriös annähern.

Persönlich gefiel mir, dass die versierte Autorin den Mix beherrscht, ihre Röstkartoffeln mit Koriander und Oliven und besonders die Hummus-Suppe schmeckten uns fabelhaft und sind absolut Feierabend tauglich.

Überall wo ein Rezept nach Hülsenfrüchten als Zutat fragt, wird wo möglich, die Variante aus der Dose angeboten. Wenn es um traditionelle Fasten-Speisen geht, sollte das mit Rücksicht auf die Authentizität der Speisen für mich jedoch immer der Plan B sein. Bei Georgina merke ich, bin ich hinsichtlich des Spagats zwischen Tradition und moderner Alltagstauglichkeit in den besten Händen, sie schreibt nicht nur Zutatenlisten runter, sondern erklärt immer wieder gerne in Einschüben und ihren Rezepteinleitungen, auf was zu achten ist, wenn man sich ein wenig von der klassischen Vorlage entfernen muss.

Portionsmäßig denken die Autorin und ihre Rezept-Paten stets ans Aufwärmen, das macht Sinn, beim leckeren Briam (eine Art griechisches Ratatouille) lief bei uns der Backofen 1 ½ Stunden und wir waren mehr als froh, davon noch  weitere Male essen zu können. Traditionelle Küche ob nun vegan oder nicht, ist immer schon praktisch gewesen, heute nennen wir das nur nachhaltig.

Probiert & Verputzt:

Fattet Hummus

© DK Verlag/Kristin Perers

„Fattet Houmous“, das ist knuspriges Pitabrot mit Hummus und Tahindressing und im gesamten Nahen Osten äußerst beliebt. Allerdings variieren nicht nur die Schreibweisen, sondern ebenfalls die Toppings und Bestandteile. Statt Hummus, verwenden arabische Köche gerne auch warme Kichererbsen. Normalerweise gehört eine Joghurt-Tahin-Sauce dazu, aber wenn Georgina Hayden fastet, ersetzt sie diese durch ein einfaches Tahin-Zitronen-Dressing, alternativ empfiehlt sie veganen Joghurt. Wenn man den Hummus selbst herstellt, ist dieser arabische Frühstücksklassiker, alles andere als schnell gemacht, die unterschiedlich Texturen und Komponenten machen daraus jedoch ein spannendes Gaumenerlebnis. – Wir sind richtige Fans von „Fatteh“ geworden!

Röstkartoffeln mit Koriander und Oliven

© DK Verlag/Kristin Perers

Dies ist eigentlich kein traditionelles Fastengericht, aber im Frühling, wenn die neuen Kartoffeln auf den Markt kommen, ist nun mal bei den orthodoxen Christen Fastenzeit, deshalb gehören die würzigen Kartoffeln für Georgina Hayden unbedingt mit ins Nistisima-Kochbuch – Wie für alle griechisch-stämmigen Zyprioten gehören bei ihr Zitronen und Kartoffeln zur kulinarischen DNA! Die Zitronen-Note der Röstkartoffeln wird mit zerstoßenen Korianderkörnern toll verstärkt und die schwarzen Oliven steuern einen interessanten, intensiven Geschmack/Kontrast bei.

Augenbohnen mit Mangold und Zitrone

© DK Verlag/Kristin Perers

Augenbohnen (louvi) sind in der griechisch-zypriotischen Küche ein Grundnahrungsmittel. Zusammen mit Gemüse der Saison kommen sie das ganze Jahr über auf den Tisch. Im Som­mer werden die frisch geernteten Bohnen in ihren Hülsen mit Sommerkürbis (kolokoui) gekocht, in den kälteren Monaten kombiniert man die getrockneten Kerne gern mit Mangold. Dieses Gericht verkörpert alles, was Georgina Hayden an der griechisch-orthodoxen Fastenküche so liebt: Es ist wohltuend, frisch, einfach und preiswert. P.S. Augenbohnen bekommt man im griechischen oder türkischen Geschäft.

Klassisches Hummus

Der Hummus von Georgina Hayden ist wunderbar cremig, ohne zu viel Tahin zu enthalten. Das Geheimnis dahinter, ist die Zugabe der Kochflüssigkeit der Kichererbsen. Unsere Zitrone war groß und sehr ergiebig, wir haben weniger als den Saft einer verwendet.

Briam

Quasi eine Art griechisches Ratatouille, schlicht aber erstaunlich lecker und sehr einfach und unkompliziert in der Zubereitung. Die größere Menge (8-10 Portion) macht unbedingt Sinn!

Revithosoupa: Hummussuppe

In jeder Beziehung ein Knaller-Rezept, dass die klassische Vorlage um Längen schlägt. Tahin statt gekochter Kichererbsen sorgt für viel mehr Geschmack und Zeit sparen wir auch noch. Verblüffend, dass mit ein paar wenigen Zutaten etwas so Leckeres gelingt!

Prebranac: gebackene Bohnen mit Zwiebeln

Ein weiteres Lieblings-Rezept von mir aus „Nistisima“. Das einfache Gericht stammt aus der serbischen Küche: gekochte Butterbohnen, Knoblauch (8!), Zwiebeln (6!), Paprikapulver und Sonnenblumenöl (100 ml) viel mehr braucht es nicht, für dieses wohlschmeckende Gericht. – Dank 1 – 1½ Stunden im Backofen wird daraus eine vorzügliche Speise mit Hülsenfrüchten. Zu zweit haben wir die 8 Portionen ziemlich schnell verdrückt. Auch hier, bitte immer an den Vorrat denken, es lohnt sich!

Fazit: Wertvolles Wissen & spannende Rezepte geschickt und umsichtig kuratiert!

Ich mag es wirklich außerordentlich, wenn Kochbücher nicht nur auf ihre Bildsprache setzen, sonst fällt viel Wesentliches hinten runter. Wissensvermittlung, die Einbettung von Rezepten in den historisch-kulinarischen Kontext sind bei mir immer auf Platz 2 meiner persönlichen Prioritätenliste. Wenn es nur um ein gelungenes Rezept-Foto als Teaser geht, könnte ich mir ja genauso Rezepte beliebig aus dem Netz herunterladen. Auch wenn Georgina Hayden ausdrücklich betont, in „Nistisima“ geht es nicht vordergründig um Religion, hat sie die Chance genützt, die orthodoxen Fastenregeln ein bisschen näher zu erklären. Ungewöhnlich für ein Kochbuch hier jedoch passend und sehr stimmig gemacht. Bei den Rezepten gefällt mir ihre Liebe zum Detail und gleichzeitig das Wissen darum, das Nachkocher eben unterschiedliche Wünsche und vor allem Zeit-Budgets haben. Haydens Ansatz ist traditionell, nicht selten kann sie aber mit ihren Twists, jedoch etwas daraus machen, das eigentlich besser ist als die Original-Vorlage. Für mich steht dafür ihre Hummus-Suppe, die im Original mit Kichererbsen gekocht wird, nicht schlecht, aber eben auch nur das. Der Londonerin ist mit ihrer Abkürzung, die stattdessen Tahin verwendet, nicht nur eine schnellere Variante des Klassikers gelungen, sondern eine, die mich trotz weniger Zutaten, geschmacklich überzeugen konnte und dabei noch ganz zufällig vegan ist. Ein stimmiges Kochbuch, das den Spagat zwischen Tradition und Moderne mit Kompetenz meistert und mir viel Lust auf eine pflanzenbasierte Ernährung macht, weil eben keines seiner tollen Rezepte nachträglich veganisiert wurde.

Augenbohnen mit Mangold und Zitrone

© DK Verlag/Kristin Perers

Quelle: Georgina Hayden: Nistisima
Traditionell, mediterran, vegan.
Fotos: © Kristin Perers, Rezepte und Texte: Georgina Hayden

Dorling Kindersley Verlag

Preis: 29,95 €

Augenbohnen (louvi) sind in der griechisch-zypriotischen Küche ein Grundnahrungsmittel. Zusammen mit Gemüse der Saison kommen sie das ganze Jahr über auf den Tisch. Im Som­mer werden die frisch geernteten Bohnen in ihren Hülsen mit Sommerkürbis (kolokoui) gekocht, in den kälteren Monaten kombiniert man die getrockneten Kerne gern mit Mangold. Dieses Gericht verkörpert alles, was Georgina Hayden an der griechisch-orthodoxen Fastenküche so liebt: Es ist wohltuend, frisch, einfach und preiswert. Ein Teller, der direkt nach Urlaub schmeckt! Am besten passt dazu ein frisch gebackenes Fladen- oder Weißbrot. Das Gericht kann warm oder kalt gegessen werden, sollte jedoch nicht zu heiß serviert werden – gut durchgezogen gewinnt der Klassiker noch mal.

Zutaten (für 4 Personen):

250 g getrocknete Augenbohnen (oder 2 Dosen à 400 g)

2 Zwiebeln

2 Knoblauchzehen

1 Lauchstange

200 g Mangold

75 ml Olivenöl

Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

2 Zitronen

½ Bund glatte Petersilie

einige Stängel Dill

Zubereitung:

Die getrockneten Bohnen in einen großen Topf mit kaltem Wasser geben und aufkochen. 50–60 Minuten kochen lassen, bis die Bohnen weich sind, aber noch etwas Biss haben.

In der Zwischenzeit die Zwiebeln und den Knoblauch schälen und fein hacken. Den Lauch putzen, in dünne Ringe schneiden, in ein Sieb geben und gründlich waschen. Den Mangold putzen, die Stängel in feine, die Blätter in grobe Streifen schneiden. Das Olivenöl in einem zweiten Topf leicht erhitzen. Zwiebeln, Knoblauch und Lauch sowie die Mangoldstängel darin bei mittlerer Hitze etwa 15 Minuten braten, bis das Gemüse weich wird. Dann die Mangoldblätter zugeben und 5 Minuten mitgaren. Die Bohnen abgießen und unter das Gemüse rühren. So viel kaltes Wasser zugießen, bis alles bedeckt ist, und kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Aufkochen, den Deckel auflegen, die Hitze reduzieren und das Ganze 15 Minuten köcheln lassen. Dann den Deckel abnehmen, die Temperatur wieder erhöhen und die Flüssigkeit noch 5 Minuten einkochen lassen.

Die Bohnen sollten jetzt weich sein, und im Topf muss noch etwas Flüssigkeit verbleiben, aber es soll keine Suppe sein. Eine Zitrone auspressen und den Saft zugeben, dann probieren. Falls nötig, weiteren Zitronensaft zugeben. Die Kräuter fein hacken und unterrühren. Das Gericht vor dem Servieren mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Anne-Katrin Weber: Deftig vegetarisch – Alpenküche

Anne-Katrin Weber: Deftig vegetarisch – Alpenküche

Schmoren, Backen, Braten, Rösten, Einlegen

Fotografie: Wolfgang Schardt

Becker Joest Volk Verlag

Preis: 33,– €

Hoch hinaus!

©Frankfurter Kochbuchrezensentin

Die Alpen bilden das höchste Hochgebirge in Mittel- und Südeuropa, der etwa 1.200 Kilometer lange Alpenbogen spannt sich von den französischen Seealpen ganz im Westen bis nach Slowenien im Osten. Ganze acht Staaten sind Alpenanrainer, dazu gehören Frankreich, Italien, Schweiz, Deutschland, Österreich und Slowenien sowie die beiden Fürstentümer Monaco und Liechtenstein. Hohe Berge prägen die imposante Kulisse. Das Vorwort in Deftig vegetarisch – Alpenküche spricht sogar von über 100 „Viertausendern“ in den Alpen.

Aber was bedeuten mir diese imposanten Panoramen? Aufgewachsen im hohen Norden konnte ich lange nichts mit Bergen anfangen, das änderte sich auch nicht wirklich in den Jahren als ich in München zu Hause war. Erst als es mich in die Mitte der Republik verschlug und ich mit einem bekennenden Berg-Liebhaber den ersten Urlaub in den Dolomiten verbrachte, kam schlagartig die Kehrtwende: ich war geradezu schockverliebt in idyllische Almwiesen, die mindestens so gut in Schuss waren, wie anderswo Golfplätze….. Jedoch waren es noch mehr die verlockenden regionalen Spezialitäten der Almhütten wie Tirtlan, Schlutzkrapfen oder Buchweizentorte, die mich den Berg hinauf trieben. Wenn es die oben nicht zur Belohnung gegeben hätte, wäre ich damals vermutlich weiterhin lieber im Tal geblieben….

„Wenn ich an einen Urlaub in den Alpen denke, dann sehe ich nicht die Berge, sondern einen Berg goldgelben Kaiserschmarren vor mir.“ – Anne-Katrin Weber

Wer kocht, stylt und entwickelt?

©Wolfgang Schardt

Die Hamburgerin  Anne-Katrin Weber hat nicht nur eine Familie, die gerne isst, sie hat auch einen großen Freundeskreis, der immer wieder mit Freude, ihre köstlichen kreativen Gerichte genießt. Besonders ihre Ideen für vegetarische vegane Gerichte werden mit Begeisterung verputzt. Anne-Katrin Webers Rezepte sind köstlich, einfach und immer gelingsicher! Nach ihrer Ausbildung zur Köchin, sammelte Weber Erfahrungen in der Sterne-Gastronomie, bevor sie ein Studium der Ernährungswissenschaft anschloss und redaktionelle Erfahrungen sammelte. Seitdem ist Anne-Katrin Weber die Autorin vieler beliebter Koch- und Backbücher, die regelmäßig ausgezeichnet werden und eine begehrte Foodstylistin. An ihrer Arbeit liebt sie besonders die Kombination aus Küche, Schreibtisch und Fotostudio. Mit Wolfgang Schardt setzt sie viele ihrer Projekte fotografisch um und betreibt gemeinsam mit ihm den Food-Blog  www.veggielicious.de. Hier können die beiden ihre Liebe zu Tomaten, Kürbis und weiterem Grünzeug so richtig ausleben.

Was ist drin?

Bildgewaltig und geschmackvoll!

Beim ersten Blättern bin ich sehr angetan, wie bildgewaltig dieses Kochbuch daher kommt: Marianne und Herrmann, die eine Alpe am Rand des Allgäu betreiben, kann ich direkt bei der Käseherstellung bewundern. Die Milch stammt natürlich von ihren Kühen, dass sie beim Besuch der Autorin, beim Frühstück sitzen, nur eine Rand-Notiz. Ich bin allerdings sehr beeindruckt, als ich lese, dass die beiden vor dem Frühstück schon 34 Kühe gemolken und versorgt haben. Die Fotos von Wolfgang Schardt sind reduziert, klar und die Landschaftsfotos unaufgeregt, ohne jeglichen Kitsch. Wenn man bedenkt, dass das sogenannte „Mood“ im Kochbuch inzwischen häufig von Foto-Datenbanken kommt, wird hier Stimmung sehr geschmackvoll eingebracht – wirklich ein Augenschmaus!

Moderne Alpenküche für zu Hause und für viele Gelegenheiten

Es ist nicht das erste Kochbuch, das mir Spezialitäten aus den Alpen vorstellt, Anne-Katrin Weber hat für ihr Alpenkochbuch jedoch einen konkreten Plan gehabt, der für eine sehr tradierte Küche heute einfach mehr Sinn macht:

70 vegetarische Alpen-Klassiker wurden von der erfahrenen Hamburger Rezept-Entwicklerin in gelingsichere Zubereitungen transkribiert. Es gibt „Knödel und Pasta“ (z. B. Gefüllte Kürbisknödel mit Nuss-Kürbiskern-Öl, Ravioli mit Rote-Bete- Füllung und Mohnbutter), „Brotzeit und Salat“ (Röstbrot mit Eierschwammerln, Wildkräutersalat mit Ziegenkäse und Johannisbeer-Dressing), „Suppe und Eintopf“ (Hüttensuppe, Allgäuer Käsesuppe mit Brezelchips“), es wird geschmort, gebraten und gebacken“ (Spinat-Crespelle, Kürbis-Polenta mit Ofentomaten). Auf „Mehlspeisen und Desserts“ (slowenischer Nuss-Hefe-Kuchen, Buchteln mit Vanillesauce) oder ein uriges Brot (Walnuss-Emmer-Brot) müssen wir bei Frau Weber ebenfalls nicht verzichten. Sich deshalb aber gleich mit sperrigen Sauerteig abmühen, das wollen wohl zunächst die wenigsten, die sich nach einem erholsamen Urlaub in den Bergen nur ein bisschen Alpenfeeling mit in die heimische Küche mitnehmen wollen.

Die Herausforderungen für ein modernes Kochbuch zur Alpenküche sind also vielfältig, es darf die Klassiker nicht vergessen, denn genau die sollen uns ja an das herrliche kulinarische Angebot der Hütten aus dem Wanderurlaub erinnern, muss außerdem bei jedem Rezept unsere Fertigkeiten gut einschätzen können und ggf. aushelfen. Und eigentlich sollte ein solches Kochbuch nicht nur vegetarisch sein, sondern bei den Klassikern auch mal vegan (z. B. Semmelknödel mit Pilzrahmsauce, Kürbissuppe mit Kürbiskern-Cremolata u. Kernöl, Wirsingstrudel oder Linzer Törtchen und Zwetschgen-Knödel) können. Wer diese Schablone über die Vielzahl der Alpenkochbücher legt, wird es sehr schwer haben, weiteres zu finden, das sich nachhaltig gut dort einpasst. Besonders wenn man sich außerdem an sehr schönen und geschmackvollen Fotos aus den Alpen ergötzen möchte!

Probiert & Verputzt:

Kaspressknödel mit Salat

©Wolfgang Schardt

Brot wird in unserem Haushalt immer bis auf den letzten Krümel verbraucht, mit Semmelknödel kennen wir uns gut aus. Und bitte, dafür braucht kein Mensch gekauftes Knödelbrot! Die Kaspressknödel waren noch besser! Von Anne-Katrin Weber lerne ich, dass der Käse ausschlaggebend ist, ob die Knödel gut oder so richtig gut schmecken. Wir haben uns für einen sehr würzigen Bergkäse entschieden. Der mit vielen Kräutern gewürzte Salat (bei uns frischer Majoran) war eine schöne Ergänzung dazu, die auch gegen die deftigen Knödel bestehen kann!

Kartoffel-Rote-Bete-Gröstl mit Spiegelei

©Wolfgang Schardt

Tiroler Gröstl ist der Inbegriff der österreichischen Hausmannskost und wird gern auf den Hütten angeboten. Hier werden die knusprig gebratenen Kartoffeln zusammen mit roter Bete und gebratenem Spiegelei serviert. Die herzhafte Note  dieses Gericht wird durch viel Majoran (wichtig!) und gemahlenen Kümmel schön verstärkt, sieht hübsch aus und schmeckt lecker. – Mit Räuchertofu wird der Klassiker in der vegetarischen Version deftiger- danke für den Tipp! Uns hat diese Variante überzeugt, besonders weil ich im Moment jede Menge guter Gründe habe, deutlich gesünder zu essen.

Schupfnudeln mit Mangold

©Wolfgang Schardt

Die herzhaften Schupfnudeln werden hier optisch mit buntem Mangold aufgepeppt und mit getrockneten Tomaten kombiniert, das verleiht den deftigen „Kartoffelnudeln“ etwas südländische Leichtigkeit. Gewürzt wird neben Knoblauch mit Chiliflocken und Zitrone, eine feine Ergänzung, die gut dazu passt!

Kürbissuppe mit Kürbiskern-Cremolata u. Kernöl

Kürbissuppen hatte ich schon einige, wer nicht! Den Anstoß zu diesem veganen Rezept, gab tatsächlich, dass es sich um eine vegane Variante handelt. Nicht ganz freiwillig muss ich meine Ernährung nachhaltig umstellen und habe in der Testphase plötzlich meine Vorlieben nachhaltig ändern müssen. Gefallen hat uns, dass der hinzugefügte Orangensaft, dieser Kürbissuppe eine fruchtig elegante Note verleiht und die sehr schön abgestimmte Cremolota kann diesen Eindruck noch steigern. Wirklich gerne wieder – auch als vegane Kürbissuppe!

Fazit: Alpen-Feeling für zu Hause, stimmungsvoll, gelingsicher und modern umgesetzt!

An diesem Kochbuch gefällt mir zu einem die Rezeptauswahl, die zwar stark von Südtiroler Klassikern geprägt ist, aber sinnvoll und spannend mit Spezialitäten anderer Alpen-Anrainer ergänzt und erweitert wurde. Der Fotograf zeigt außerdem bildgewaltig wie man Berg-Panoramen ohne Kitsch geschmackvoll präsentieren kann. Anne-Katrin Weber hat mit viel Erfahrung und Kreativität ihren Alpen-Rezepten eine rein vegetarische und manchmal sogar vegane Handschrift angedeihen lassen. Das ist modern und zeitgemäß und eigentlich überfällig! Eine Kochbuch Empfehlung für Freunde der Alpenküche, die aus der Fraktion Vegetarisch/Vegan kommen und Wert darauf legen, dass eine Autorin außerdem gut einschätzen kann, wo sie mit ihrer Rezeptentwicklung das eine oder andere einfacher machen kann und es trotzdem lecker und spannend bleibt. Hört sich vielleicht einfach an, benötigt aber tatsächlich eine sehr gute Kenntnis der Zielgruppe und absolutes Händchen. Persönlich kann ich hinzufügen, dass ich während der Testphase erfahren habe, dass ich meine Ernährung nachhaltig zu gesund umstellen muss. Bei Frau Webers veganen Rezepten aus den Alpen haben wir absolut nichts vermisst, deshalb sehr gerne wieder so!

Schupfnudeln mit Mangold

© Wolfgang Schardt

Die herzhaften Schupfnudeln werden hier optisch mit buntem Mangold aufgepeppt und mit getrockneten Tomaten kombiniert, das verleiht den deftigen „Kartoffelnudeln“ etwas südländische Leichtigkeit. Gewürzt wird neben Knoblauch mit Chiliflocken und Zitrone, eine feine Ergänzung, die gut dazu passt!

Quelle: Anne-Katrin Weber: Deftig vegetarisch – Alpenküche

Schmoren, Backen, Braten, Rösten, Einlegen

Fotografie: Wolfgang Schardt

Becker Joest Volk Verlag

Preis: 33,– €

Zutaten (für 4 Personen):

800 g mehligkochende Kartoffeln

300 g Weizenmehl (Type 550)
oder Dinkelmehl (Type 630) plus etwas mehr zum Bestäuben

Salz

schwarzer Pfeffer aus der Mühle

2 Prisen frisch geriebene Muskatnuss

2 EL Olivenöl

Für das Gemüse

500 g Mangold

1 Zwiebel

2 Knoblauchzehen

8 getrocknete Tomaten (in Öl eingelegt)

4 EL Olivenöl

1 TL Chiliflocken

1–2 EL Zitronensaft

Salz

schwarzer Pfeffer aus der Mühle

60 g Semmelbrösel

Zubereitung:

Für die Schupfnudeln die Kartoffeln waschen und je nach Größe 20–25 Minuten kochen, bis sie weich sind. Abgießen, pellen, entweder durch die Kartoffelpresse drücken oder fein zerstampfen. Mehl einarbeiten, bis die Masse formbar ist, dann mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss herzhaft würzen.

Reichlich Salzwasser in einem großen Topf zum Kochen bringen.

Den Kartoffelteig vierteln und auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche jeweils zu etwa 2 cm dicken Rollen formen. Die Rollen in fingerbreite Stücke schneiden und jedes Teigstück zu fingerlangen, an den Enden leicht spitz zulaufenden Würstchen formen.

Schupfnudeln portionsweise ins siedende Wasser geben. Sobald das Wasser wieder kocht und die Schupfnudeln an die Oberfläche steigen, die Hitze reduzieren und 2 Minuten gar ziehen lassen. Mit einer Schaumkelle aus dem Wasser heben, abtropfen lassen und die Schupfnudeln zum Trocknen auf ein Küchentuch geben.

Für das Gemüse den Mangold putzen, waschen und trocken schütteln, die Blätter von den Stielen trennen. Stiele in fingerbreite Stücke, Blätter in je drei bis fünf Streifen schneiden. Zwiebel schälen und in dünne Spalten schneiden. Knoblauchzehen schälen und fein hacken. Tomaten klein hacken. 

2 EL Öl in einem Topf erhitzen, Mangoldstiele und Zwiebeln darin etwa 5 Minuten andünsten. Mangoldblätter, Knoblauch, Tomaten, Chiliflocken und Zitronensaft hinzufügen, 200 ml Wasser angießen und noch 3–5 Minuten dünsten, bis das Gemüse gar ist, dabei salzen und pfeffern.

In der Zwischenzeit restliches Öl in einer kleinen Pfanne erhitzen und die Semmelbrösel darin bräunen.

Parallel dazu das Öl für die Schupfnudeln in einer großen Pfanne erhitzen und die Schupfnudeln darin rundum goldgelb anbraten.

Schupfnudeln und Mangoldgemüse auf vier Teller geben und die Semmelbrösel darüber verteilen.

Veggie-Tipp: Für vegetarische Schupfnudeln die Kartoffelmasse aus 1 kg mehligkochenden Kartoffeln, 3 Eigelben (Größe M) und 200 g Mehl zubereiten und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen.

Kartoffel-Rote-Bete-Gröstl mit Spiegelei

©Wolfgang Schardt
 

Quelle: Anne-Katrin Weber: Deftig vegetarisch – Alpenküche

Schmoren, Backen, Braten, Rösten, Einlegen

Fotografie: Wolfgang Schardt

Becker Joest Volk Verlag

Preis: 33,– €

Tiroler Gröstl ist der Inbegriff der österreichischen Hausmannskost und wird gern auf den Hütten angeboten. Hier werden die knusprig gebratenen Kartoffeln zusammen mit roter Bete und gebratenem Spiegelei serviert. Die herzhafte Note  dieses Gerichts wird durch viel Majoran (wichtig!) und gemahlenen Kümmel schön verstärkt, sieht hübsch aus und schmeckt lecker! – Mit Räuchertofu wird dieser Klassiker in der vegetarischen Version deftiger – danke für den Tipp.

Zutaten (für 4 Personen):

Für 4 Personen

750 g festkochende Kartoffeln

300 g gekochte Rote Beten

(vorgekocht; ersatzweise vakuumverpackte)

1 Zwiebel

2–3 EL Pflanzenöl

Salz

schwarzer Pfeffer aus der Mühle

½ TL gemahlener Kümmel

2–3 EL Majoranblätter

1 EL Butter

4 Eier (Größe M)

Zubereitung:

Kartoffeln waschen und ungeschält je nach Größe 20–25 Minuten gar kochen. Abgießen, kalt abschrecken, pellen und abkühlen lassen.

Die Roten Beten abtropfen lassen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebel schälen und fein würfeln. Kartoffeln in Scheiben schneiden.

Öl in einer großen Pfanne erhitzen und die Kartoffeln darin etwa 10 Minuten von beiden Seiten anbraten. Zwiebeln dazugeben und weitere 5–8 Minuten braten, bis alles knusprig und gut gebräunt ist, dabei ab und zu wenden. Rote-Bete-Würfel hinzufügen, erhitzen, mit Salz, Pfeffer und Kümmel würzen. Majoran untermischen und das Gröstl bei niedriger Hitze warm halten.

In der Zwischenzeit die Butter in einer zweiten Pfanne erhitzen. Die Eier aufschlagen, hineingeben und bei niedriger Hitze braten. Leicht salzen und pfeffern, dann die Spiegeleier auf dem Gröstl anrichten.

Tipp: Das Gröstl wird besonders deftig, wenn du klein gewürfelten Räuchertofu mit der Zwiebel zu den Kartoffeln gibst und zusammen anbrätst.

Zubereitungszeit 25 Minuten plus 20–25 Minuten Garzeit

Nährwerte pro Portion: 303 kcal

F 13 g, KH 35 g, B 6 g, EW 12 g

Nudelsalat mit zweierlei karamellisiertem Schweinebauch

© DK Verlag/Uyen Luu

Quelle: Uyen Luu: Vietnameasy

Dorling Kindersley Verlag

Preis: 24,95 €

Dieser vietnamesische Nudelsalat besteht aus verschiedenen Komponenten: Der süß-würzige gebratene karamellisierte Schweinebauch und/oder die knusprigen Fleischbällchen liegen auf einem Bett aus weichen Reisnudeln (bún) und knackigem, süßsaurem Gemüse mit vielen frischen Kräutern. Dazu gibt es einen warmen nach viel umami schmeckendem Dip aus Fischsauce, Zucker, viel Knoblauch und gehackter Chili, der der Hammer ist!

Uyen Luu arbeitet hier jeweils mit verschiedenen Texturen, der Schweinbauch wird gehackt und zu Fleischbällchen verarbeitet und parallel als Scheiben geschmort. Wir haben es uns einfacher gemacht und nur auf die Fleischbällchen vertraut, den Dip habe ich einfach dazu serviert. Uyen meint jedoch man darf ihn genauso direkt über Nudeln gießen und alles genüsslich schlürfen.

Hat klasse geschmeckt – sehr gerne wieder!

Zutaten (für 4 Personen):

Für die Karamellsauce

60 g Zucker

Für das Fleisch

450–500 g Schweinebauch ohne Schwarte,

fein gehackt oder in der Küchenmaschine

zerkleinert

450–500 g Schweinebauch ohne Schwarte,
in 3 × 1 cm große Scheiben geschnitten

½ EL Erdnuss- oder Pflanzenöl

Für die Marinade

4 Knoblauchzehen, zerdrückt

2 Schalotten, fein gehackt

2 EL Austernsauce

1 EL brauner Zucker

4 EL Fischsauce

1 TL Instant-Brühe (Rinder-, Hühner- oder

Gemüsebrühe, nach Belieben)

½ TL frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Für die Pickles

100 g Karotten, in dünne Scheiben geschnitten

100 g Kohlrabi oder Rettich, in dünne Scheiben

geschnitten

1 TL Meersalz

1 TL Zucker

2 EL Apfelessig

Für die Nudeln

300 g Reis-Vermicelli (s. S. 202)

Für den Dip

80 ml Fischsauce

100 g Zucker

3 Knoblauchzehen, fein gehackt

3 Chilischoten, fein gehackt

Zum Servieren

frischer Salat und frische Kräuter (z. B. Thaibasilikum,

Minze, Koriander oder Perilla)

Zubereitung:

Für die Karamellsauce den Zucker in einem Topf mit dickem Boden bei schwacher Hitze etwa 7–10 Minuten schmelzen, bis er goldbraun karamellisiert, dabei ab und an die Pfanne schwenken. Den Herd ausschalten und – sehr vorsichtig – 75 ml heißes Wasser zugießen. Gut umrühren und die Sauce beiseitestellen.

Gehackten Schweinebauch und Schweinebauchscheiben in zwei verschiedene Schüsseln geben. Alle Zutaten für die Marinade in einer weiteren Schüssel verrühren und gleichmäßig auf die beiden Fleischschüsseln verteilen. Je 2 EL Karamellsauce zugeben und alles gut vermengen. Aus dem gehackten Schweinebauch 5 cm große Fleischbällchen formen und wieder in die Schüssel geben. Fleischbällchen und Schweinebauchscheiben mindestens 2 Stunden oder über Nacht im Kühlschrank marinieren.

In der Zwischenzeit das Gemüse vorbereiten. Karotten und Kohlrabi oder Rettich in einer Schüssel mit dem Salz vermengen und 15 Minuten ziehen lassen – dadurch wird dem Gemüse das Wasser entzogen, und es wird knackiger. Dann das Wasser abgießen, das Gemüse abspülen und überschüssiges Wasser ausdrücken. In einer großen Schüssel das Gemüse mit Zucker und Essig vermengen. Mindestens 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen, damit die Aromen sich vermischen können. Die Nudeln nach Packungsangabe oder wie auf S. 202 beschrieben garen.

Kräuter auf vier tiefe Teller verteilen, Nudeln und die Hälfte der Pickles darauf anrichten. Für den Dip alle Zutaten in eine Schüssel geben und sorgfältig mit 400 ml kochendem Wasser verrühren. Vier kleine Schälchen mit dem Dip füllen. Die restlichen Pickles mit der Flüssigkeit ebenfalls auf die Schälchen verteilen und umrühren. Die Fleischbällchen in einer beschichteten Pfanne ohne Fett bei mittlerer bis starker Hitze etwa 10 Minuten braten, dabei alle 2 Minuten wenden. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.

Das Öl in die Pfanne geben und die Schweinebauchscheiben portionsweise (nicht zu viele) bei mittlerer bis starker Hitze braten, bis sie karamellisiert und goldbraun sind, dabei gelegentlich wenden. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Pfanne nach jedem Bratvorgang auswischen und nur wenig Fett für den nächsten Schweinebauch in der Pfanne zurücklassen. Die Hälfte der Fleischbällchen und Schweinebauchscheiben auf die Teller mit den Nudeln verteilen. Das restliche Fleisch in die Schüssel mit Dip und den Pickles geben.

Vicenzo Buonassisi: Pasta Codex

Pasta total!

Worum geht’s?

Die Wiege der Pasta-Küche liegt zweifelslos in Italien. Auch wenn die Nudelküche heute in vielen Küchen der Welt einen Stammplatz hat, wird diese in Italien geradezu zelebriert, während sie woanders nur eine schnelle Möglichkeit darstellt unkompliziert satt zu werden. Das Nudeln vielleicht doch bereits in China erfunden worden sind, geschenkt, denn es sind definitiv die italienischen Nonnas, die wirklich alles für ihre Pasta tun. Sie jeden Tag wie ein großartiges Geschenk hegen und pflegen und ihr das Beste angedeihen lassen, wie es jede gute Mutter für ihre Kinder tut…

Der Chronist der Pastaküche

Ihr bestmöglicher Chronist ist sicherlich Vincenzo Buonassisi (1918–2004) gewesen, der Anwalt, berühmte Journalist und erfolgreicher Gastronom hat sich in Italien vor allem durch seine zahlreichen Zeitschriftenartikel und Bücher zur klassischen italienischen Küche verdient gemacht. Er galt als einer der führenden kulinarischen Autoritäten und seine Bücher erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit, weil diese ebenso erhellend wie zeitlos sind.

Wer sich dieser Pasta-Bibel nähert lässt sich auf 704 Seiten geballte Pasta-Power mit 1001 Rezepten ein, die mit ihren 1,5 Kilo eindrucksvoll dokumentiert, der bereits verstorbene Mailänder Journalist hat mehr an ein Denkmal als ein Büchlein zur geliebten Nudel gedacht und vermutlich viele, viele Jahre als Chronist der Pasta gedient.

Eine Suchmaschine in Buchform – Alexa gab es 1977 definitiv noch nicht…….

Diese Pasta-Bibel enthalt zahlreiche Rezepte für alle Arten von Nudeln – mit Sauce oder in Suppen, frisch oder getrocknet, mit oder ohne Loch in der Mitte, nackt. Noch nie wurde eine solch umfangreiche systematische Sammlung mit Pasta-Rezepten zusammengestellt, und trotzdem hat dieses traditionelle Pasta-Kochbuch, das nur mit klassischen Illustrationen auskommt, keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Man findet in ihm neben ganz vielen italienischen Nudel-Kreationen ebenfalls Rezepte sowohl für chinesische Nudeln als beispielsweise genauso für osteuropäische Pasta-Gerichte. Die Menge der Variationen und kreativen Twists ist beeindruckend und stammt teilweise von namhaften Köchen und Gastronomen. Dieser Pasta-Codex soll vor allen Dingen beweisen, dass Pasta ein eigenes kulinarisches Universum ist. Sie passt zu jedem Gemüse, jedem Kraut und jeder Art von Fleisch, glänzt ausserdem in zahllosen Kombinationen und dabei ist noch immer kein Ende abzusehen, geschweige denn alles an Möglichkeiten schon ausprobiert worden.

Das Hauptanliegen dieses Buchs ist ein ganz praktisches: Rezepte zu sammeln, die jeden Tag genossen werden können und für Abwechslung sorgen. Der Pasta Codex funktioniert als formidable Suchmaschine in Buchform. Heute würde man dafür vielleicht Alexa befragen, aber weil eben keiner sagen kann, ob Alexa wirklich kochen kann und so intuitiv wie ein italienischer Pasta-Chronist, Zutaten und Zubereitungsmöglichkeiten beherrscht, ist mir in der Küche ein solch imposantes Pasta-Kompendium tausendmal lieber als Alexa! 1001 Möglichkeiten wird auch diese nur schwer, wenn überhaupt toppen können – und dann kommen noch die Varianten dazu!

Die Bandbreite bewegt sich von einfacher Hausmannskost bis hin zu Gerichten, die in Restaurants und Hotels serviert werden. Außerdem soll dieses Buch einen historischen Überblick über die besten kulinarischen Pasta-Traditionen vermitteln. Es enthält ganz schlichte, aber auch sehr aufwendige Gerichte und räumt ganz entschieden und beeindruckend vielfältig mit dem Mythos auf, Pasta sei zwar lecker, aber auch eintönig.

Wie der Codex funktioniert?

Jedes Kapitel beginnt mit den schlichten Rezepten und endet mit den aufwendigeren. Das erste Kapitel enthält Gerichte mit Gemüse, weitere Kapitel enthalten Pasta-Versionen mit Milchprodukten, Eiern, Fisch, Geflügel, Kalb, Rind, Schwein und Wild. Ziel bei jedem Rezept ist es, einen knappen Überblick über die existierenden Versionen des Gerichts zu geben. Einige berühmte Pasta-Kreationen wurden je nach Koch, Region oder Land dutzende Male abgewandelt, Mit dem Pasta-Codex wurde der Versuch unternommen, all diese Varianten zu vergleichen, sie zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen und die sinnvollste Version auszuwählen, um sie mit Anmerkungen und Alternativen zu ergänzen. Würde man all diese Varianten als eigenständige Rezepte einrechnen, enthält dieses Buch vier- bis fünftausend Rezepte. In fast jedem Rezept werden die geeignetsten Pasta-Sorten für das jeweilige Gericht empfohlen. Die goldene Regel ist jedoch, dass die Pasta-Sorte größtenteils austauschbar ist.

Da ein Codex immer nur eine Handlungsmaxime sein möchte, empfiehlt sich dieses Universum der Pasta-Küche nur für erfahrene Pasta-Liebhaber, die entweder Techniken beherrschen oder ergoogeln und beim Lesen einer Zutatenliste, sofort Bilder im Kopf haben und das eine oder andere – wie Italiener halt – antizipieren können.

Fazit: Geballte Pasta-Vielfalt für Hobbyköche mit Erfahrung oder diejenigen, die gerne weiter forschen….

Der Pasta-Codex ist für die traditionelle Pasta-Küche ein epochales Werk, das in 2020 zunächst in den USA wieder entdeckt wurde. Erstmalig erschien dieses zeitlose Kompendium der Pasta bereits in den 70iger Jahren und ist auch in seiner 2021 erschienen Fassung der Inbegriff von Retro-Pasta-Romantik.

Das ein solches Werk keine Fotos braucht, versteht sich von selbst und haben Marianne Kaltenbach oder Marcella Hazan allen Pasta-Freunden längst bewiesen!

Ich selbst freue mich sehr über diesen Klassiker in meinem Kochbuch-Regal, Pasta liebt Vielfalt und braucht für mich eigentlich kein modernes make over bei der entsprechenden Begleitung. Wenn ich mehr zu Zubereitungs-Techniken – beispielsweise bei selbstgemachter Pasta wissen will, frage ich sowieso zusätzlich zum jeweiligen Rezept stets Google. Die Anschaulichkeit bei dieser komplexen Küchenarbeit, die mir Youtube & Co anbieten, können selbst die detailliertesten Rezepte nicht liefern. Was extrem schade ist, das der Rezeptindex für dieses Kompendium nur eine Sortierung nach Nudelsorten und nicht nach Zutaten vornimmt, auch wenn Register bei so umfangreichen Büchern viel Fleißarbeit bedeuten, hätte es die Neuauflage extrem aufgewertet!

Wer weder Retro-Romantik noch Google beim Kochen mag, gehört für mich nicht in die Zielgruppe für dieses traditionelle Pasta-Kompendium.